imageVergangenes Jahr erfreuten die Psychedelic-Space-Rocker von Monster Magnet ihre Anhänger mit dem starken Album „Lost Patrol“ – kein Jahr später schlagen sie nun mit „Milking The Stars“ ein Zwischenkapitel auf. Wie eine Parallelwelt, in welche Hörer und Band getreten sind, um das 2013er Machwerk nochmal neu und ein wenig anders zu präsentieren und zu erleben. Sänger Dave Wyndorf gab in einem Interview zum Jahresanfang an, die Hypnotiseure aus New Jersey wollten ihr Album in einem „Was wäre wenn“-Stil noch einmal neu angehen und hätten es in eine alternative Realität verfrachtet. Wer nun aber hinter dem neuen Output eine simple Remix-CD vermutet, ist schief gewickelt: neue Versionen bereits bekannter Lieder werden gekonnt gemischt mit völlig neuem Tonmaterial – in so fern ist „Milking The Stars“ zwar nicht in Gänze etwas Unbekanntes für die Fans, dennoch aber etwas unvertraut Neues. Mitte November erschienen untersuchen wir die Space Odyssey, welche die Amerikaner hier einschlagen, nochmal genauer.

Monster Magnet, die nun schon auf ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte zurückblicken können, stehen für tanzbare Grooves, aufgewirbelte Stürme von Sandstaub und rauschhafte, eingängige Songs. Stücke, bei denen man die Augen –ach, was soll‘s- gleich das ganze Hirn schließen möchte. Alltime-Kult-Songs wie „Space Lord“ und „Heads Explode“ wie auch jüngere Stücke wie „Gods and Punks“ schallen durch jeden anständigen Metalschuppen am Wochenende und die Truppe gehört wohl zu den ganz Großen der Rockbewegung. Wo das neunte Studioalbum noch sehr düstere Töne anschlug, entschied sich die Band bei „Milking The Stars“ dazu, den Songs einen 60er Jahre-Touch zu verpassen.

Ob man tatsächlich Blumen im Haar tragen muss, um der Musik gerecht zu werden, sei dahingestellt. Die neue Identität der Hitsingle „Mindless Ones“ kommt mit trashigem Hammondorgel-Sound im Hintergrund daher, verleiht dem Klangerlebnis einen gehörigen Farbklecks alkohol- und drogengeschwängerten Vintages. So schenken Monster Magnet dem Hörer eine Prise mehr vom Feeling, dass Kollege Wyndorf wohl beim Komponieren im Kopf gesteckt haben muss. Allein das instrumentale Intro des Albums, „Let The Circus Burn“, steht progressiv-bohrend da in seiner Pracht, wiegelt sich bis in unendlichste Verzerrung über siebeneinhalb Minuten auf und klingt zeitweise so, als ob nicht etwa fünf Musiker miteinander musizierten, sondern fünfundfünfzig. Andere neue Songs wie das titelschenkende „Milking The Stars“, offen gesagt eine Metapher, die gleichwohl psychotisch-seltsam wie durchtrieben daherkommt, oder „No Paradise For Me“ plätschern da sehr ruhig dahin. In ihrer Art monotone Musikuntermalung mit den klagenden, fast gesprochenen Worten des Frontmanns. Manche Songs muten wie eine Supernova im All an, manche wie ein dräuendes Schwarzes Loch, vor dessen Ereignishorizont eine Gratwanderung begangen wird. Es scheint im Hause Monster Magnet wieder mehr gejammt zu werden. Das lässt nicht nur die Rohheit der Songs vermuten, sondern auch der Einsatz vieler experimenteller Elemente und massiven Basseinsatzes, wie es üblich ist beim Stoner- und Space-Rock. Untermalt natürlich ständig von Wyndorfs exzentrischem, beinahe übertrieben intoniertem Gesang.

Fazit: Ganz hinter den Wolken leben Monster Magnet bestimmt nicht und wissen, was sie tun müssen, um den Fans eine gehörige Portion ihrer Musik darzubieten und sie zufrieden zu stellen. Den besten Genuss liefert das neue Werk wohl, wenn man ausblendet, was davor kam und die Scheibe gewissermaßen als Prequel zur Musik der Band sieht. Am Ende wird man noch enttäuscht, dass das wirklich neue Material doch kleiner ausfällt als erwartet. 12 Songs beherbergt das Ding, 6 Neuinterpretationen, 4 gänzlich neue Stücke, 2 Liveaufnahmen. In einem Schlagabtausch von neu und alt-neu reichen sich die Lieder abwechselnd die Hand und fügen sich zu einem Gesamtkonstrukt zusammen, das man wirklich nur als Abstecher durch die Sterne und die Weiten des Alls bezeichnen kann. Und wer sich nun den Sänger mit Henriquatre-Bart und chronisch zu großer Sonnenbrille vorstellt, wie er hämisch-cooler Miene sein Lamento singt, will sich am liebsten nur noch zurücklehnen. Sich dieser Reise hingeben, so lang sie andauern mag. Ein einziger Trip, der die Luft der Alt-68er atmet – trotz der Tatsache, dass die Herren von Monster Magnet Ende der 60er selbst erst vorpubertär waren und selbst Größen wie Black Sabbath gerade noch ihren Sound finden mussten. Eine ausgezeichnete Zeitreise, die keinem Fan des Genres entgehen darf. „Milking the Stars: A Re-Imagining of Lost Patrol“ steht seit dem 14.11. in den Plattenläden und erscheint als CD und natürlich, wie es sich für das Genre gehört, als Vinyl-LP.