HeinoSeit dem 12.12. blüht der Enzian nun schwarz. Moment. Schwarz? Blüht Enzian nicht üblicherweise blau? Ja, in der Tat tut er das, aber nicht wenn es nach Heino geht. Nach zwei Jahren meldete er sich nun nämlich mit einem neuen Album zurück und legt auf die Hysterie um „Mit freundlichen Grüßen“ (2013) gleich noch eins oben drauf. Wer sich schon über seine Cover-Songs von Die Ärzte, Rammstein und Co aufgeregt hat, der wird nun vermutlich richtig was zu meckern haben.

Heino erschafft allerdings auf seiner neuen Platte „Schwarz blüht der Enzian“ völlig andere Welten. Er covert altes deutsches Liedgut von anderen und von sich selbst und untermalt dieses mit Gitarrenriffs, die man aus der Metalszene und vor allem von Rammstein kennt. Schon in dem „Intro erst recht“ erklärt er, warum er es sich nicht nehmen lässt, eine andere Musikrichtung auszuprobieren. Warum auch nicht? Schließlich hören ihn nun jung und alt, wie er selbst sagt.

Im darauf folgenden Song „Blau blüht der Enzian“ geht es dann auch schon ordentlich zur Sache. Eigentlich müsste dieser Titel jedem bekannt sein, aber Heino wartet an dieser Stelle mit einer Neuinterpretation auf, die sich gewaschen hat. Im Musikvideo tritt der Sänger vor jungem und altem Publikum auf. Omis werfen ihre Schlüpfer und die Wildecker Herzbuben sichern den Graben als souveräne Security. Die ganze Szenerie könnte durchaus als albern bezeichnet werden, aber meint Heino den Song, das Video und das ganze Album wirklich tot ernst? Beim Hören der einzelnen Tracks wird klar, dass eine gewisse Selbstironie durchaus mitschwingt. Man kann sich natürlich darüber furchtbar aufregen, aber wenn man das Gesamtwerk mit Humor betrachtet, wird ein ganz anderer Schuh daraus.

Das Album wartet mit Tracks auf, die tatsächlich für jung und alt gemacht sind. „Komm in meinen Wigwam“ oder „Rosamunde“ wirken musikalisch zwar rockig, aber gediegener als „Blau blüht der Enzian“ und werden somit wahrscheinlich die alt eingesessenen Heino-Fans begeistern. „Wir lagen vor Madagaskar“ und „Schwarz braun ist die Haselnuss“ schlagen dafür aber wieder härtere Klänge an. An dieser Stelle verleiten die Songs durchaus zum „abrocken“ und mitsingen.

Fazit: Insgesamt gelingt Heino eine musikalische Mischung, die beinahe alle Altersgruppen anspricht. Ob man die Songs nun noch aus seiner Jugend kennt oder bei Oma und Opa aufgeschnappt hat, mindestens die Refrains lassen sich nach kurzer Zeit mitschmettern. Mir persönlich gefällt „Wir lagen vor Madagaskar“ besonders gut und auch einige andere Songs sind absolut gelungen. Natürlich trifft „Schwarz blüht der Enzian“ nicht jeden Geschmack, aber wenn alle alles gleich gut fänden, hätte ja niemand mehr etwas zu meckern. Heino zeigt, dass er nicht nur Schlager singen kann und dass er längst nicht eingerostet ist. Sich auch in späten Jahren einem neuen Genre zuzuwenden und mit Musik zu experimentieren halte ich für sehr mutig. Daher gibt es für dieses Album ein klares: Daumen hoch! Ahoi Kameraden, „jetzt erst recht“!