M'era Luna 2015 Impressionen-39Mit strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen startete der zweite Festivaltag des M’era Luna am Hildesheimer Flugplatz. Wer in der Nacht seinen Schönheitsschlaf gepflegt hatte oder einfach gar nicht schlafen gegangen ist, konnte wie am Vortag nach dem morgendlichen Gang zu den Duschen und WCs ab 11 Uhr wieder an der Main Stage und der Hangar Stage weiter feiern, tanzen und träumen.

Auf dem Mittelaltermarkt des M’era Luna fand man auch schon am Vormittag geschäftiges Treiben vor. Die Essenstände waren bereits in vollem Betrieb, die Düfte von Kräutersalben und handgeschöpften Seifen stiegen einem beim gemütlichen Schlendern in die Nase. Von Lederwaren über geknüpfte Teppiche hin zu Schmuck in allen Formen und Farben, hier wurde jeder Mittelalterfan fündig.
Die am Abend vorher kennengelernte Liebste konnte man natürlich auch direkt beim Bogenschießen oder Axtwerfen beeindrucken, bei Erfolg vielleicht sogar mit einem anschließenden Abstecher in die Kuppeley, wo sich die verliebten für 24 Stunden einen kleinen Vorgeschmack auf die Ehe holen konnten. Auf einem Mittelartermarkt darf natürlich auch der Schmied nicht fehlen und von denen gab es gleich zwei. Während an der einen Schmiede unter Schweiß der Stahl gehämmert wurde konnte man beim Gold und Silberschmied beobachten wie Ringe und weitere Schmuckstücke entstehen.
Wenn sich gegen Mittag der Hunger meldete gab es auf dem Mittelaltermarkt ein breites Angebot. Von Knoblauchbrot über vegetarischen Reis bis hin zu Grillfleisch. Doch auch wer lieber selber am Grill steht hatte hier die Möglichkeit dazu. Vor dem Schatten spendenden Pavillon konnte sich jeder Hobbygrillmeister mit seinem Fleisch einen der festen Grillplätze sichern. Abkühlung gab es dann im Anschluss um 15 Uhr im Badezuber.

Um 11:00 Uhr eröffnete die dänische New Wave Band Private Pact das Bühnenprogramm des zweiten Festival Tages. Direkt im Anschluss um 11:20 Uhr drängten sich die Besucher vor der Hangar Stage um die ASP & Kai Meyer Lesung zu besucheM'era Luna 2015 Impressionen-53n. Kai Meyer las aus seiner neuesten Geschichte „Das Fleisch der Vielen“ und ASP gab in akustischem Gewand zwei Songs des im Herbst erscheinenden Album „Verfallen“ zum Besten. Die Kombination dieser beiden wortgewandten Männer ließ einen schon am frühen Vormittag mit Glückseeligkeit zurück. Parallel zu der einstündigen Lesung entführten Schwarzer Engel um 11:35 Uhr das Publikum an der Main Stage mit einem Mix aus Neue Deutsche Härte und Symphonic Metal in düstere Welten. Im Anschluss legte die freundliche Unzucht aus der Nachbarschaft auf der Main Stage nach. Mit sowohl kritischen und tiefsinnigen Texten, als auch jeder Menge Songs zum Feiern, brachte die Band das Publikum in Wallung. Da konnte auch Sänger Daniel Schulz nicht anders und nutze die schwarzen Publikumswogen zum Crowdsurfen.
Im Hangar kamen derweil die Elektrofans auf ihre Kosten. Seit 1989 sind Tyske Ludder (norwegisch für „Deutsche Hure“) schon im Geschäft und sie wissen genau wie sie das Publikum zum tanzen bringen. Dass Elektro und Rock auch wunderbar zusammenfunktionieren, bewies die italienische Synth-Rock-Band Dope Stars Inc. in der Mittagshitze auf der Main Stage. Trotz der gnadenlos vom Himmel brennenden Sonne war der Platz vor der Stage rappelvoll. Absolut Body Control sorgten währenddessen im Hangar dafür, dass weiter getanzt wurde und keine Zeit für eine Abkühlung blieb. Die alteingesessene EBM Band aus Belgien ist immerhin seit 1979 in der Szene unterwegs und brachten ein breit gefächertes Repertoire an  tanzbaren Songs auf die Bretter.

