M'era Luna Festival 2019

 

Ewigheim_Mera-Luna-2019_Vita-Nigra-2Am zweiten Augustwochenende lud der Flugplatz in Hildesheim Drispenstedt wieder dazu ein, sich in sein schönstes, schwarzes Gewand zu kleiden und das M’era Luna Festival 2019 zu besuchen. Bereits Tage zuvor begannen sowohl Besucher als auch Veranstalter mit den Vorbereitungen. Als logistisch Meisterwerk mit einigen Tücken, präsentierte sich das Event am Freitagmorgen. Viele waren bereits frühzeitig angereist, sodass die umliegenden Straßen drohten, zu verstopfen. Als eine gefühlte Ewigkeit später, der Campingbereich endlich öffnete, artete die Zeltplatzsuche geradewegs in einen Kampf aus. Dadurch, dass der Wohnmobilplatz vergrößert und verlegt wurde, gab es für die normalen Zelter weniger Platz als in den letzten Jahren. Dies zeigte sich vor allem daran, dass die Security begann, die Menschen einzuweisen, man sich um den besten Platz stritt und die Zelt so eng wie möglich aneinander gestellt wurden. Dennoch sah man zwischendurch immer mal wieder große Partyzelte mit langen Tafeln, an denen abends gemeinsam geschmaust wurde.

Der erste Programmpunkt folgte dann bereits am Nachmittag, als der Mittelaltermarkt eröffnete. Der Ansturm auf den Merchandise-Stand war wie immer größer als auf die Stände des Marktes, obwohl beispielsweise bei der Kuppeley des Bruder Ignatius ein reger Andrang herrschte. Am Abend öffnete dann auch ein Teil des Infields, denn Markus HeitzChristian von Aster und Axel Hildebrand luden zu ihren Lesungen ein. Im Anschluss konnte im Disco-Hangar bereits ausgiebig gefeiert werden. Den Eintritt hierzu konnte man direkt am Infopoint bezahlen. Wer dann am nächsten Morgen ausgeschlafen war, fand sich zeitig im Infield für die ersten Konzerte ein. 

Tag 1 - Samstag, 10.08.2019

Die Gewinner des diesjährigen Newcomer Wettbewerbs eröffneten um Punkt 11 am ersten „richtigen“ Festivaltag die Mainstage. Null Positiv hatten sich den Slot ergattert und legten bei ihrer Show so richtig los. Auch das Publikum war zu dieser ungothischen Zeit bereits zahlreich vertreten, während die Sonne sich mit Sturm abwechselte.

Auch der Hangar wurde kurze Zeit später von Empathy Test eröffnet. Wer seine heißumkämpfte Position vor der Bühne nicht verlieren wollte, um später Sono zu sehen, der verpasste auf der Mainstage Sündenklang. Als schließlich aber Ewigheim auf der Mainstage rockten, jedoch mit vergleichsweise eintönigem Gesang nur mäßig begeistern konnten, strömten die Fans aus dem Hangar. Dass das rein- und rausgehen eigentlich durch Barrieren und Security geregelt war, schien in dem Moment keinen zu interessieren. Wer also zu Centhron in den Hangar wollte, musste sich ein wenig gedulden. Die Masse, die auf Einlass wartete, war tatsächlich auch nicht gerade klein. So kam es zum ersten Mal zum Einlassstopp in den Flugzeughangar. Der zweite folgte direkt darauf, als X-RX die Bühne rockten. Besonders die alten Songs wie „Kein Herz“ sorgten dafür, dass die Fans so richtig ausrasteten.OOMPH_Mera-Luna-2019_Vita-Nigra-4

