Sie kommen aus Schweden und legen in verschiedenen Häfen an, um diverse Festivals im Sturm zu erobern. Obwohl sie sich schon 2008 gründeten, schafften sie es erst in den vergangenen fünf Jahren auch in Deutschland Fuß zu fassen. Dabei erfreuen sich gerade in unseren Gewässern Piraten der größten Beliebtheit. Eine Reise durch das 17. Jahrhundert, das Träumen von Tortuga im Fluch der Karibik Stil und eine Flasche Rum in der Hand. Was für viele ein Traum bleibt, ist für Ye Banished Privateers Realität. Sie leben ihr Piratenleben auch wenn sie gerade kein Schiff sondern ein Flugzeug als Transportmittel nutzen. Durch authentische Outfits und ihre ehrliche Musik, haben sie sich mit den CDs Songs and Curses und The Legend of Libertalia in die Herzen der deutschen Fans gefressen und sind dort nicht mehr wegzudenken. Der beste Beweis dafür sind die gut besuchten Konzerte auf dem MPS oder das Fanclub Konzert, das am 24.06. in Hamm stattfand. Nun sind die schwedischen Piraten mit einem neuen Album zurück. First Night Back In Port wird am 30.06. via Napalm Records erscheinen und wir sagen euch nun schon, ob sich die Scheibe lohnt.

Das neue Album beginnt mit der einfühlsamen Ballade „Annabel“, das zunächst mit Wellenrauschen, Möwen und einer einsamen Cajon beginnt. Der weibliche Gesang arbeitet sich im Laufe des Intros in den Vordergrund und wird in den Zwischenzeilen und im Refrain dann von einem mehrstimmigem Chor begleitet. Sanfte Flötentöne und Geigen begleiten den Song schließlich, bis der Gesang alleine den Track beendet. Durch die Mehrstimmigkeit fühlt man sich gleich in eine vollbesetzte Taverne versetzt, in der die Geschichte der Annabel erzählt wird. Wirklich an den Tresen geht es dann mit dem flotteren Stück „A Night at Schwarzer Kater“, in dem es um zu viel Kirschbier und einen Blackout geht. Die Schenke Zum Schwarzen Kater ist durch das MPS bekannt, an der die Privateers gerne mal den Abend ausklingen lassen. Klar benötigt dieser Ort dann natürlich auch einen Song, der auf dem MPS selbst auch schon in der Vergangenheit öfter mal gespielt wurde. Musikalisch ist der Track eher ruhig, wird aber durch Peters rauchiger Stimme und dem mehrstimmigem Refrain dominiert. Es herrscht zwar Kater-Stimmung, aber zum Singen und für einen weiteren Rum ist immer Zeit.

Heiß her geht es dann mit dem Titelsong des Albums „First Night back in Port“, das gleich zu Anfang mit rasanten Geigentönen und rhythmischen Klängen besticht. Die Privateers haben angelegt und feiern ihre erste Nacht im Hafen mit einem ausschweifenden Gelage. Es klingt geradezu so, als wäre man direkt in die Party hineingefallen. Dass es sich um ein Studio-Album handelt, hört man mit keinem Ton. Vielleicht ist aber auch die Taverne das Studio? Mit dem 360 Grad Video zu diesem Song kann man jedenfalls ein wenig in die Feierei eintauchen und Teil der Crew werden. Etwas ruhiger, aber nicht weniger tanzbar wird es dann mit „All the Way to Galway“, das in den Refrains einen geradezu melancholischen Touch hat. Hier verbinden sich piratige Attitüden mit irischen Traditionals.
Ein ebenfalls bereits bekannter Song kommt in Live-Manier nun auch in die heimischen Wohnzimmer. Evas fast schon heiserer Gesang leitet „Cooper’s Rum“ ein, der dann von dem mehrstimmigen Chor aller Privateers begleitet wird. Der Refrain lässt sich wohl schnell mitsingen und wessen Füße bei dem eindringlichen Takt noch still stehen, hatte wohl einen Rum zu viel.

