Stockholm Syndrom Festival-3Das Hafenklang in Hamburg lud am Abend des 26.02.16 zu dem Post Punk – Festival Stockholm Syndrome ein. Mit vier Bands schwedischer Herkunft sollte man zu spezieller, düsterer Musik abfeiern. Eine dunkle aber gemütliche Einrichtung mit gedämmten Licht auf zwei Areas versprach eine tolle Atmosphäre. Das Publikum, zwar schwarz gekleidet und geschminkt, versprühten den gewohnten Hamburger Flair und waren einem sofort sympathisch.

Das Festival begann um kurz nach 21 Uhr mit dem Berliner Trio Liste Noire. Natürlich besteht bei dieser Band passend zum Motto des Festivals auch eine Verbindung zu Schweden. Kali Fagerberg gebürtiger Schwede unterstützt seine zwei Bandkollegen Alice Gift und Oberst Panizza seit 2014 am Keyboard und an der Gitarre. Vor der Verstärkung war das Duo unter dem Namen Velvet Condom bekannt und ist seit 2005 aktiv gewesen. Auch heute noch werden die besten Songs dieser Formation auf der Bühne zum Besten gegeben. Denn trotz der Namensänderung und dem neuen Bandmitglied ist es im Grunde die gleiche Band und dieselbe Musikrichtung geblieben, wie die Jungs selbst sagten. Dunkle längere Haare, schwarz geschminkte Augen und dunkle Klamotten. Doch so dunkel wurde es von der Musik her gar nicht. Der Stil der drei Jungs wird als Disco Noir bezeichnet, was ziemlich zutreffen ist. Die Performance lud ein, sich im Takt der Musik mit zu bewegen. Ihre Debut EP „Afire Afire“ erschien im Frühjahr 2015 Stockholm Syndrom Festival-10und beinhaltet fünf Tracks die einen in die 80-er Jahre zurückversetzen. Bei Liedern wie „Shame“ und „Non Grata“ tanzten auch die hintersten Reihen im Publikum ausgiebig mit. Alles in allem ein gelungener Einstieg an diesem Abend.

Mit Then Comes Silence wurde es auf der Bühne etwas rockiger. Die vierköpfige Band aus Stockholm bezeichnet ihren Musikstil als Darkwave/Goth/Gaze und heizte dem Publikum richtig ein. Ein bisheriges Markenzeichen der Band waren ihre äußerst unheimlichen Kostüme und Masken, von denen sie sich aber mittlerweile abgewendet haben. Nur Gitarrist Jens
Karnstedt, der sich sein Gesicht vor der Show weiß schminkte und eine große Wollkapuze auf dem Kopf trug, erinnerte ein wenig an einen blutrünstigen Musiker, der einem ein bisschen Angst machte. In einer Bauhaus Jacke glänzte an diesem Abend der Schlagzeuger Jonas Fransson, den sich die schwedische Band erst 2015 mit ins Boot holte. Er legte in Hamburg eine grandiose Drum-Show hin. Eine sehr ausgewogene Performance konnte man an diesem Abend begutachten. Es wurden sowohl neue Songs wie „She Loves The Night“, „Strangers“ und „Spinning Faster“, welche auf ihrem aktuellem Album „Nyctophilian“ zu finden sind, gespielt. Auch Songs wie „Deepest Darkest“ und „Sweet Curls“ des ersten Albums, welches den gleichen Namen wie die Band trägt und im Jahr 2012 erschien, versetzte alt eingesessene Then Comes Silence – Fans in die Anfangszeit der Stockholmer um Alex Svenson (Gesang) und Seth Kapadia (Gitarre). Nach tosendem Applaus bedankten sich die Musiker herzlichst und verließen die Bühne.

