Nicht allzu weit entfernt vom Veranstaltungsort eines besonders bekannten Metal-Festivals fand einen knappen Monat vorher das überschaubare, aber vielleicht gerade deshalb sehr besondere Hörnerfest, in Brande-Hörnerkirchen statt. Für uns begann das Festival am Freitag dann auch so richtig, obwohl bereits am Donnerstag buntes Treiben herrschte.
Bereits am Vormittag um halb 12 Uhr wurde den Gästen der Eintritt zum Konzertgelände gewährt. Pünktlich zur Mittagsstunde startete auch schon die erste Band, Black Magic Fools, ihren Auftritt. Fulminant und einheizend, obwohl letzteres bei den rasant steigenden Temperaturen gar nicht notwendig war. Die Schweden machten ihrem Bandnamen alle Ehre, magisch gebannt verfolgten die für die erste Band zur Mittagshitze schon zahlreichen Anwesenden das närrische Treiben auf der Bühne. Sie sorgten mit ihrer verrückt-lustigen Show und ihrer stürmischen Musik, angesiedelt irgendwo zwischen Mittelalter-Rock und Metal, für pure Begeisterung gleich zu Beginn. Das sollte ein wunderbarer Einstieg in zwei fantastische Festivaltage werden!
Gleich darauf rockten die Kilkenny Knights was das Zeug hielt. Energievoll wurde die Menge gleich erneut mit irisch angehauchtem Punkrock zum Tanzen und Pogen angeregt. Zwar waren die Coburger die erste Band, die an diesem Tag etwas mit Licht- und Soundtechnik zu kämpfen hatte, doch das tat der Stimmung im Publikum überhaupt keinen Abbruch. Danach verschwanden viele durchgeschwitzte Fans zum etwas späteren Mittagessen oder einfach nur zum Duschen, denn die nächste Umbaupause zögerte sich etwas hinaus. Schagai mussten ihre bei uns völlig unbekannten asiatischen Instrumente doch ein bisschen länger stimmen und mit den Verstärkern in Einklang bringen. Dafür lieferte daraufhin die ungewöhnliche Combo aus Deutschen und Mongolen unter der Leitung von Marcus van Langen ihre wohl beste Show bis dato ab. Von rockigen, schnellen Liedern, die zum Tanzen einluden, über langsamere, asiatische Klänge, bis zu lang anhaltenden Obertongesängen war alles dabei. Wer einmal ein vollkommen neues Hörerlebnis haben möchte, sollte sich die Band unbedingt ansehen. Auch wenn es sicherlich nicht jedermanns Sache ist, kann man danach zumindest behaupten, etwas Einzigartiges gesehen zu haben.
Eigentlich waren für 15:50 Uhr De Drangdüwels angesetzt, doch leider musste die Band kurzfristig absagen, da ein Bandmitglied am Wochenende arbeiten gehen musste. Umgehend wurde MacPiet – ebenfalls ein Teil der Band – als Ersatz gebucht. Solo, aber virtuos stellte sich ebenjener nun halt alleine auf die Bühne und sorgte für äußerst erheiternde Unterhaltung mit Akustikgitarre, Witzen und einem Song auf Plattdeutsch, der wohl nur von einem Bruchteil des Publikums verstanden werden konnte. Nach dem Auftritt des scheinbar trinkfesten Solokünstlers bleibt nur noch eines zu sagen: Prost! Zügig konnten anschließend Nachtgeschrei auftreten, um den vorhergehenden etwas ruhigeren Klängen ein jähes Ende setzen. Schöner, schwerer und lauter Mittelalter-Rock bis -Metal vom Feinsten brachte die Fans zum Headbangen und Toben. Um den Zusehern gar noch mehr Freude zu bereiten, wurde Laui, seit April die neue Drehleierspielerin der Band, vorgestellt und zudem auch das neue Album „Staub und Schatten“, das im August bereits erscheinen soll, vorangekündigt, um sogleich ein Lied daraus zum Besten zu geben.
Die Abwechslung im Programm wurde nicht geringer, traten doch daraufhin Hasenscheisse auf. Wer diese Band kennt, weiß, es ist nichts zu blöd, man kann auch ruhig mal während dem eigenen Konzert eine Karotte verzehren. Selbst im Publikum fielen einem auf einmal vereinzelt Hasen auf. Doch die Hasen wissen wohl zu feiern und veranstalteten eine gelungene, feucht-fröhliche Party. Abgelöst wurde die Hasenfete dann um 20 Uhr mit grimmigen Blicken von Svartsot. Bei den Dänen gehört der Grimm aber bloß zum Programm, denn wie soll man sonst Death- und Black Metal kombinieren, wenn nicht mit finsterem Blick und harten, lauten Gitarren. Wer bis jetzt noch still vor der Bühne stand, konnte sich nun nicht mehr beim Headbangen zurückhalten. Die endlich langsam sinkenden Temperaturen luden ebenfalls dazu ein. Anschließend kam die dritte skandinavische Gruppierung des Tages zum Zug: Trollfest. Und wenn Trolle ein rauschendes Fest feiern dann klingt das auch genauso! Es ist kaum möglich, die Band akkurater zu beschreiben. Wilder, schneller Folk-Metal fetzt über die Bühne, wie auch die Musiker. Es grenzt beinahe an ein Wunder, dass bei dem Gewusel dort oben keine Unfälle passierten. Davon und von den äußerst kreativen, bunten, steampunkigen Outfits der Gruppe ließ sich das Publikum aber kaum verwundern, dass das gesamte Konzertgelände schnell in einen einzigen Moshpit verwandelt wurde.
Den Abschluss des Freitags begingen Cultus Ferox eigentlich erst am Samstag, also kurz nach Mitternacht. Die Band, die in den letzten sieben Jahren bloß ein Album veröffentlicht hatte, kündigte das nächste bereits für den Herbst diesen Jahres an. Grund zur Freude, denn diese schräge Truppe, die die Grenze zwischen Mittelaltermarktmusik und Piraten-Rock komplett verwischt hat, ist nicht nur live absolut sehenswert. Man kann die Kanonen schon förmlich schießen hören, wenn die „netten Jungs“ auf Beutezug segeln. Da war für das komplett gefüllte Gelände nicht mehr rumstehen angesagt, sondern nur noch rumtanzen und Rum trinken, denn dieser wurde großzügig in den vorderen Reihen vom Chefkoch persönlich verteilt. Ein Fest für Augen, Ohren und den Gaumen, ahoi!