Die Wanderer von Korpiklaani luden in den vergangenen Wochen dazu ein, bei ihrer Wayfarers & Warriors auf fremden Pfaden zu wandeln und so richtig abzufeiern. Am 24.03.2019 verschlug es die Finnen samt ihrer Krieger-Kumpanen von Turisas schließlich auch nach Köln. Das Konzert beendete nicht nur eine turbulente Woche, sondern stellte auch gleich den Tourabschluss dar. Nach einer Wochenlangen Reise durch Europa fürchtete man fast, die Bands könnten bereits müde von den vielen Schlachten sein, doch das Publikum in der Essigfabrik Köln wurde nicht enttäuscht.

TrollfestT_Essigfabrik Köln_Vita Nigra-13Der Abend begann um 18.00 Uhr mit dem Einlass. Zuvor war auf Facebook verkündet worden, dass der Einlass bereits eine Stunde früher starten sollte, doch dies bewahrheitete sich zum Glück nicht. Glücklicherweise war man dann auch um 18.30 Uhr noch pünktlich in der gut gefüllten Konzerthalle, als TrollfesT auf die Bühne stürmte, die über und über mit bunten Ballons geschmückt war. Wer die Band aus Norwegen kennt, weiß, dass sie sich zu nichts zu schade sind und häufiger mal mit Kostümen punkten. Passend zum neuen Album „Norwegian Fairytales“ wurden daher die Prinzessinnen-Kleider ausgepackt, Krönchen in die langen Männerhaare geschoben und Schminke aufgetragen. Dies galt selbstverständlich nicht für Sänger Trollmannen, der in königlichem Gewand und einer kunterbunten Ballon-Krone seinen Platz am Mikrofon einnahm.
Das Konzert begann mit dem neuen Song „Fjøsnissens fjaseri“, das von Kobolden erzählt, die Scheunen unsicher machen. Weitere Märchen und Sagen wurden erzählt, die Gitarren jaulten, die Disney-Prinzessinen mit Bärten fegten über die Bretter der Essigfabrik und die Stimmung im Saal kochte über. Songs wie „Steel Sarah“ oder „Illsint“ wurden ebenso gefeiert wie das Britney Spears Cover „Toxic“. Man lud zum Chaos ein und versuchte den Weltrekord der Polonaise, die von Bassist Lodd Bolt angeführt wurde. Der Heidenspaß wurde beim letzten Song „Helvetes hunden garm“ durch Jonne und ein paar andere Musiker von Korpiklaani begleitet, die sich hierfür ebenfalls in Frauenkleider geworfen hatten. Müdigkeit, ob der langen vorangeschrittenen Tour? Fehlanzeige! In Köln wollte man viel eher nochmal richtig auf den Putz hauen!

Nach einer vergleichsweise kurzen Umbaupause waren alle Ballons und jegliche Fröhlichkeit von der Bühne gefegt. Der Kriegsgott Turisas rief nach seinem Gefolge, das sich mit Turisas_Essigfabrik Köln_Vita Nigra-5„As Torches Rise“ lautstark bemerkbar machte. Die erste Reihe der Zuschauer bestand scheinbar aus Fans, die (fast) die gesamte Tour mitgereist waren, denn man erkannte selbst von der Bühne aus die Gesichter wohl wieder. Dies wurde mehr als einmal an diesem Abend deutlich. Dennoch war die Stimmung bei den ersten Tönen der finnischen Viking Metaller ernst und verhalten. Die ausgelassene Stimmung der Vorband war wie weggeblasen und es hing ein unheilvolles Brodeln in der Luft. Das Moshen hielt sich in Grenzen, lieber schüttelte man im Takt die Fäuste und bestaunte Geigerin Caitlin De Ville, die anstatt von Olli Vänskä über die Bühne fegte, als gäbe es kein Morgen mehr. Auch die Umbesetzung am Keyboard fiel kaum auf, war Robert Engstrand als ehemaliges Bandmitglied kein unbekanntes Gesicht auf der Bühne.
Songs wie „Battle Metal“ wurden frenetisch mitgesungen und die Band aus Finnland konnte so manchem vielleicht noch ein englisches Wort beibringen. Bis auf diejenigen, die laut „Metal“ schreien sollten, denn die lernten leider nichts, wie Sänger Mathias „Warlord“ Nygård belustigt bemerkte. Das folgende Drumsolo wurde mit Applaus gewürdigt, doch das lange Violin-Intro vor „Five Hundred and One“ sorgte für mehr Begeisterung. Mit dem Boney M. Cover „Rasputin“ beendeten Turisas ihr Set. Als Zugabe hatten sie ein kleines Akustik-Set vorbereitet, bei dem sie noch drei weitere Songs spielten. Auf der Bühne sitzend, mit akustischen Instrumenten und sichtlich viel Spaß, geleiteten sie über zum letzten Progammpunkt des Abends. Die Schlacht war geschlagen. Zeit, sich den Geschichten der Wanderer anzunehmen. Auch wenn das Akustik-Set tatsächlich ganz schön war, sorgte es in der Halle leider eher dafür, dass die Stimmung wieder kippte. Wo man zuvor aufgeheizte Gesichter und leuchtende Augen sah, meinte man tatsächlich das eine oder andere Gähnen zu sehen. Mochte aber vielleicht auch daran gelegen haben, dass es bereits Sonntag nach 21 Uhr war.

Nach einer weiteren Umbaupause, erhob sich ein Geweih vom Drumset, Korpiklaani betrat teils barfüßig, teils im Anzug die Bühne und präsentierte sich so vielfältig wie eh und je. Mit „Neito“ leiteten sie den Höhepunkt des Abends ein und stellten nun endlich auch in Köln ihr neues Album „Kulkija“ vor. Neben weiteren neuen Songs, durften natürlich auch ältere Tracks wie „Lempo“ nicht fehlen. Erstaunlicherweise hatte sich die Essigfabrik Köln zu diesem Zeitpunkt bereits wieder ein wenig geleert. Hatte bei Trollfest noch das totale Chaos geherrscht, hatte man bei Turisas Schulter an Schulter bis in die letzte Reihe der Schlacht die Stirn geboten. Nun hatte man tatsächlich Platz, sich rhythmisch im Takt zu bewegen, ohne gleich einen Moshpit auszulösen. Ob dies am Tag oder an der Uhrzeit lag bleibt fraglich. Die anwesenden Fans feierten jedoch bis zur letzten Minute mit. Um die Stimmung durchgängig anzustacheln, hätten sich die Finnen ihre Allzeit-Kracher „Vodka“ oder „Beer Beer“ vielleicht nicht bis zum Schluss aufheben sollen. Mit „Happy little Boozer“ verabschiedeten sich Korpiklaani von Köln und beendeten damit den Abend und somit auch die Wayfarers & Warriors Tour 2019.