Publikumsliebling an diesem Abend waren A Projection. Nach ihrem ersten Song „Another Face“, begrüßten sie ihr Stockholm Syndrom Festival-29Publikum. Die fünfköpfige Band aus Stockholm spielte zum zweiten Mal im Hamburger Hafenklang und fühlte sich sichtlich wohl auf der Bühne. Als Zweites gaben sie dann gleich ihren wohl bekanntesten Song „Young Days“ zum Besten. Nach diesem Stück zogen sie das Publikum ganz in ihren Bann. Das Publikum tanzte ausgelassen und nach jedem Lied wurde die Band mit tosendem Applaus gefeiert. Verglichen werden die charmanten Jungs gern mit Joy Division, denn ihr Stil geht in Richtung Indie / Post-Punk / Darkwave. Neu zu begrüßen war an diesem Abend Bassist Mattias Ruejas Jonson, der sein Saiteninstrument hervorragend beherrschte und die Band ebenfalls mit einem tollen Backgroundgesang unterstützte. Insgesamt legten auch Linus Högstadius (Keyboard), Jesper Lönn (Drums), Amos Pagin (Gitarre) und Isak Eriksson (Gesang) eine glänzende Performance hin. Die Liebe zu ihren Fans spürte man mit jedem Ton. Mit dem Song „Exit“, dessen Video erst kürzlich bei Sonic Seducer veröffentlicht wurde, beendeten sie ihren Auftritt. Achtung Ohrwurmgefahr! Bei A Projection wurde lauthals nach einer Zugabe gefordert. Leider konnten sie trotz des Wunsches des Publikums keine Zugabe geben. Dafür trösteten sie ihre Fans mit Autogrammen, Fotos und persönlichen Gesprächen. Mit den Songs „Scattered“ und „For Another Day“, gab es während des Konzerts sogar schon einen Vorgeschmack des neuen Albums. Laut Aussage der fünf Schweden soll es dieses Jahr erscheinen, denn sie stehen bereits fleißig im Proberaum und produzieren neuen Stoff.

Mit dem Headliner des Festivals, den Holograms, wurde es zum Abschluss laut und schrill. Die Band gründete sich im Jahr 2011, in dem auch ihr gleichnamiges Debut erschien. Mit diesem Album wollten die Jungs Gefühle verkörpern, die man in einer Kirche oder einem Tempel verspürt. Gelungen, denn wenn man sich einige Videos dieser Platte anschaut wird einem sofort klar, was sie aussagen wollen. Die Songs „ABC City“ und „Chasing My Mind“ versprühten Einflüsse aus den Genres Post-Punk und Indie-Rock mit sehr düsteren Einlagen. Anhand der Musik erwartete man etwas Anderes auf der Bühne als eine äußerst junge vierköpfige Band aus Schweden, bestehend aus Frontmann Andreas LagerströStockholm Syndrom Festival-35m am Gesang und Bass, Anton Strandberg am Schlagzeug und den Brüdern Anton (Gesang/Gitarre) und Filip (Keyboard) Spetze. Die Anfänge der Holograms waren zwar etwas beschwerlich, aber mittlerweile touren sie durch ganz Europa. Ihre Bühnenerfahrung konnte man an diesem Abend sehr wohl miterleben. Die Songs ihres letzten Albums „Forever“, die die jungen Schweden auf dem Festival präsentierten, ließen einen kleinen Unterschied zum Vorgänger „Holograms“ verspüren. Hier geht es etwas sonniger zu und das konnte man an „A Sacred State“, „Rush“ und „Flesh & Bone“ merken. Mit sehr viel mehr Punk und Energie rockten sie mit ihrem jugendlichen Charme die Bühne.

Abgerundet wurde das fast ausverkaufte Festival mit einer Aftershow Party mit den Damaged Goods DJs Herr_Brandt, Reklovski und M. Flöß (Post Punk / New Wave / Synthpop von 1977 – 2016), bei der sich auch viele Künstler des gelungenen Abends blicken ließen und ordentlich mit dem Publikum und ihren Fans feierten.

Tusen tack till de fantastiska banden!

Alle Fotos des Festivals gibt es in unserer Galerie (-> hier).