Hörnerfest-16Samstag, der zweite Hörnerfesttag, 11:30 Uhr: ganz Schleswig-Holstein schlief noch. Das ganze Bundesland? Nein! Denn in einem kleinen rebellischen Dorf unweit der Nordküste regte sich der Widerstand gegen die Müdigkeit. Während andere noch Kaffee tranken oder das, was sie dafür halten, hasteten einige bereits zum ersten Konzert des Tages. Rabenwolf spielten auf, Metal am Morgen. Die sieben Norddeutschen trotzten der aufkommenden Hitze und spielten voller Energie die Müdigkeit weg.

Wem das dennoch zu früh war, der konnte sich eine gute Stunde später bei Vroudenspil wachtanzen oder zumindest munterschunkeln. Schneller, frecher Piratenfolk hilft dabei offensichtlich sehr gut, erste Polonaisen wurden gebildet und Fahnen geschwenkt. Die Freibeuter gaben sich gewohnt lässig, selbst als aus dem wohl noch nicht gänzlich ausgenüchterten Teil der „Meute“ laute „Uh-uh“-Rufe erklangen. Übrigens, die lockeren Piraten haben ebenso noch für dieses Jahr ein neues Studioalbum angekündigt. Man darf gespannt sein! Folkig, aber aus einer vollkommen anderen Richtung kommend, ging es mit Cromdale weiter. Egal ob mit Eigenkompositionen oder Traditionals, die Band hat immer ihren eigenen, ganz besonderen Klang. Schottische und irische Einflüsse überwiegen im Repertoire, doch auch vor russischen Volksliedern und PiHörnerfest-78ratensongs wird kein Halt gemacht. Faszinierend, und mit dem tiefen, mystischen Gesang Thomas Senges vielleicht das intensivste Konzert des Tages.

Um 15:20 Uhr herrschte wieder ein Umschwenken, diesmal zu Pagan Metal. Finsterforst brachten nicht nur die Erde zum Beben, sie hatten auch ihr brandaktuelles Album „Mach dich frei!“ mit im Gepäck sowie in der Setlist. Freunde von klarem Gesang, kurzen Liedern und blitzsauberen Bühnenoutfits hatten jetzt eine Verschnaufpause, während die zahlreichen Fans der Band diese gehörig feierten. Danach kamen Reliquiae an die Reihe, in etwas ungewöhnlicher Aufstellung. Anstelle der bandeigenen Geigerin Svea fand man Alex von Vogelfrey vor und zusätzlich war Hendrik von Nachtblut mit seiner E-Gitarre dabei. Dieses Jahr weichen die Musiker von ihrer bisherigen Haltung ab, keine Stromgitarren auf der Bühne zu verwenden, zumindest auf Festivals. Nichtsdestotrotz spielte die Band intensiv und mythisch wie eh und je ihren klangvollen, frischen Sound, der die Menge begeisterte.

Hörnerfest-114Für wieder deutlich härtere Klänge sorgten anschließend Ingrimm. Anhänger des deutschen Mittelalter-Metals kamen voll auf ihren Genuss, denn die Regensburger hatten ihren neuen Schlagzeuger Alexander dabei und stehen bereits kurz vor dem Release ihres neuen Albums, „Ungeständig“. Wahrlich, „das Mittelalter rockt!“ Richtig voll wurde das Konzertgelände erst wieder gegen 20 Uhr, als Der Münzer mit der Show begann. Was nach In Extremo klingt, beinhaltet auch ein wenig InEx. Die Gründungsmitglieder einer der bekanntesten Szenebands weltweit, Thomas der Münzer und Rainer Morgenstern, formierten sich nach ihrem Ausstieg aus jener mit vier weiteren Musikern zu Der Münzer. Auf dem Programm steht ausschließlich altes In Extremo-Liedgut aus der Anfangszeit wie „Vollmond“ oder der „Spielmannsfluch“. Passenderweise sorgte Thor ausgerechnet beim Refrain „Es regnet, es regnet Blut…“ für ein erfrischendes Sommergewitter mit Blitzen, Donner, viel Regen und einer daraus resultierenden aber spaßigen Schlammschlacht vor der Bühne. Die „Klassiker“ des Mittelalter-Rock hauen eben immer noch rein.

Abgelöst wurden die „alten Leute“ dann von Hauptmann Feuerschwanz und seinem „Haufen“. Die FeuerschwänzeHörnerfest-130 hatten zwar die Schlauchboote schon dabei, doch wirklich notwendig waren diese, nachdem die trockene Schwüle wieder eingesetzt hatte, nicht. Trotzdem einmal ein anderes Gefühl des Crowdsurfings, wenn man dabei im Boot sitzt. Und zum Crowdsurfen bot sich bei der kraftvollen Show, die die Bayern ablieferten, allerlei Gelegenheit. Hodi hatte wohl für die gesamte Band nicht nur das Herz einer ausgesuchten Dame aus den Zuschauern im Sturm erobern können. Das „niemals endende Gelage“ nach Feuerschwanz störte sich kaum daran, dass der Soundcheck vor Haggard ein wenig länger dauerte. Es versteht sich doch von selbst: später anfangen heißt länger spielen. Das Münchner Metal-Orchester trat (wohl aufgrund der Bühnengröße) in etwas verringerter Größe auf, konnte aber sofort nach Beginn begeistern. Fassungslos waren einige Fans erst nach Konzertschluss gegen halb zwei Uhr morgens, jedoch nur aufgrund der traurigen Tatsache, dass das Festival schon wieder sein Ende fand. Liebe Hörneraner, Kopf hoch, wir sehen uns 2016 wieder!

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