Lord Of The Lost - Swan SongsIn den letzten Jahren ging es bei Lord of the Lost richtig zur Sache. Ein Album jagte das nächste, begeisterte die Massen der schwarzen Szene und füllte die Plätze und Hallen bei Konzerten und Festivals. Nach vier Studioalben entschlossen sich die Hamburger dazu, einmal ruhigere Gefilde anzusteuern. Nachdem sie im vergangenen Jahr eine Akustik-Tour ankündigten, die durch sechs deutsche Städte führen wird, ist es nun an der Zeit die akustische gefühlvolle Stimmung auf CD zu brennen. Mit „Swan Songs“ (VÖ. 20.03.2015) sollen auch die Fans, die es in diesem Frühjahr nicht auf ein Konzert schaffen, ein Stück romantischer Lord of the Lost – Kunst erhaschen können.

Das neue Album besteht aus zwei CDs. Auf der ersten befinden sich alte Songs, der vergangenen fünf Alben, die in ein neues akustisches Gewand gehüllt wurden. So erhalten Titel wie „Dry the Rain“ oder „See you soon“, die ohnehin schon recht ruhig und gefühlvoll waren noch mal die Chance all ihr romantisches Potential zu entfalten. Natürlich dürfen auch „Go to hell“ oder „October 29“ auf dieser ersten Scheibe nicht fehlen. Der erste Teil der „Swan Songs“ schließt traditionell mit der bekannten Lord of the Lost-Hymne „Credo“. Auffällig hieran ist jedoch, dass aus all den Jahren der Bandgeschichte Songs ausgewählt wurden, die bereits eine ruhige Ader besitzen. Vielleicht sind Kracher wie „La Bomba“ oder „Sex on legs“ nicht umsetzbar gewesen, aber ein interessantes Experiment hätte das doch sicherlich dargestellt.

Der zweite Teil des Albums geht im Musikplayer beinahe nahtlos über. Man merkt jedoch schnell, dass es sich bei IMG_6056„Porcelain“ und den folgenden Tracks um brandneue Kompositionen handelt. Zwischendurch klingt die Stimme des Chris Harms etwas gepresst, da er im typischen Lord of the Lost-Stil so tief wie möglich zu singen versucht. An manchen Stellen gelingt ihm das leider nicht und aus dem Gesang wird ein kratziges Flüstern. Dies nimmt den Songs aber keineswegs ihre Botschaft, ihr Gefühl oder ihr bombastisches Auftreten. Was die Tracks so mitreißend macht, ist ihr Musical-Charakter, den viele aufweisen. Besonders ist dies im Intro von „The Sands of Time“ zu spüren. Der ganze Song wirkt wie aus einem Musical entnommen und auf eine Lord of the Lost Platte gepresst. Wer mit diesem Genre nichts anfangen kann, wird daher leider auch nicht besonderen Gefallen an „Swan Songs“ finden. Möglicherweise öffnen die Hamburger Lords dadurch aber auch Tore und ihre Fans entdecken neue musikalische Welten.

Insgesamt halte ich „Swan Songs“ für ganz gelungen, obwohl mich die Musical-Art zwischendurch an einen leichten Abklatsch aus einem Mix aus Tanz der Vampire und Tarzan erinnert hat. Als eingefleischter Musical-Fan, bin ich von der Experimentierfreudigkeit von Chris Harms und Co. aber sehr angetan. Zum Entspannen und Träumen empfand ich „Annabell Lee“ und „If Johnny Cash“ was here“ als sehr gelungen. Insgesamt kann man dieses Akustik-Album sehr empfehlen, man darf nur nicht die typischen Lord of the Lost „auf die Fresse“-Allüren erwarten. Das Album gibt es seit heute, dem 20.03.2015 zu kaufen und ist über Out of Line erschienen.

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