Weh, das klingt zunächst einmal nicht wie eine Band. Hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich allerdings Allround-Talent Erik Evju aus Norwegen, der den norwegischen Folk neu definiert. Auf seiner Facebook-Seite definiert er seinen Stil als Dark Acoustic Neofolk, den er seit über einem Jahrzehnt perfektioniert hat. Auch gibt er dort an, alle seine Instrumente und die Vocals selbst einzuspielen, was man beim Hören seiner Musik kaum glauben mag. Am 04. Dezember veröffentlichte er via Soulseller Records sein neues Album, das insgesamt acht neue Tracks beinhaltet und den Namen „Ingenmannsland“ trägt. Wir haben uns das Album einmal zur Brust genommen und für euch die geheimnisvolle Musik aus Norwegen erkundet.

Das Album, dessen Namen auf deutsch „Niemandsland“ bedeutet, beginnt mit dem sehr ruhigen Titel „Intethet“. Laut Übersetzung passt der erste Track thematisch zum Thema des Albums, denn der Hörer wird mit sanften Gitarren Klängen und ein paar mehr gesprochenen als gesungenen Worten in das „Nichts“ des Ingenmannslands geführt. Für jemanden, der der norwegischen Sprache nicht mächtig ist, ist es schwierig dem Gesang zu folgen. Dennoch ist es durch die musikalische Begleitung und die tiefe, eindringliche Stimme möglich, sich voll und ganz der Melodie hinzugeben. „The Second Sight“ ähnelt musikalisch dem ersten Song, ohne gleich zu sein. Wieder wird man von einer akustischen Gitarre umhüllt, während Eriks Stimme einem Zeilen ins Ohr legt. Genau wie der  Track „The Oath“ ist es nun sogar möglich dem Gesang aufmerksam zuzuhören, da das Englisch klar verständlich ist. Bemerkenswert ist, dass sich der Gesang stets so von der Musik abhebt, dass es zwei Ebenen der Songs zu geben scheint. Dies fällt vor allem bei dem rein instrumentalen Stück „Old Stars of the Oath“ auf, bei dem Gesang beinahe schmerzlichst vermisst wird.

Mit „Der Lå Et Hav Av Ild“ gibt es ein zweites Stück in norwegischer Sprache, das scheinbar mit einem Zitat eines Filmes oder eines Politikers beginnt. Das lässt sich leider nicht differenzieren, wenn man der Sprache nicht mächtig ist. Im Anschluss an die kurze Ansprache füllen düstere, aber sanfte Klänge den Raum, die ohne Gesang eine vollkommene Ruhe ausstrahlen. Nachdem das Lied  von „Meer und Feuer“ (bruchstückhaft übersetzt) verklungen ist, entführt Eriks Stimme den Hörer erneut in eine andere Welt mit „Night after Day after Night“, bevor es dann endlich ins „Ingenmannsland“ geht. Der Gesang kommt nun scheinbar endgültig zur Ruhe, hat beinahe eine beschwörende Art. Man bekommt den Eindruck, in vollkommener Stille in dem Niemandsland zu stehen und über eine tote Landschaft zu blicken. Die Waffen schweigen und die Musik des Liedes untermalt diese Vorstellung auf eine sehr sanfte Art und Weise, sie rückt dabei kaum merklich selbst in den Hintergrund. Der letzte Track „The Great War“ beendet das Album mit etwas schnelleren Gitarren-Riffs und einer klaren Frage, die zur aktuellen Situation in der Welt kaum passender sein könnte: „Did you dream of sun again?“

Insgesamt hat mich dieses Album sehr berührt, obwohl ich mir zunächst unter dem Genre Dark Acoustic Neofolk nichts vorstellen konnte. Wer es zwischendurch gerne mal etwas ruhiger angehen lässt, dem sei dieses Album ans Herz gelegt. Besonders in der kalten Jahreszeit, kurz vor Weihnachten, wenn man das Gefühl hat, dass alles irgendwie zur Ruhe kommt, obwohl draußen ein kalter Sturm fegt, ist Eriks Musik goldwert. „Ingenmannsland“ kann allein durch die Thematik zum Nachdenken verführen, durch die ruhige Umsetzung aber auch zum Träumen verleiten. Für mich ist die CD mittlerweile eine tolle Alternative zu anderen Entspannungs-CDs geworden und ist auch ideal für einen gemütlichen Abend im Kerzenschein und einem guten Buch, da sich die Songs dem Ohr nicht aufdringen. Wenn man sich auf den Gesang und die Melodie aber voll und ganz einlässt, kann man mit den Gedanken schon mal völlig abdriften. Als Ruhepol in dieser schnellen Welt hat Weh hier etwas ganz Wundervolles erschaffen.

Bei Amazon könnt ihr in jeden Track reinhören und der Kauf lohnt sich tatsächlich, wenn man sich mal etwas Ruhe gönnen möchte, ohne gleich bei Mediationsmusik der Esoterik-Abteilung zu landen. Kaufen könnt ihr auch gleich hier: Ingenmannsland