So musikalisch wie 2014 endete, begann nun auch 2015. Noch bei den Eisheiligen Nächten spielte die freundliche Unzucht aus der Nachbarschaft einen kurzen Gig, jetzt sind sie aber selbst wieder auf Headliner-Tour und geben alles. Neben London und Berlin machten sie während ihres ersten Blocks der Venus-Luzifer Tour ebenfalls in Köln Halt. Das Underground ist zwar eine recht kleine, aber doch keine unbekannte Location. Ende 2013 eroberte die Unzucht diesen Club schon einmal und kehrte nun samt ihrer Vorband Death Valley High zurück.
Der kalifornische Support legte mit ihrem Doom Pop/Rock pünktlich los, als das Underground noch gar nicht ganz gefüllt war. Über eine halbe Stunde versuchten sich Reyka Osburn und seine Kollegen in die Herzen der Kölner zu spielen, aber dies gelang ihnen mehr schlecht als recht. Einige Anwesende feierten ausgelassen zu ihrer Musik, während die meisten leider weniger begeistert oder gar teilnahmslos waren. Zum Schluss skandierten die Amerikaner im gleichnamigen Song ihren eigenen Bandnamen, den das Publikum ins Mikro schreien sollte. Wer sich sichtlich vor dem Mikro drücken wollte, hatte es erst recht vor der Nase, dennoch wurde der ‚Spaß‘ mitgemacht.
Eigentlich sollten Vorbands das Publikum anheizen und auf den Hauptact mental und auch körperlich vorbereiten. Death Valley High war bei weitem nicht der ‚grausigste‘ Support, aber das Aufwärmen blieb leider eher aus. Einzelne Songs bewegten zum Mitwippen des Taktes, aber insgesamt konnten sie leider nicht überzeugen.
Unbeirrt standen die Unzucht-Fans allerdings auch während des folgenden Umbaus vor der kleinen Underground-Bühne und warteten teilweise mit sehnsüchtigen Blicken auf die vier Musiker aus Hannover. Jedoch war der Club auch immer noch nicht bis auf den letzten Mann gefüllt.
Pünktlich begann die Unzucht mit dem Intro des neuen Albums „Wir sind das Feuer“, das bereits mehrstimmig mitgesungen wurde. Neue Songs, die beim Publikum sehr gut ankamen, wie „Seelenblind“ wechselten sich mit alten Titeln wie „Meine Liebe“ ab. Obligatorisch forderte Frontmann Daniel Schulz das Publikum auf ‚einmal richtig Krach zu machen‘. Der Aufforderung wurde mehrmals Folge geleistet, sodass das Kölner Underground fast schon zu wackeln begann.
Die aktuelle Single „Unendlich“ wurde von einem Meer aus Armen begleitet, während beim „Letzten Tanz“ kaum noch ein Fuß still stand. Die alten Klassiker „Unzucht“ und „Engel der Vernichtung“ ließen die Stimmung beinahe überkochen und waren die absoluten Highlights des Abends. Leider haben sie die „Kleine geile Nonne“ komplett von der Set-Liste verbannt, was mehr als nur schade ist. Dafür hatten sie die Venus Luzifer, verkörpert durch eine Schaufensterpuppe, mit dabei, die in gruseligem Licht das Konzert von hinten bewachte.
Nach zwei vollen Zugaben, in denen sich die Ballade „Mein Grab“ noch einmal mit lauteren Krachern messen konnte und die Herzen der Kölner gewann, entließ die freundliche Unzucht aus der Nachbarschaft seine Fans mit einem erneuten „Wir sind das Feuer“ aus dem Underground in die Nacht.