Wer in den Spielpausen die Zeit fand, das Gelände zu erkunden, fand sich auf der Händlermeile, in der Gothic Fashion Town oder bei den Essensständen wieder, die ein vielfältiges Angebot bereit hielten. Von Veganem, über Vegetarisches bis hin zum saftigen Fleischspieß war im Infield und auf dem Mittelaltermarkt alles zu haben, was das kulinarische Herz begehrte. Wer sein Geld lieber bei den Händlern ausgeben wollte, statt in Getränke zu investieren, konnte sich an einer Trinkwasserstelle versorgen. Leere faltbare Flaschen oder Tetrapacks konnten dort gefüllt werden, um einen Kreislaufkollaps in der Hitze der M’era Luna Sonne zu verhindern.
Während der Wind weiter die Zelte und Menschen in Böen durchschüttelte, merkte so manch einer überhaupt nicht, dass er unter der Sonne eine untypische Färbung annahm. Trotz der gleißenden Sonne, versammelten sich immer mehr Nachtgestalten auf dem Infield. Sowohl im Hangar als auch vor der Mainstage war der Andrang groß. Am frühen Nachmittag merkte man spätestens bei OOMPH!, dass das Festival zum wiederholten Male ausverkauft war. Zuvor hatten die Deathstars ihre Fans begeistert. Corvus Corax hatten es mit ihren traditionellen Klängen etwas schwerer, bei der schwarzen Gemeinschaft Fuß zu fassen. Zurecht behaupteten sie daher selbst, dass sie unter Kulturschock litten. Souverän wurden Songs wie „Hugin og Munin“ oder „Herr Wirt“ zum Besten gegeben. Eine stilistische Zäsur, die sich sehen lassen konnte. Wem gerade nicht nach Musik war, konnte sich im Discohangar die Gothic Fashion Show ansehen. Hier wurde Mode von 5 verschiedenen Labeln eindrucksvoll präsentiert. Einige werden hier wohl Inspiration für ihr Outfit im nächsten Jahr gesammelt haben. 

OOMPH! bedeutete dann im Vergleich zu Corvus Corax jedoch die totale Eskalation. Zur Freude vieler Fans wurden einige alte Songs gespielt. Auf der leider recht kurzen Setliste durften Klassiker wie „Träumst du“ und „Der neue Gott“ nicht fehlen, aber auch „Gott ist ein Popstar“ gab es wieder auf die Ohren. Mit „Trrr, Fckn, Htlr“ und „Kein Liebeslied“ wurde der Auftritt durch neue Songs abgerundet.
Unterdessen begann Agonoize im Hangar seine blutige Show. Die Technik war wohlweislich mit Planen abgedeckt worden, in der ersten Reihe hatte man sich zum Teil mit blauen Säcken oder Regenponchos ausgestattet. Wer dem Blutstrahl entgehen konnte oder wollte, durfte auf der Mainstage dann den Klängen von Mono Inc. lauschen. Erneut war das Infield gut gefüllt. Zu Songs wie „Arabia“ oder „Voices of Doom“ wurde ausgelassen gefeiert. Zum Finale verabschiedete man sich mit ein wenig Pyrotechnik und „Children of the Dark“, das leider nicht von Joachim Witt oder Tilo Wolf begleitet wurde, obwohl beide an diesem Wochenende ebenfalls auf dem M’era Luna zu Gast waren. Schade!

Auf der Campsite waren in der Zwischenzeit Zelte und Pavillons umgeweht worden. Das störte die feiernde Menge jedoch nur wenig. Der erste Tag des M’era Luna setzte zum Endspurt an. Im Hangar gab es seicht, elektronische Klänge mit Zeromancer und auf der Mainstage einen Klassiker der schwarzen Szene. Lacrimosa hatte im März 2019 zu ihrem 30-jährigen Bandbestehen das Album „Zeitreise“ herausgebracht. So nahmen sie auch ihre Fans auf dem M’era Luna Festival 2019 mit auf eine Reise durch ihre Bandgeschichte, wenn auch mit über 10 Minuten Verspätung. Nach den rockigen Sounds von OOMPH! und Mono Inc. wirkte Lacrimosa fast ein wenig zu sanft.
Da waren die harten Klänge von [SITD] vielen Besuchern doch lieber. Der Hanger erschien wieder zum Bersten voll, als die Band aus Bochum ihr neues Album „Stunde X“ präsentierten. Im Anschluss erwartete die tanzwütige Meute die EBM Urgesteine von Die Krupps. Diese zerlegten gebührend den Hangar, während auf der Mainstage die letzten Klänge von Within Temptation verklungen. Die Band aus den Niederlanden hatte mit episch anmutendem Bühnenbild, einer riesigen mehrteiligen Videoleinwand, Pyroshow und beliebten Songs die Fans begeistert. 

