Seit 2005, also seit genau 10 Jahren, sind Ragnaröek nun schon musikalisch vereint. In diesen ganzen Jahren haben sie erst insgesamt vier Alben auf den Markt gebracht und haben sich für das aktuelle Werk „Dornig
“ sogar volle vier Jahre Zeit genommen. Wer anhand des Bandnamen vermutet, dass es sich hierbei um etwas Wikinger-lastiges oder mittelalterliches lastet, hat damit zwar nicht ganz Unrecht, tappt aber ebenso im Dunkeln. Was das Album, das am 17.07. via Trollzorn/SMP Records erschien, tatsächlich zu bieten hat, lest ihr hier in unserer Rezension.
Der erste Song „Man(n) liebt dich“ beinhaltet kaum etwas Mittelalterliches. Im Intro und in den Interludien sind zwar Dudelsäcke zu hören und die Melodie reißt einen sofort mit, fühlt man sich in den nachfolgenden Strophen und Refrains jedoch eher in die Welten der Neuen Deutschen Härte gezogen. Die rauchige Stimme von Charon dem Fährmann klingt eher wie gewollt düsterer Sprechgesang. Dieses Gefühl wird man auch im nachfolgenden „Irrenhaus“ nicht los. Bei diesem Song hat man sogar den Eindruck, man hört einen neuen Track von Rammstein. Tief, düster und irrer Text. Leider klingt es wie gewollt und nicht so recht gekonnt.
Einen besseren Eindruck machen da jedoch die Songs „Alles dreht sich“ und „Mann“, deren Melodien sich ins Hirn fressen und sogar als Ohrwurm hängen bleiben können. Aber auch hier ist der Fährmann gesanglich im Refrain einfach stärker. Die Interludien mit Dudelsack reißen das Ruder allerdings dann wieder herum. In „Seelenjagd“ scheint es zwischen Strophe und Refrain sogar einen echten Melodie-Bruch zu geben. Ist der Track zunächst rauchig und hart, arbeitet er sich zu einem melodiösen und ruhigen Song auf. Das Gitarren-Solo in der Mitte trägt allerdings mehr zu dieser Stimmung bei, als es der Gesang je könnte. Im Refrain jedoch gibt der Fährmann ordentlich Gas und seine rauchige Stimme passt plötzlich perfekt in die Melodie.
Der Titeltrack „Dornig“ beginnt mit einem rasanten Intro, in das sich scheinbar ein Akkordeon eingemischt hat. So schnell der Song beginnt, so rasch verebbt die Tanzeslust aber wieder, sobald Charon seine Geschichte beginnt. Vor und im Refrain kann aber wieder ordentlich gerockt werden. Ebenso rockig kommt „Hungrig“ daher. Rein musikalisch wird der Eindruck eines Wolfes auf der Jagd vermittelt. Der Text selbst kann dem aber nicht gerecht werden. Die Reime wirken platt und die grausig klingenden Zwischenrufe verfehlen ihren Effekt.
Das Trinklied „Trinkfest 5-4-3-2-1“ hingegen ist nun endlich das, was man beim Namen der Band unwillkürlich erwartet. Fröhlich, rockige Klänge, verbunden mit rauchiger Stimme, die sich in die Melodie ganz gut einfügt. Der Refrain, der wie ein Abzählreim (ähnlich wie in „10 kleine Jägermeister“) wirkt bleibt textlich und musikalisch schnell im Kopf hängen. Zu guter Letzt gibt das Album dann noch den Song „Gevadder“, der bereits Ende 2013 als Musikvideo erschien. Diesen Track gibt es dann gleich auch noch in einem Remix, der aus der Feder von Tanzwut stammen könnte.
Insgesamt ist „Dornig“ weder gut noch schlecht. Beim Hören gibt es Stellen, die in meinem Kopf und meinem Ohr unglaublich anecken. Hierzu gehört zum Beispiel die Ähnlichkeit zu Rammstein in „Irrenhaus“ oder der unmelodiöse Gesang, der manchmal zu tief, zu gewollt böse klingt. Andererseits haben halle Songs auf ihre Art und Weise einen Charakter, der im Ohr hängen bleibt, und wenn es nur der Refrain ist. Besonders gut hat mir das Trinklied und „Alles dreht sich“ gefallen. Hier kann man einfach mittanzen, mitsingen und die Melodien verfolgen mich noch Tage nach dem Hören. Für zwischendurch ist Ragnaröek auf jeden Fall etwas, aber das Gefühl, ich möchte das Album nie wieder aus meiner Playlist nehmen, habe ich leider nicht. Da der Gesang aber manchmal perfekt passt, sehe ich da durchaus Potential und vielleicht wird es auf dem nächsten Album noch etwas besser. Ich lasse mich davon gerne überzeugen.