Seit 2006 fegen Nachtgeschrei mit einer Mischung aus Rock, Mittelalter und Metal bereits durch das Land, auch wenn ihr Weg nicht immer geradlinig verlief. Vor drei Jahren verließ Sänger Hotti die Truppe und oft leidet eine Band unter einem Gesangswechsel am Meisten. Nachtgeschrei jedoch haben ihr Glück mit einem neuen Frontmann versucht und in der Vergangenheit auf einigen Festivals beweisen können, dass es nun ein neues Nachtgeschrei gibt. Seit dem 7. August steht nun auch das zweite Studioalbum mit Martin LeMar am Mikro in den Läden. „Staub und Schatten
“ heißt es, erschien via Oblivion/SPV und war unter anderem auf dem diesjährigen M’era Luna Festival bereits live zu hören. Da live natürlich alles irgendwie immer anders klingt, sagen wir euch in dieser Rezension, ob sich auch die CD lohnt.
Das Werk beginnt mit „Monster“, dessen Intro sehr an einen symphonischen Metal-Track erinnert. Dieses Gefühl zieht sich durch den gesamten Song, der von Martins eher rauem Gesang perfekt begleitet wird. Die Thematik ist eindeutig: Liebesaus, Trennung, irgendwer muss schuldig sein, irgendwer muss leiden. Ähnliches findet sich auch im etwas ruhigeren und melodiöseren „Das Nichts“, in dem man nun endlich auch Dudelsäcke vernehmen kann. „Die wilde Jagd“ weist ebenfalls eine Melodie auf, die im Ohr hängen bleibt, wird hier aber von härteren Gitarrenriffs begleitet. Die Interludien, in denen Martin ganz ohne Musik zur Jagd auffordert, geben dem Song den letzten Schliff.
Der Titeltrack „Staub und Schatten“ hinterlässt einen eher ruhigen, aber mittelalterlich angehauchten Fußabdruck auf dem Weg in den Gehörgang. Eine Einladung zum Tanzen, Spaß haben und die Musik genießen, der man gerne nachkommt. Mit „Lunas Lied“ werden dann sogar noch ruhigere Klänge angeschlagen. Lediglich mit Gitarre und leiseren Tönen, die wie Streicher klingen, begleitet wird der steinige Weg besungen, den das Ich für seine Liebste aufnehmen würde. Ein Interludium der Drehleier leitet zum etwas lauteren Part über, aber schlussendlich bleibt es doch eine Ballade. Der „Kerberos“ ist nur eineinhalb Minuten lang, lässt einen aber ein grausiges Bild sehen. Dank der unheilvollen Musik, dem Glockenläuten und dem Hundegebell zeichnet sich eine düstere Szenerie ab, die im Anschluss von „Eden“ abrupt
durchbrochen wird.
„Der letzte Tag“ wird wieder eindeutig rockiger, man bekommt aber leider den Eindruck, dass der Gesang nicht so recht zur Melodie passen möchte. Im Refrain wird dieses Gefühl jedoch schnell zunichte gemacht. „Verloren“ scheint die Drehleier zu Beginn zwar zu sein, wird sie allerdings schnell von harten Gitarrenriffs begleitet. Leider scheint auch hier Gesang und Musik nur im Refrain so recht übereinzustimmen. Die leichte Disharmonie, die aufkommt, liegt entweder im Auge des Betrachters oder ist voll beabsichtigt. Im folgenden Track „Bruder“ findet man davon glücklicherweise rein gar nichts mehr. Balladesk angehaucht, wiegelt sich der Song zu einem rockigen Stück auf, in das sich Martins rauchige Stimme gut einfügt. Das „Leben für den Klang“ besticht dann erneut mit schnelleren Klängen und teils zweistimmigem Gesang. Alles in allem erwartet man bei den energiegeladenen Interludien allerdings auch rasantere und tanzbare Parts, die leider ausbleiben. Fast übergangslos beginnt das letzte Stück „Schlaflos“, das auch wieder mittelalterliche Klänge beinhaltet, aber hauptsächlich durch den Gesang lebt. Mit eher ruhigem Rock geht „Staub und Schatten“ zu Ende.
Insgesamt finde ich das neue Nachtgeschrei-Werk nicht schlecht. Es gibt einige Songs, die mir persönlich wirklich gut gefallen, dazu gehört unter anderem „Lunas Lied“ und „Monster“. Das Album ist nicht durch und durch perfekt, aber das erwartet auch niemand. Die Fans werden sicherlich wahre Freude an „Staub und Schatten“ haben und auch für Freunde des Mittelalter-Rock und Metals sind einige Perlen dabei. Einmal reinzuhören lohnt sich auf jeden Fall.
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