Within-Temptation_Mera-Luna-2019_Vita-Nigra-1Auch wenn im Vorfeld des Festivals viele Stimmen laut geworden waren, dass ständig die selben Bands spielten, war das Infield bei ASP dennoch sehr gut gefüllt. Um 22.45 betrat der „Meister“ die Bühne und fackelte die Bühne noch ein wenig mehr ab. Es wirkte allerdings so, als sei für die ASP-Pyroshow dank Within Temptation nicht mehr viel übrig geblieben. Neben Klassikern wie „Denn ich bin dein Meister“ und „Kokon“ – bei dem es dieses Jahr glücklicherweise keinen Stromausfall gab – durfte auch das „Zutiefst“-Medley nicht fehlen. Als Einstimmung auf das kommende Album gab es von „Kosmonautilus“ auch gleich zwei neue Songs zu hören. Natürlich verabschiedete sich ASP nicht, ohne mit den Fans zu brennen. Leider fehlte „Und wir tanzten“ samt Schneekanonen.

Pünktlich um Mitternacht entließ ASP die Menge, die sich in den Discohangar zur Aftershowparty, den Mittelaltermarkt und die Campsite zurückzog. Auf dem Markt gab es schließlich noch eine Feuershow zu sehen, sodass man die Hitze des Tages noch lange nicht vergessen konnte. Die, die noch nicht genug getanzt hatten, ließen sich im Hangar von DJs wie Mike Kanetzky (Matrix Bochum) die Seelen mit wummerndem Bass durchpusten.

Tag 2 - Sonntag, 11.08.2019

Die Sonne brannte bereits früh heiß vom Himmel, als die ersten verschlafenen Gesichter auf der Campsite gesichtet wurden. Der erste Gang zur Dusche war ernüchternd. In der Nacht waren die Duschen bereits gesperrt worden, weil es kein Wasser mehr gab. Auch am Sonntagmorgen warteten die Campingduschen mit kaltem Wasser und keinem Druck auf der Leitung auf. Zum wach werden reichte das aber irgendwie.
Jedenfalls waren die ersten Menschen dann um Punkt 11 schon wach genug, um mit Fear of Domination auf der Mainstage in den Tag zu starten. Die Finnen rüttelten die müden Gemüter wach und bereiteten das Publikum auf Scarlet Dorn vor, die ihren ersten Auftritt auf dem M’era Luna Festival verbuchen konnten. Der Gastauftritt von Chris Harms bei „I love the way you say my name“ war hierbei das erste Sahnehäubchen des Tages.

Heldmaschine_Mera-Luna-2019_Vita-Nigra-3Im Hangar startete der Tag mit gewohnt elektronischen Klängen, die einem noch vor der Mainstage die Ohren durchpusteten, während dort für Faelder umgebaut wurde. Die recht neue Band mit altbekannten Gesichtern schaffte es nicht so wirklich, das Publikum zu begeistern, das sich nur sehr verhalten vor der Mainstage einfand. Am frühen Mittag brauchten die, die bis tief in die Nacht gefeiert hatten, einfach ein bisschen mehr Power. Diese bekamen sie bei Heldmaschine, die erstaunlicherweise in den Hangar „verbannt“ worden waren. Während sich das Infield langsam füllte, machten sich Versengold für die Mainstage bereit, die müden Knochen der Fans mit ein wenig Folk aufzuwecken. Songs wie „Niemals sang- und klanglos“ oder „Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen“ schafften dies trotz des Genre-Bruchs erstaunlich gut. Der Auftritt bewies einmal mehr, dass auch melodiöse und vergleichsweise seichte Klänge in der Szene gern gehört werden und für beschwingte Abwechslung sorgen.

