Der Mond steht voll am Himmel, die Anwohner der Hagenorder Straße in Dorum werden von einem unheimlichen Klopfen geweckt und sogar ermordet. Alles weist darauf hin, dass ein Geist dort sein Unwesen treibt, doch niemand scheint es aussprechen zu wollen. Richard Winter kennt sich mit Übersinnlichem aus, doch seit der „Akte Harlekin“ wird der Privatdetektiv von unseriösen Aufträgen überschwemmt. Jeder sieht Geister und auch als der Bürgermeister von Dorum ihn um Hilfe bittet, glaubt er, den Geist schnell als Schwindler entlarven zu können. Als er für seine Ermittlungen in der Hagenorder Straße einzieht und versucht, mit den Anwohnern zu sprechen, stößt er nicht nur auf Widerstand, sondern lernt auch den Geist von Dorum kennen. Doch handelt es sich tatsächlich um einen Geist oder spielt in Dorum jemand ein falsches Spiel? Und warum bedrohen sich die Nachbarn gegenseitig und hüllen sich in kollektives Schweigen? Dies sind Fragen, die Richard Winter mit seinem jungen Praktikanten Michael zu lösen versucht, doch stößt er immer wieder auf neue Rätsel, bis der Detektiv schließlich selbst in den Fokus gerät und Winters Welt in die Brüche zu gehen scheint.

Privates Drama vermischt sich mit Übersinnlichem und Kriminellem. Thomas Vaucher bietet mit „Blutmond“ einen erneuten Einblick in die Fälle Richard Winters. Sein zweiter Fall führt ihn zurück in seine persönlichen Untiefen, die er glaubte, besiegt zu haben. Doch der Thriller, der eigentlich als ‚Mystery Thriller‘ betitelt werden müsste, hält noch weit mehr bereit. In angenehmem Sprachstil, der nicht zu einfach und auch nicht zu gehoben erscheint, wird der Leser in die Welt des Privatdetektivs geführt. Zwar ist es sinnvoll „Die Akte Harlekin“ vorher gelesen zu haben, da besonders die privaten Umstände Winters Bezug zum ersten Fall nehmen, man findet sich aber auch ohne Vorwissen schnell in die Story ein. Darüber hinaus erfährt der Leser einiges über diverse Gruselgeschichten und Legenden. Wer sich aber ein wenig mit den Geschichten in der Geschichte befasst, wird feststellen, dass diese frei erfunden sind. Nichtsdestotrotz wirken die Legenden durchaus authentisch wenn nicht sogar bedrohlich. Von Beginn an wird mit dem Mysteriösen gespielt, sodass der Thriller komplett von Geistern und wahren Legenden gesteuert wird.
Die Morde müssen sich am Ende nicht durch ein erzwungenes Mysterium erklären lassen, denn dieses ist schon von Anfang an da. Bereits der Titel „Blutmond“ verrät, dass man es mit etwas Natürlichem im Unnatürlichem zu tun hat. Wenn sich ein astronomisches Ereignis mit ‚historischen‘ Mythen überlagert, erhält man ein unerklärbares Phänomen, das Richard Winter mit esoterischem Wissen und scharfem Verstand entschlüsseln muss.

Fazit: Mit „Blutmond“ hält man einen spannenden wenn auch kurzweiligen Roman in der Hand. Thomas Vaucher beweist seinerseits erneut, dass er facettenreich schreiben kann. Wer seine historischen Romane kennt, sich aber auch für mysteriöse Thriller erwärmen kann, sollte definitiv nach diesem Buch greifen. Während die Geschichte zwischendurch etwas dahinplätschert, gibt es auch einige fesselnde Momente, die den Thriller insgesamt angenehm zu lesen machen. Nach der Lektüre ein paar verschiedener Bücher Vauchers erkennt man auch, dass der Schreibstil ausgereifter wirkt. Gute Formulierungen runden das Buch nämlich ab. „Blutmond“ kann durchaus mit den Werken aus den jungen Jahren großer Krimiautoren mithalten und gefällt dabei sogar im Vergleich zur Konkurrenz noch besser. Das neue Buch erschien am 09. März im Riverfield Verlag und man darf gespannt sein, was der junge Autor aus der Schweiz noch in petto hat.