Korpiklaani - Noita - ArtworkKorpiklaani, was so viel wie ‚Clan der Wildnis‘ bedeutet, ist wieder mit einem neuen Album zurück. Drei ganze Jahre lang mussten ihre internationalen Fans auf einen Nachfolger von „Manala“ warten, aber das hat sich durchaus gelohnt. Mit 10 neuen Tracks warten die Finnen auf ihrem neuen Silberling „Noita“ auf, auf dem das Akkordeon zum ersten Mal von Neuzugang Sami Perttula eingespielt wurde. Am 01.05. erschien es bereits über Nuclear Blast. Jay hat sich das Album nun in Ruhe zu Gemüte geführt und ist hellauf begeistert. Lest hier in der Rezension alle Einzelheiten.

Wer Korpiklaani kennt weiß, dass die wilden und lustigen Finnen mit ihrer powervollen Musik Spaß verbreiten. Ein Mix aus Folk-Metal mit Einflüssen aus der finnischen Volksmusik, der sich sehen lassen kann. So auch auf Silber und nun in diesem Monat auch frisch auf Vinyl gepresst, das neue Werk „Noita“. Meist singt Jonne Järvelä in seiner Landessprache, was dem Ganzen einen zusätzlichen Charme verleiht. Da verwundert es auch nicht, dass das ganze Album eine finnische Bezeichnung trägt. Passend zum Bandnamen kann man diesen Titel frei mit „Schamane“ übersetzen.

Das Album beginnt mit dem schnellen und fröhlichen „Viinamäen Mies“. Es beginnt mit einem „hey hey hey“-Part, begleitet von Akkordeon und schnellen Drums. Als Jonnes rauchiger Gesang dann einsetzt, erinnert die Hintergrundmusik kurz an eine finnische Humpa, bevor der Mitsingpart wieder beginnt. „Pilli On Pajusta Tehty“ ist nicht weniger melodisch und in schnellem Rhythmus gespielt, allerdings ist das Intro etwas disharmonisch und scheint nicht recht zum Rest zu passen. Der Titel hält zwar keine Stelle parat, die man mitgröhlen kann, jedenfalls nicht wenn man kein finnisch kann, dafür aber einen längeren instrumentellen Part, der sich sehr gut zum Tanzen eignet. Im Live-Video zu dem Song, kann man sich davon durchaus überzeugen. Das Besingen einer Weidenflöte war wohl noch nie so Metal-lastig. Mit dem Intro von „Lempo“ findet man sich dann von der Live-Bühne schnell in die Wildnis zurückversetzt. Die langsamen Drums in Kombination mit Akkordeon und eher ruhigen Gitarrenriffs, erzeugen ein Bild eines Clans, der in den Krieg zieht. Wenn man aber berücksichtigt, dass Lempo wohl der finnische Gott der Bosheit und Herr der Dämonen ist, ändert sich das Bild. Korpiklaani umschreiben Lempo allerdings wohl als Gott der Liebe und heben ein wenig den Zeigefinger gegen die Christianisierung der Welt.

Sahti“ hingegen reiht sich in die Party-Stimmung ein, die man aus „Vodka“ oder „Beer, beer“ kennt. Die finnische Biermarke darf eben auch nicht fehlen, denn auch hinter dieser steckt Tradition, die Korpiklaani so zu lieben scheint. „Luontoni“ kommt mit einer musikalischen Achterbahnfahrt daher. Schnelle Drums, gepaart mit rasend schnellem Akkordeon. Eine Geschwindigkeit, die ich diesem Instrument nicht zugetraut hätte, untermalt durchweg Jonnes Gesang, der sich an den flugs gesungenen Worten nicht verschluckt. Ein paar langsamere Parts verleihen dem Titel den letzten Schliff. Das ohne Instrumente endende Stück leitet phantastisch zu der ruhigen Ballade „Minä Näin Vedessä Neidon“ über. Der Traum einer Frau, die in Gefahr schwebt und gerettet werden muss. Perfekt gepackt in ruhige Klänge, begleitet von Geige und Jonnes unverwechselbarer Stimme.

Mit „Jouni Jouni“ wird es wieder schnell im Hause Korpiklaani. Wer auf einem der zahlreichen Konzerte der Finnen war, wie wir auf dem Paganfest 2015, wird unter anderem diesen Song bereits kennen. Gesang-Echos, ruhige und schnelle Geigen-Parts vereinen sich mit klaren Drums und Gitarren sowie mit einer Akkordeon-Melodie, die im instrumentalen Teil beinahe schon etwas hypnotisches annimmt. „Kylästä Keväinen Kehto“ legt dann noch eine Schippe Metal auf das ganze Album oben drauf. Geige und Akkordeon passen ihren Folk so an die Drums und Gitarrenriffs an, dass man beim bloßen Hören meint, dass hier gleich ein paar Saiten abbrennen müssten. Aber auch ein paar ruhige Sekunden gibt es zum Verschnaufen. Mit „Ämmänhauta“ wird dann noch einmal die Geige in den Vordergrund gestellt. Folk-Metal ist hier absolut Programm und besungen wird, wie könnte es bei „Noita“ anders sein, eine Hexe. Das Finale „Sen Verran Minäkin Noita“ führt dann musikalisch und auch textlich noch mal in die Tiefen der Wildnis zurück. Die Menschen haben die Kräfte der Natur vergessen und sollten sich trotz der Hektik im modernen Leben und des vorgeschriebenen Glaubens der Kirche doch einmal auf das was vorher war besinnen. Zurück zu den magischen oder übermenschlichen Kräften, zurück in die Natur.

Genau da führen Korpiklaani mit ihrer Musik auch hin. Immer, wenn ich die Finnen live sehe oder zu Hause ihre Musik aufdrehe, versetzt es mich in die Wildnis. Auch mit dem neuen Album kann man sich perfekt in ferne Welten träumen, kann die Musik aber genauso dafür nutzen, zu tanzen und zu feiern. Dieser Mix macht „Noita“ in meinen Augen perfekt. Fans der Band und Liebhaber des Genres werden mit dieser CD nicht enttäuscht. Schade ist nur, dass ich kein finnisch kann und deshalb viel von der Message der Texte verloren geht, aber die Musik kann ohnehin für sich selbst sprechen. Daumen hoch also für Korpiklaani mit „Noita“.