Die Neuseeländerin Chelsea Nikkel hat im vergangenen Monat unter dem Künstlernamen Princess Chelsea ihr zweites Album heraus gebracht. Mit „The Great Cybernetic Depression
“ präsentiert sie sowohl die Single „No Church on Sunday“ (2014), als auch neun weitere Tracks ihrer außergewöhnlichen Musik. Experimentierfreudiger ‚Space Pop‘ beschreibt nicht annähernd, was die junge Frau da zusammen gestellt hat. Wir haben in ihr aktuelles Werk einmal hineingehört, um uns einen eigenen Eindruck zu machen.
Das Album beginnt mit „When the world turns grey“. Vier Minuten lang melancholischer Text, begleitet von langsamen Klavierakkorden. Ruhige Interludien überbrücken die Zeit zwischen den Strophen, während die Stimme wie weit entfernt klingt. Einige Klänge, die aus einem Sci-Fi-Streifen stammen könnten, verbinden sich mit der verlorenen Stimme. Ein Hilferuf aus einer anderen Welt? Vielleicht. Vielleicht aber auch einfach die Symbolisierung der Weiten der Welt, des Universums. Das Duett „Is it all OK?“ mit Jonathan Bree ist ebenso melancholisch, aber musikalisch noch etwas ‚spaciger‘. Hier sieht man sich fast in die futuristische Welt der 80er Jahre versetzt. Textlich ist das Stück aber wunderschön und regt zum Nachdenken an. Nachdem die sehr ruhige Single „No Church on Sunday“ verklungen ist, werden die Töne in „Too Many People“ ein wenig schneller und rhythmischer. Hektik oder Eile ist aber auch hier fehl am Platz. Bei „We are very happy“ nimmt die Musik wieder einen sehr futuristischen, ruhigen, elektronischen Touch an. Chelseas Stimme ist immer noch ruhig und bekommt in Verbindung mit den sehr ruhigen Klängen, einen flehenden, sehnsüchtigen Ton, der beinahe hypnotisch klingt.
„We were ment 2 B“ ist dann der erste Song, in dem man tatsächlich eine E-Gitarre heraushören kann. Diese steht sogar teils im Vordergrund, wird aber natürlich auch wieder mit elektronischen Klängen vermischt. Bei „Winston Crying On The Bathroom Floor“ bekommt Chelseas Katze Winston einen Gastauftritt. Zwei minutenlang hört man ihn zu ruhigen Tönen maunzen. Dabei klingt es alles andere wie eine Katze im Badezimmer. Es drängt sich eher ein Bild einer Katze im Weltall auf. Zugegebenermaßen der außergewöhnlichste und seltsamste Track des ganzen Albums. In „We are Strangers“ bekommt Jonathan Bree erneut einen Part, aber musikalisch ist dieser Track noch ruhiger, als das erste Duett. „We‘re so lost“ beginnt knisternd, wie aus einem alten Grammophon, der Gesang hebt aber schnell wieder ab in diesen eigenartigen, einzigartigen Weltraum-Klang. Zum Abschluss gibt es noch ein Experiment. „All the Stars“ fängt zwar erstmal so ruhig an, wie man es vom Gros der Songs bereits kennt, aber das Interludium nach zwei Drittel des Songs lässt das ganze Songgerüst auseinander brechen. Die Musik wird chaotisch und dann wird tatsächlich ein altes fiependes Modem miteingespielt. Als das Piepsen im Ohr endlich abklingt, meldet sich Chelsea noch mal zu Wort und verschwindet in den Tiefen des Universums.
Insgesamt hält das Album alles, was der Titel „The Great Cybernetic Depression“ aussagt. Die Songs wirken melancholisch, ruhig und ja, vielleicht auch ein wenig depressiv. Nebenbei klingt alles wie aus einer anderen Welt, verbunden mit 80er Jahre Pop. Meine Lieblings-CD wird dies sicherlich nicht, dennoch haben mich vor allem Songs wie „Is it all OK?“ tief berührt. Dennoch würde ich dieses Werk am liebsten nicht ‚Musik‘ , sondern ‚Kunst, die aus Tönen gewebt ist‘ nennen. Wer Geschmack an solchen musikalischen Experimenten findet und sich auch mal auf völlig andere Welten einlassen kann und will, dem sei Princess Chelsea sehr ans Herz gelegt. Erschienen ist das zweite Album der Neuseeländerin in Europa bereits am 18. Mai. Seit dem 8. Juni ist es auch im Vereinigten Königreich und der USA erhältlich.