Wieder etwas ruhiger und geradezu wehmütig kommt „Skippy Aye Yo“ daher. Ganz sanfte Mandolinen- und Geigentöne und ein leiser Chor im Hintergrund begleitet den Gesang. Aus dem ganzen Song schreit geradezu die Sehnsucht. Sehnsucht nach dem Meer, nach einer Frau, nach Ruhe oder doch nach Abenteuer? Eine beschwingte Reise in das verheißungsvolle Amerika gibt es dann jedenfalls mit „I Dream of You“, das musikalisch in den Strophen und in den Refrains fasst wie zwei ineinander verschachtelte Songs wirkt. Auf der einen Seite steht die Vorfreude, die Abenteuerlust und auch irgendwie die Ungewissheit. Auf der anderen Seite steht das, was zurückgelassen wurde, die Liebe, die Familie und die Sicherheit. Die ganze Geschichte erfahrt ihr in einem brandneuen Lyric-Video.
Mit „A Declaration of Independence“ wird das Sehnsuchts-Thema dann auch gleich wieder neu aufgenommen. Der Song beginnt mit einem Gewitter und einem einsamen Sänger, der die Freiheit sucht. Musikalisch und textlich wird ein eindeutiges Bild gezeichnet und beim Hören erscheint einem beinahe ein Film vor dem inneren Auge abzulaufen. Besonders, als wieder der mehrstimmige Chor einsetzt, kann man sich in den Freiheitswunsch besonders gut hineinversetzen. Die Aufforderung zum Schluss, sich gegen den Governor aufzulehnen, erinnert dann schließlich an den älteren Song „Bout me Father“. Die Revolte kommt hier allerdings nicht. Stattdessen wird die Ballade „For a Fragile Moment’s Ease“ angeschlossen, die eine gegenteilige Idylle zu projizieren scheint.

Die Band und auch der Fanclub stellt sich seit einiger Zeit mit einem ganz bestimmten Song vor. Nun hat es dieses Lied auch auf das Album geschafft, denn schließlich soll jeder wissen „We Are Ye Banished Privateers“! Lauscht man zu Beginn noch der Geschichte der Privateers, ist man spätestens nach dem zweiten Refrain ein Teil der Crew und singt lautstark mit. „Bosuns Verses“ entführt einen dann wieder an Deck eines Schiffes. Geheimnisvoll mutet das Intro noch an, doch das kehrt sich schnell um und der Hörer ist sofort in die Geschichte des Bootsmannes verstrickt. Nautische Klänge schallen auch aus den heimischen Boxen als schließlich „Estindiamen“ schallt. Geigen und ruhige Klänge verbinden sich hier mit weiblichem Sologesang und einer singenden Crew im Refrain. Insgesamt bleibt der Track allerdings so ruhig, dass er eher zum träumen und sich sanft wiegen einlädt als zum beschwingten Tanzen.
Bevor man allerdings wieder tanzend alle Sorgen vergisst, sollte man mit „Devil’s Bellows“ erst die letzte durchzechte Nacht überwinden. Hört ihr den Teufel rufen, während der Song musikalisch polkaähnlich durch den Raum schwebt? Falls nicht, hört ihr bei „Ringaroo at Cooper’s Inn“ auf jeden Fall ein Baby schreien und das Schlaflied, das textlich so gar nichts kindliches an sich hat. Das Spinett und das sanfte Duett erwecken ein eher trauriges Gefühl, doch jeder der schon auf einem Konzert der Privateers war, weiß, dass das ‚Baby‘ meist eine Flasche Rum birgt und der Tag damit wieder gerettet ist.
Der letzte Track „Mermaid’s Kiss“ wiederum ist genau eine solch traurige Ballade, sodass das Album endet, wie es begonnen hat: Sanft, ruhig, entspannt und träumerisch. Das Meeresrauschen zum Schluss führt noch zu einem Hidden Track, wie man es schon von den beiden vorherigen Alben kannte.

Fazit: „First Night back in Port“ knüpft nahtlos an „Songs and Curses“ und „The Legend of Libertalia“ an. Viele Songs sind den eingefleischten Privateer-Fans zwar schon bekannt gewesen, doch ein paar Songs konnten dann doch überraschen. Drei dieser Tracks wurden beispielsweise auf dem Fanclub Konzert in Hamm zum ersten Mal gespielt. Doch auch diese Songs konnten sowohl live als auch auf CD durchaus überzeugen. Natürlich sind die Piraten aus Schweden nicht jedermanns Sache, doch wer auf Folk und Piraten steht, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen. Es gibt eine gesunde Mischung aus tanzbaren Rhythmen, beschwingten Klängen, viele verschiedene Instrumente, die perfekt aufeinander abgestimmt werden und gefühlvolle Gesänge. Seien es nun Balladen oder Sauflieder. Die Ye Banished Privateers wissen wie man Emotionen in Musik packt und gleichzeitig authentisch wirkt. Denn auch das dritte Album der Band hat keinen simplen Studio-Charakter. Viel mehr wirkt es, als stammten die Songs direkt aus der Taverne oder seien tatsächlich an Bord eines Schiffes aufgenommen worden. Daumen hoch für dieses tolle Album!