Nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Erfolgsalbums „Nordlicht“, das sich mehrere Wochen auf Platz 4 der deutschen Charts halten konnte, haben Versengold nun am 28.01.2022 ihren neuen Silberling auf den Markt geworfen. „Was kost die Welt“ heißt das neue Werk und wurde schon weit im Voraus auf die verschiedenen Social Media Kanäle angekündigt. Online-Konzerte, die pandemiebedingt stattfinden mussten, gaben teilweise ebenfalls einen ersten Vorgeschmack. Nun wurde das Werk veröffentlicht – inklusive einer digitalen Release-Party am Abend. Wir sagen euch jetzt hier, ob sich das Album lohnt.
Wie auch das Album so heißt der erste Track „Was kost die Welt“ und ist nicht nur zwischen den Zeilen ein Seitenhieb gegen unsere Gesellschaft. Völlerei, Prasserei und das Scheißen auf den Klimawandel wird verpackt in beschwingte rockige und trotzdem auch folkige Töne. Hat man am Anfang sogar ein leicht punkiges Feeling, wird dies durch die fröhlich-beschwingte Violine schnell wieder zum gewohnten Versengold-Sound. Eine eigentlich viel zu positive Melodie für das ernste Thema das Songs.
Viel ruhiger mutet dann das Intro von „Hier kummp de Storm“ an, doch auch dies wird durch rasante Melodie schnell abgelöst. Text auf Plattdeutsch kündigt an, dass die Flaute vorbei sei. Treibend und mitreißend baut sich der Song auf, lädt im Refrain zum Mitsingen ein. Ein Gefühl des Aufbruchs macht sich breit.
Weiterentwicklung und zurück zu den Wurzeln
Balladen dürfen natürlich auch auf diesem Album nicht fehlen. Mit „Windsbraut“ wird es zum ersten Mal melancholisch. Ein Song zum Wegträumen. Viel Zeit für Wehmut bleibt aber nicht, da der nächste Feiersong direkt folgt. Textlich und musikalisch fühlt sich „Hey Hanna“ weniger wie Folk-Rock an – eher wie ein Schlagerhit. Dieser Kritik sah sich Versengold in letzter Zeit ohnehin ausgesetzt, dass sie die Schlagerrichtung eingeschlagen haben – die Liedzeile „lass uns lieber pogen“ spricht jedoch eine etwas andere Sprache.
Mit „Die Wilde Jagd“ hatte man auch zuvor schon bemerkt, dass sich Versengold weiterhin treu bleiben. Sagen und Legenden werden vertont, teils treibend, fröhlich, düster und melancholisch. Die Band aus Bremen bedient sich zahlreichen Richtungen, die man sich im Folk-Rock vorstellen kann und überschreiten Grenzen, entwickeln sich weiter und halten die Füße in neue Gewässer. Songs mit historischem Kern oder gesungen auf Plattdeutsch bezeugen ihre Bindung zu ihren Wurzeln – sowohl musikalisch als auch persönlich.
Das Album bietet insgesamt 12 Songs, die es in sich haben. Von Ballade über Schlagersound bis hin zu rockig-fröhlichem Stück ist alles dabei. So ist „Augen auf und durch“ in diesen schweren Zeiten genau das, was viele jetzt brauchen, um den Mut nicht zu verlieren, während „Kobold im Kopp“ wieder eine andere Richtung einschlägt, die vielen Versengold-Fans aus der Seele sprechen wird. Mit „Eis und Asche“ liegt wieder eine thüringisch-sächsische Sage vor, die gemeinsam mit Drehleier und Gastsängerin einen besonderen Charme hat. Weiblicher Gesang ist bei Versengold eher selten und doch beweist das Stück, dass Maltes Stimme sich ideal für ein Duett eignet.
Fazit
„Was kost die Welt“ hat viel zu bieten und für jeden Versengold dürfte etwas dabei sein. Songs wie „Bella schau“, das eine Parodie auf Horoskope darstellt und bewusst auf „Bella ciao“ basiert, konnte eher weniger überzeugen. „Kobold im Kopp“, „Eis und Asche“ sowie „Die wilde Jagd“ gefallen vom ersten bis zum letzten Ton. Ich freue mich auf jeden Fall schon, wenn die neuen Songs live und in Farbe auf einer Bühne gespielt werden können und man wieder richtig tanzen kann, statt den Konzerten auf dem Bildschirm zu folgen. Das Album hat die Lust nach Live-Konzerte definitiv wieder entfacht.