Um 14:15 Uhr luden in der glühenden Sonne die Spielmänner der Mittelalterrock-Band Tanzwut auf der Main Stage zum M'era Luna 2015 Impressionen-93Tanz. Mit kritischen und mittelalterlich angehauchten Texten wird hier das Publikum regelrecht tanzwütig, da darf natürlich auch das Cover „Bitte, bitte“ von der Berliner Band  „Die Ärzte“ ebenso wenig fehlen, wie der schon recht alte Track „Ihr wolltet Spaß“. Mit ausgefallenem Elektropunk sicherte sich dann Tying Tiffany aus Italien im Hangar die Gunst der Elektrofans und bot jede Menge Songs um den Körper ordentlich in Bewegung zu halten. Draußen fand man dann eine wahre deutsche Legende. Kaum einer hat einen so vielseitigen künstlerischen Werdegang hinter sich wie der deutsche Musiker Joachim Witt und erstaunlicher Weise wurde er von einem begeisterten Publikum begleitet, die mit ihm Songs wie „Bataillon d’Amour“, „Die Flut“ und sein wohl bekanntestes Lied „Der Goldene Reiter“ sangen.
Der Hangar blieb am Sonntag alles in allem eher elektronisch geprägt. Wer Musik zum tanzen suchte wurde auch am Nachmittag bei Assemblage 23 aus Seattle fündig. Mit einer Mischung aus Synthie Pop und Elektro gab es auch hier keinen Grund eine Tanzpause einzulegen. Getanzt werden konnte allerdings auch wieder vor der Main Stage zu Apoptygma Berzerk. Mit einer einschlägigen Mischung aus Rock und Elektro kamen hier Fans beider Musikgenres voll auf ihre Kosten. Mit tanzbarem Futurepop sorgten auch Rotersand dafür, dass auch hier weiter das Tanzbein geschwungen werden konnte.
Eine Gangart härter legten Mono Inc. auf der Main Stage ein. Mit deutschen und englischen Texten entführt Sänger Martin Engler das Publikum mit seiner tiefen Stimme in düstere Visionen. Auch wenn die Texte oft Verlust und Schmerz behandeln, schafften Mono Inc. es, das Publikum in Feierlaune zu halten. Gefeiert wurde währenddessen auch bei Nachtmahr, obwohl vorab Mitglieder der Antifa zu einem Boykott des Projekts aufgerufen hatten, dem sie rechte Tendenzen zuschreiben. Von Protesten (und den rechten Vorwürfen) merkte man auf dem Festival überhaupt nichts.
Sehr experimentell hingegen wurde es auf der Main Stage mit Einstürzende Neubauten. Am ehesten ließe sich der Musikstil mit Post-Industrial und NDW beschreiben, doch wie man es auch nennen möchte, kann und darf, Einstürzende Neubauten haben das Publikum vor der Main Stage mitgerissen und werden sicherlich im Gedächtnis bleiben, sogar bei dem jüngeren Publikum, das die Gruppe aus den 80ern mitriss wie ein phantastischer Newcomer.
Weiter ging die Reise durch die 80er beim letzten Act im Hangar an diesem Abend. Anne Clark feat. HerrB nahm einen mit ihren Songs mit auf eine Zeitreise die an die New Wave Stilrichtung der 80er Jahre erinnerte. Leider hat jedes Bühnenprogramm einmal ein Ende und auch auf der Main Stage war es inzwischen Zeit für den Headliner, welcher in diesem Jahr niemand anderes als die Symphonic Metal Band Nightwish war. Mit einer großartigen Feuershow, harten Sounds und für die Band typischen Operngesängen bekam das Publikum alles, was man bei einem solchen Headliner erwarten würde. Ein wahrlich würdiger Abschluss des M’era Luna Festivals 2015!M'era Luna 2015 Impressionen-74

Mein Fazit zum diesjährigen M’era Luna Festival ist alles in allem sehr positiv. Es gab ein sehr abwechslungsreiches Bühnenprogramm, wo wirklich für jeden was dabei war und auch was sonst noch geboten wurde, konnte sich durchaus sehen lassen.
Die sanitären Anlagen waren super in Schuss und auch die mobilen WCs wurden jeden Morgen gereinigt. Zu den Stoßzeiten konnten sich natürlich auch mal Schlangen bilden, aber alles in einem erträglichen Rahmen. Einzig und allein der Supermarkt hätte vielleicht ein wenig länger geöffnet haben können.

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