Mono Inc.-5Die Durchstarter Mono Inc. vermischen ja schon lange meisterlich Aspekte des Alternative Rock mit Industrial- und Metal-Einflüssen und haben sich überall in der Gothic-Szene einen festen Platz in der Riege der „Rang und Namen“-Größen dieser Musiksparte erspielt. Nicht allein deswegen wurde der Band die letzten Jahre über ein wachsender Bekanntheitsgrad zuteil. Die Gothic-Rocker feiern zudem in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen, auch wenn die aktuelle Besetzung so erst seit 2007 zusammen agiert und ihr Debütalbum erst 2004 in den Läden stand. Nachdem im letzten Jahr bereits mit „The Clock Ticks On: 2004-2014“ die erste Song-Retrospektive auf die vergangenen Alben veröffentlicht wurde, stehen sie seit Ende Januar diesen Jahres mit besonderem Abendprogramm auf den Bühnen Deutschlands: so sollten nun die Jahre des Erfolgs im Rahmen einer Akustik-Tournee gefeiert werden. Am 05.02. machte der Mono Inc.-Konvoi auch Halt in Bochum – und welcher Ort eignete sich besser als andächtige, lauschige Konzert-Lokalität als die Christuskirche?

Mono Inc.-6Eröffnet wurde das Konzert pünktlich und ohne Vorband mit dem stimmungsvollen „Gothic Queen“, zu welchem Frontmann Martin Engler den Weg vom Eingang durch die Reihen seiner Schäfchen an den Kirchenbänken vorbei wählte und einige Besucher persönlich per Handschlag oder gleich mit Umarmungen begrüßte, bevor er schließlich die Bühne betrat. Nach der zügig folgenden „Symphony of Pain“ eröffnete man den Ablaufplan des Abends: wäre das erste halbstündige Set eher ruhiger Couleur, so offenbarte Engler gleich, dass die zweite Hälfte „weitaus schmutziger“ würde. Seine sympathischen Ansagen untermalten den ganzen Abend humorvoll und herzerwärmend – wenn er nach eingangs erwähnter Publikumsbegehung beispielsweise betont, „Deutschland werde immer älter, somit auch das Publikum von Monoc Inc.“. Diesen Seitenhieb auf das gemischte Alter der Konzertbesucher machte der charmante Herr aber auch schnell wieder damit wett, dass er die Menge, durch die Kirchenbänke ohnehin schon gestreng aufgeteilt, zu seiner Linken „die Gutaussehenden“ nannte, die zu seiner Rechten „die Schönen“, und die auf den Logenplätzen oben bei der Orgel „die Reichen“ (welche, wenn man ihm glauben darf, ausschließlich Schampus tranken).

Nach den wunderschön sehnsüchtigen Stücken „Twice in life“ und „Seligkeit“ oder der Weltschmerz-Hymne „Life hates you“ endete die erste Konzerthälfte fast schon zu geruhsam und unbeweglich. Richtig Fahrt nahm die „Alive & Acoustic“-Tour in Bochum irgendwie erst mit bekannteren Stücken an, was sich schon allein daran bemerkbar machte, dass die ersten Fans sich erst in der zweiten Halbzeit erhoben und stehend dem Konzert beiwohnten. So besonnen und gefühlvoll die Interpretation der Songs, so seltsam anscheinend leider auch für den Großteil der Anhänger, gewohnte, tanzbare Melodien plötzlich im stillen Klangkleid zu erleben, und genauso komisch dann die Reaktion vieler Fans, sich nach kurzem Stehen wieder auf die Kirchenbank zu hocken. Im zweiten Set glänzten die Musiker hingegen mit mehr Mono Inc.-Klassikern wie dem mitreißend-rhythmischen „Arabia“, dem trauervollen, Mono Inc.-9aber schnellen Lamento „In my heart“ oder dem nachdenklich stimmenden „Kein Weg zu weit“, thematisch als Protestlied gegen häusliche Gewalt von Engler in einigen Sätzen eingeleitet. Ein prunkvolles Highlight war hier auch die Interpretation von „Purple Rain“, im Original von keinem Geringeren als Prince höchst selbst gesungen. Der obligatorische Iggy Pop-Klassiker „The Passenger“ mit charaktereigener Mit-Sing-Garantie und „La La La“-Refrain durfte als Cover-Song entgegen Englers Versprechen seinen Bandkollegen gegenüber schlussendlich auch nicht fehlen – und das Kopfschütteln von Gitarrist Carl Fornia quittierte er mit einem herrischen, aber augenzwinkernden „ich bin ja der Chef hier“. Das Konzert endete mit dem hochgefeierten „Voices of doom“ und einer Zugabe in Form von „The Best of you“, welches die Band dem kürzlich verstorbenen Fußballtrainer Udo Lattek widmete. Im Kirchenfoyer stand die Truppe dann noch kurz den Fans zur Verfügung, bevor die Besucher den kalten Heimweg antraten.

Zwei Gastmusiker (Cellist und Drummer) holten sich die Viere von Mono Inc. als Unterstützung zu ihrer Tour dazu. O-Ton Engler: „wir haben die besten bestellt und die lustigsten bekommen“ – denn man darf nicht vergessen, dass die hochschwangere Katha Mia momentan kein Schlagzeug spielen kann. Überhaupt muss man großen Respekt aufbringen, dass die Dame, welche sich bereits im neunten Monat befindet, überhaupt dem Konzert ihre Stimme schenkte – mit Pausen zwar, aber Hut ab.

Mono Inc.-13Auch wenn die Kälte des Kirchenschiffs an diesem Abend wohl eher durch ein rockigeres Mono Inc.-Konzert hätte aus den Gliedern geschüttelt werden können und das Konzert ob seiner Kurzweil auch enorm schnell vorbei erschien – die Hamburger schenkten der Bochumer Christuskirche an diesem Abend das Gewand einer andächtigen Messe in familiärem Umkreis und vermochten es, ihre doch eher elektronischeren und gitarrenlastigeren Stücke in ein bestechendes, einzigartiges Akustikkleid zu stecken, passend und ästhetisch. Die melancholische und schwermütige Note der Songs zieht eben sowohl auf regulären Konzerten als auch hier. Den bereits bekannten, ruhigen Liedern steht die stillere Garderobe ohnehin schon gut. Womöglich hätte eine gemischtere Songauswahl aus Evergreens und Stücken, die eher sine ira et studio in inniglicher Ruhe ihre Wirkung entfalten, weniger den Eindruck vermittelt, man könnte sich anfangs berieseln lassen und müsse erst später in Bewegung kommen. Auch fehlten viele Klassiker in dieser Setlist, was aber wohl nur ein kleiner Wermutstropfen für die eingefleischten Band-Jünger gewesen sein konnte. Denn Mono Inc. trafen mit Sicherheit mitten ins Herz eines jeden Fans und beeindruckten sicher auch jeden Anwesenden, der nicht mit jedem Werk der Diskographie der Dame und der Herren vertraut ist. Ein sagenhaft gefühl- und seelenvoller Musik-Ausflug, den Mono Inc. ganz gewiss nicht nur ein einziges Mal auf dieser kurzen Tour beschritten haben werden.