Dartagnan_Turbinenhalle-Oberhausen_Vita-Nigra-4König Artus hat gerufen – die Ritter der Tafelrunde versammelten sich am Samstag in Oberhausen in der Turbinenhalle. Die edlen Ritter und Ritterinnen sind natürlich niemand anderes als die Musiker von Schandmaul, die am 16. November im Ruhrgebiet ihren neuesten Silberling live präsentierten. Zwar war Halle 1 nicht ausverkauft, doch erstreckte sich die Schlange am Einlass noch gut 15 Minuten vor Beginn weit über den Parkplatz. Wer die Vorband nicht verpassen wollte, musste daher frühzeitig vor Ort gewesen sein – auch wenn dArtagnan mit ein paar Minuten Verspätung loslegten.

Auf der Artus-Tour wurden Schandmaul bei den meisten Konzerten von Vroudenspil begleitet. Am 16. November feierten die auf dem Tanzt! Festival jedoch ihr eigenes Heimspiel und waren in Oberhausen verhindert. Die Musketiere von dArtagnan sprangen heldenhaft ein und begeisterten die Schandmaulfans mit ihren heroischen und folkigen Klängen. Mit der Neuinterpretation des „Rolandlieds“ wurde es historisch und die Frage, was man denn nun sieben Tage lang trinken wolle, wird wohl niemals alt. Die drei Musketiere Ben, Tim und Gustavo fegten mit Geige, Gitarre und Flöte über die Bühne, heizten der Turbinenhalle so mächtig ein und gingen für den Geschmack der Fans wohl viel zu früh wieder ab.
Auch wenn Vroudenspil im Ruhrgebiet irgendwie fehlten und sich so manch einer auf die Band aus München gefreut hatte, konnten dArtagnan diese Lücke würdevoll füllen. Sie ebneten Schandmaul auf alle Fälle den Weg zu einem wunderbar eingestimmten Publikum, das gleich zu den ersten Klängen von „Der Meisterdieb“ begeistert mitsang. 

Sänger Thomas Lindner war zu Beginn mit einer Maske bekleidet, die an „Zorro“ erinnerte, um den Inhalt des ersten Songs noch zu unterstreichen. In geheimnisvollem, blauen Licht war Schandmaul zwar kaum zu sehen, jedoch erklangen ihre Töne dafür umso intensiver durch die Halle. Die Band verstand es, mit alten und neuen Songs, die Menge zu begeistern, die sich in der Halle und auf den Rängen dicht an dich drängten. Mit „Herren der Winde“ und anderen Klassikern wie „Geisterschiff“, „Teufelsweib“ und „Drachentöter“ lockerten sie ihre Setliste auf. Die gespielten neuen Songs wie „Froschkönig“ und „Der Totengräber“ mussten sich jedoch keineswegs hinter den Publikumslieblingen verstecken. Weitere Tracks des brandneuen Silberlings „Artus“ wurden dargeboten, doch auch politische Anspielungen und Statements durften nicht fehlen. Zu „Bunt nicht braun“ erstrahlte die Bühne in allen denkbaren Farben und auch im Publikum wurde das Lied frenetisch gefeiert – da bekam einen glatt Hoffnung, dass die bunten doch immer ein bisschen lauter sein werden als die braunen.Schandmaul_Turbinenhalle-Oberhausen_Vita-Nigra-9
Ganz klassisch neigte sich das Konzert mit der „Walpurgisnacht“ dem Ende zu, doch – Überraschung! – die Spielleute kamen selbstverständlich noch einmal auf die Bühne zurück, um noch einen drauf zu legen. „Die Tafelrunde“, „Der Gral“ und „Die Insel“ entführten die Fans in mythische Zeiten und entließen sie dann doch wieder in die Gegenwart – eine ziemlich romantische Gegenwart. Zu „Willst Du?“ erklommen Thomas und Ducky den Rang, um auf halber Höhe über die Turbinenhalle hinwegzusehen. Während des Songs wurde einer Dame mitten in der Menge ein Heiratsantrag gemacht und Thomas verkündete „Sie hat Ja gesagt!“, woraufhin die ganze Halle tobte und jubelte. Mit einem letzten Refrain wurde die Menge zu Oberhausen und das frisch verlobte Paar in die kalte Nacht entlassen. Die Herzen der Fans hatte das Konzert jedoch erwärmt, sodass an Frieren nicht zu denken war. Solche Momente braucht die Welt viel öfter – danke Schandmaul, danke Oberhausen.