Krayenzeit, eine Band, die bereits seit vielen Jahren musikalisch experimentiert, aber in der heutigen Form erst seit 2013 existiert. Im vergangenen Jahr konnte sich die Truppe um Markus Engel bereits als Vorband von Metusa, Corvus Corax und anderen Größen der Szene beweisen. Nun folgt am 19.06. ihr Debütalbum „Auf Dunklen Schwingen
“, das über Oblivion/SPV veröffentlicht wird. Ihre Musikrichtung orientiert sich nicht an festen Schemata. Es wird gerne einmal experimentiert und Elemente des Irish Folk und des Mittelalters werden mit historischen oder modernen Themen verbunden. Was dabei herausgekommen ist und ob sich Krayenzeit auch auf CD lohnen, lest ihr nun hier in der Rezension.
Das Intro des Albums passt voll und ganz zum Bandnamen sowie zum Titel des Albums. Eine düstere Melodie, begleitet von weiblichem Summen, unterlegt mit dem Schreien einiger Krähen. Schon nach einer Minute wird der Hörer dann durch eine herannahende Rauschpfeifen-Melodie aufgerüttelt. Übergangslos geht es in den Titeltrack „Krayenzeit“ über. Es wird zum Tanz aufgefordert, was man bei dieser eingängigen Melodie auch gerne tut. Aber was mich an diesem Song stört ist die Tatsache, dass das Interludium mit den diversen Blasinstrumenten zu sehr einer Melodie von Saltatio Mortis gleicht. Möglicherweise ist es aber auch einfach eine Tonfolge mit langer Tradition. Da möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Mit „Nachtvogel“ gibt es erst einmal eine kurze Zeit zum Entspannen. Nach dem ruhigen Intro werden die Gitarren aber mit ordentlichen Riffs beansprucht. Mit dem Nachtvogel ist an dieser Stelle eine Frau gemeint, die unerreichbar scheint. Sie soll dem Ich die verderbende Liebe zuteilwerden lassen, die sowohl als göttlich, als auch teuflisch bezeichnet wird. Ähnliches Thema findet sich in „Feuertanz“. Ein Abgrund scheint zwischen Mann und Frau zu klaffen, keine Brücke zwischen dem Menschlichen und dem Göttlichen. Jede Thematik des Albums wird in schöne Metaphern gesteckt, Rhythmus und Reim passen jedes Mal beinahe zu perfekt und brechen nur kurz aus. Allein lyrisch lässt sich eine Professionalität erkennen, die wohl dem Literaturstudium Engels geschuldet sind. Wer mit Lyrik umgehen kann, der zimmert auch des Nachts Texte, die in andere Welten entführen. So wohl geschehen bei dem Titel „Von deinen Lenden“. Selten war ein so sexuell aufgeladenes Thema in so schöne Worte gebettet. Dies liegt aber eventuell auch generell im Genre an sich, in dem man des Öfteren mit beschönigenden Worten um sich wirft. Nichtsdestotrotz gefällt mir die außerordentliche Sprachlichkeit mit nur wenigen Ausnahmen gut. Wenn im Metrum oder im Reim doch mal ein Sprung zu finden ist, ist das sicherlich beabsichtigt, jedoch ecke ich beim Hören an diesen Stellen an.
Ein Krieg zwischen Gut und Böse darf auf einem solchen Album natürlich auch nicht fehlen. In „Himmlische Heere“ wird genau dies thematisiert. Eingängige Drums begleitet von Engels Gesang, dem ein mehrstimmiger Männerchor mit den allbekannten Worten „Kyrie Eleison“ („Herr erbarme dich“) antwortet. Besonders in höheren Tonlagen fällt einem unter anderem in diesem Song auf, dass Engels Stimme der des Alea (Saltatio Mortis) gleicht. Auf ganzer Linie betrachtet, ist dann aber doch nur wenig Ähnlichkeit vorhanden, was Krayenzeit dann wiederrum von ihren Genre-Brüdern abhebt.
Musikalisch bietet „Auf dunklen Schwingen“ alles, was man sich als Mittelalter- und Folkliebhaber nur wünschen kann. Es gibt rockige Parts, schnelle Interludien mit Geige und Blasinstrumenten, aber auch ruhige Elemente. Hier wird sowohl zum Feiern, als auch zum Träumen eingeladen. Das Album endet dann schlussendlich mit einer einfühlsamen Ballade. „Ein Abschied“ ist es aber sicherlich nicht auf Dauer, sondern nur ein vorrübergehendes „Auf Wiedersehen“ bis zum nächsten Album.
Mir persönlich gefällt „Auf dunklen Schwingen“ gut. An einigen Stellen stört mich die Ähnlichkeit, besonders zu Saltatio Mortis. Dennoch ist es ein rundherum gelungenes Werk. Es gibt Themen aller Art, man wird in die Nacht entführt, setzt mit den Musikern einfach mal die Segel gen Freiheit oder steht dem Schnitter gegenüber. Krayenzeit hat meiner Meinung nach ein großes Potential richtig durchzustarten. Mit ein wenig Arbeit hie und da, wird da in Zukunft noch eine große Krähe auf uns zugeflogen kommen.