Dunkeldüster und eine Spur melancholisch wurde es dann aber auf der Mainstage mit Diary of Dreams. Diejenigen, die Versengold aufgeweckt und zum Tanzen animiert hatten, schwelgten nun in Träumereien. Wem das zu ruhig war, gönnte sich bis zum Auftritt von Combichrist eine Auszeit, drehte eine Runde über die Shopping-Meile oder tanzte sich die Füße bei Funker Vogt im Hangar wund.
Combichrist präsentierten natürlich ihr neues Album „One Fire“ und zerlegten standrechtlich die Bühne.
Eskalation gab es auch im Hangar bei Spetsnaz. Voller Elan und mit wummernden Beats ließen sich Tanzwütige die Innereien massieren. Wem die Bands auf den Bühnen nicht zusagten, konnte am späten Nachmittag zum zweiten Mal an dem Wochenende im Discohangar der Gothic Fashion Show beiwohnen. So manch einen zog es aber auch wieder zum Mittelaltermarkt, um dort einen Happen zu essen.

Subway-to-Sally_Mera-Luna-2019_Vita-Nigra-13Nachdem Combichrist die Menge vor der Mainstage ordentlich aufgeheizt hatten – zusätzlich zur Sonne, die sich immer mal wieder durch die Wolkendecke brannte – war der Auftritt von Joachim Witt geradezu einschläfernd, auch wenn er für einige Lacher sorgte. Das machte Assemblage 23 im Hangar aber wieder mit doppelter Power wett. Etwas melodiöser, dafür nicht weniger rockig präsentierten sich im Anschluss Subway to Sally. Sänger Eric Fish präsentierte sich erneut als „Messias“ und lieferte mit seiner Band eine solide Show ab. Chris Harms stand schließlich auch bei StS erneut als Gastmusiker auf der Bühne. Gemeinsam performte er mit Eric Fish den Song „Island“, während passend dazu Pyrotechnik zum Einsatz kam. Zum ersten und einzigen Mal an diesem Tag war die Wiese vor der Mainstage wieder so voll wie am Vortag. Insgesamt war allerdings zumindest vor den Bühnen, dass der Sonntag nicht ganz ausverkauft war. Die Bands am Vortag hatten durchaus größere Massen vor die Mainstage und in den Hangar gezogen. Bei Fields of the Nephilim zeigte sich das Infield sogar vergleichsweise leer. Erst zu VNV Nation wurde die Wiese wieder vermehrt bevölkert. Dass sich das Festival dem Ende neigte, war aber nicht nur an der abnehmenden Besucherzahl erkennbar. Auch auf der Campsite machten sich einige bereits auf den Heimweg.

Die Headliner des Abends, VNV Nation und Suicide Commando sorgten allerdings nochmal dafür, dass beide Bühnen ordentlich bebten. Ihren Fans verlangten beide Bands nochmal alles ab, während sich auf der Kreuzung der Flugbahn allmählich der traditionelle Trommelkreis einfand. 

Fazit

Das M’era Luna Festival 2019 hatte einiges zu bieten. Von der zuvor groß angekündigten Ikone merkte man während dem Festival jedoch nicht all zu viel. Man darf gespannt sein, was sich die Veranstalter noch einfallen lassen werden. Es wurden für die kommenden Jahre nämlich schon weitere Bands angekündigt – und auch eine weitere Ikone.

Der Festival-Alltag gestaltete sich trotz der Sicherheitsauflagen vergleichsweise entspannt. Ob es der Sicherheit förderlich ist, mitgebrachtes Wasser zu verbieten, bleibt fraglich. Das „grüne“ M’era Luna hätte jedoch gut daran getan, das Wegschütten von ungefährlichen Getränken in offenen Behältern nicht wegschütten zu lassen. Wie sich das Sicherheitskonzept weiter entwickelt, werden wir 2020 erfahren. 
Im nächsten Jahr erwarten uns erneut zahlreiche Bands der Szene, Kurse in der Acadamy, Lesungen und natürlich der Mittelaltermarkt. Das M’era Luna Festival 2020 steigt am 08. und 09. August im nächsten Jahr. Save the Date! Und bestellt am besten schnell eure Tickets. Die ersten Preisstufen sind nämlich bereits ausgebucht.