641_Megaherz_CMYK[1]Es scheint, als sei es erst vor einigen Monaten gewesen, als die NDH-Rocker von Megaherz ihr letztes Album „Zombieland“ in die Läden gebracht haben. Tatsächlich ist es bereits über ein Jahr her. In dieser Zeitspanne gab es einige Konzerte in verschiedenen Locations und Festivalbesuche. Sie rockten den Kulttempel in Oberhausen, die Matrix in Bochum, das Autumn Moon 2015 und noch viele Orte mehr. In der Zwischenzeit fanden die Musiker um Sänger Lex sogar Zeit ein paar neue Songs aufzunehmen. Dank ihrer neuen EP „Erdwärts “ kann man diese Tracks mit gebündelter Kraft seit dem 04.12. genießen.

Der erste von insgesamt sechs Titeln trägt den Namen „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“. Ein Spiel aus Kindertagen, das sofort vor dem geistigen Auge erscheint, wird durch die bekannten Zeilen rockig hart vertont. Der Kindergesang im Refrain tut sein Übriges, um das Spiel in düsterer Megaherz-Manier neu aufleben zu lassen. Stilistisch wirken die elektronischen und rockigen Parts des Stücks wie eine Fortsetzung vom Zombieland, ohne ein Abklatsch zu sein. Etwas langsamer, aber nicht weniger rockig geht es bei „Ist das Verrückt“ zu. Die Strophen, in denen Lex in den Vordergrund gesetzt wird, verlieren durch die rauchige Stimme zwar an Melodie, aber büßen ihre Bedeutung nicht ein. Der Refrain hingegen ähnelt einem Zombieland-Song, als hätte man eine kurze Melodie noch einmal aufgewärmt. Dieses Gefühl im Ohr wird durch die restliche Komposition aber schnell wieder zunichte gemacht.

Die „Glorreichen Zeiten“ reihen sich ebenso nahtlos in die Zombieland-Riege ein, wie die beiden neuen Tracks zuvor. Die Hintergrundmusik klingt ähnlich poppig, wie es einst bei Himmelsstürmer war, ist aber dennoch nicht das Gleiche. Bei diesem Song kommt man also wieder etwas aus dem Rockhimmel herunter, denn schließlich heißt die EP nicht umsonst „Erdwärts“. Die Beziehungskrise, die einen in den tiefsten Abgrund stürzt, wird im letzten neuen Titel behandelt. „Einsam“ beinhaltet nicht nur thematisch den tiefen Disput zweier Seelen. Auch gesanglich durch ein Duett mit weiblicher und beinahe kalter Stimme wird das Thema neu aufgerollt. Neu an diesem Track ist auf jeden Fall die Perspektive: Derjenige, der verlassen wurde, wird vom lyrischen Ich noch ein Stück weiter in die Tiefe gestürzt und kommt selbst gar nicht zu Wort. Der Duett-Charakter erweckt den Eindruck, dass hier zwar zwei Parteien sprechen, aber beide jemanden verlassen haben. Mann und Frau können gleich kalt sein, wenn sie wollen oder wenn genug vorgefallen ist.

Den Abschluss der EP machen dann zwei Neuauflagen von „Jordan“ und „Teufel“. Wie schon beim letzten Album stellt sich die Frage, warum man solch alte Titel wieder aufleben lässt. Möglicherweise ist die Antwort simpel: Die Fans lieben die alten Songs ebenso wie neuere Tracks, wenn nicht sogar mehr und freuen sich, sie auf einer neuen CD noch einmal zu finden. Was andere Bands erst bei einer Best-of CD tun, machen Megaherz eben bei „Zombieland“ und „Erdwärts“. Zudem waren „Jordan“ und „Teufel“ zuletzt auf „Kopfschuss“ zu hören, die damals noch von Alex Wesselsky eingesungen wurde.

Insgesamt ist die EP gelungen. Hie und da eckt das Ohr zwar an, aber das ist bei einer Musik wie dieser nicht verwunderlich. Langjährige Megaherz-Fans, die auch den Wechsel am Gesang vor knapp 10 Jahren ‚verkraftet‘ haben, werden an „Erdwärts“ echten Gefallen finden. Sie ist eine wundervolle Ergänzung des „Zombieland“-Albums. Darf man der Band Glauben schenken, geht mit dieser EP ein Megaherz-Kapitel zu Ende und ein anderes tut sich auf. Zuerst werden sich die neuen Songs aber noch live beweisen müssen. Beispielsweise am 31.01. in der Essigfabrik Köln.

„Erdwärts“ ist am 04.12. via Napalm Records erschienen und unter anderem bei Amazon (-> hier)zu erwerben.