Seit fast 30 Jahren sind Fiddler’s Green nun musikalisch schon unterwegs. Auf ihr neues Album mussten die Fans ganze drei Jahre warten, denn nach „Devil’s Dozen“ war es erstmal etwas ruhiger um die Band geworden. Zwar spielten sie einige fulminante Konzerte wie beispielsweise auf dem 20-jährigen Jubiläum von Schandmaul, doch neue Songs ließen in all der Zeit auf sich warten. Nun haben die Folk-Rocker am 8. März endlich eine neue Platte auf den Markt geworfen, die bereits im Vorfeld mit vielversprechenden Videos und Snippets angekündigt worden war.

Songs mit Tempo

Das Album beginnt mit einem „Prelude“, das sanft auf das vorbereitet, was da kommen möge. Übergangslos geht es mit „The Freak of Enniskillen“ weiter, das zu Beginn zunächst hauptsächlich durch Gesang besticht. Die Interludien sind beschwingt und bestechen mit rasanten, folkigen Klängen, während in der nächsten Strophe der Speed von Drums und Gitarren zunimmt. Besungen wird der Freak of Enniskillen, der mit der Bierflasche in der Hand geboren wird und das Leben vollkommen auf den Kopf stellt. Schnell und etwas chaotisch kommt der Song daher, sodass Inhalt und Musik einwandfrei im Einklang sind.
Der Track „No Anthem“ kommt insgesamt ein wenig punkiger daher und konnte bereits vor Veröffentlichung des Albums in dem aussagekräftigen Video bestaunt werden. Der Aufruf zur Rebellion? Möglich. Rebellisch geht es jedenfalls auch mit „Limerick Style“ weiter. Musikalisch weiterhin rasant, wird es dieses Mal sogar noch ein wenig rockiger. Im Interludium darf dann auch die fröhliche Geige wieder so richtig mitmischen und lädt zum tanzen ein. Einen Limerick musikalisch umzusetzen, ist den Fiddlers auf jeden Fall sehr gelungen. Im Song wird der Limerick zusätzlich auch noch erklärt, was den Titel inhaltlich besonders interessant macht. Der flotte Rhythmus unterstützt die Reimform zusätzlich und rundet den Track ab.

Auch wenn „Farewell“ vom Titel her wie eine Ballade klingen mag, verbirgt sich hinter dem Song ein weiterer schneller und scheinbar fröhlicher Titel. Es geht um den Abschied, um neue Länder, neue Kulturen und neue Dinge kennen zu lernen. Es geht um das Reisen, um die Freiheit und um Abenteuer. Das Fernweh und die Lust, etwas neues zu entdecken, spiegelt sich auch musikalisch wider. Schnell, rockig und irgendwie gewohnt fröhlich dröhnt die Musik aus den Boxen und lädt dazu ein, alles stehen und liegen zu lassen, um die Welt zu entdecken.
Von der weiten Ferne erzählt auch „Born to be a Rover“, das dank Geige und Akkordeon um einiges melodischer ist als die rockigen Songs zuvor. Typisch irisch mutet das Lied an, während der Fiddler’s Green-Touch definitiv nicht fehlt. Ähnliches gilt für „The Congress Reel“, das wie ein rockig angehauchtes irisches Traditional wirkt. Rein instrumental und vergleichsweise kurz, erscheint der Titel wie eine Zäsur im Album.

Sláinte in den grünen Hügeln

Nach dem instrumentalen Stück geht es mit „Sláinte“ typisch irisch weiter. Der gälische Trink-Spruch begleitet den Song durchgehend und unwillkürlich möchte man sein Guinness erheben, mit den Musikern anstoßen und zu den Irish-Folk-Rock-Klängen einfach nur tanzen. Da fühlt man sich glatt in einen Irish Pub versetzt und meint, man könne die grünen Wiesen der Insel vor dem inneren Auge sehen.
Mit „Better You Say No“ bleibt die Band auch in den irischen Gefilden. Jedenfalls musikalisch erinnert der Song sehr an ruhigere Titel von früher. Inhaltlich wird ein Bogen zum Rover geschlagen, denn ein irischer Vagabund und Musiker eignet sich einfach nicht zum heiraten, zieht die Frauenwelt dennoch wie magisch an. Ein innerer Kampf mit sich selbst, mit der Frau, mit der Liebe und musikalisch ein recht nachdenklich anmutender Song.

„Cheer up“ hebt einen dann durch fröhliche und rasante Geigen- und Gitarren-Klänge wieder aus der Schwermut. Es geht um lange Partyabende, Spaß und den Morgen danach. Trinkt auf die guten Zeiten, denn die schlechten wird es ohnehin immer geben. Musikalisch wie auch textlich erscheint der Song wie ein Trinklied, der am Ende doch keines ist. Auch wenn im Musikvideo viel Alkohol fließt, geht es doch viel mehr um die Freude am Leben und dass man sich das nicht vermiesen lassen sollte.
Katerstimmung kommt jedenfalls auch mit „One fine day“ nicht auf. Wieder rasant und turbulent packen Fiddler’s Green feinsten Speedfolk aus und berichten davon, dass sie eines Tages wieder zu Hause sein werden. Bis dahin werden sie die Welt entdecken und die Heimat im Herzen tragen. Musikalisch lädt der Track zum Tanzen und Feiern ein, wie man es von der Band durchaus gewohnt ist. Passend hierzu darf auch der Irish Pub Song „John Kanaka“ nicht fehlen, den Fiddler’s Green schon so oft eindrucksvoll auf die Bühne gebracht haben. Nun gibt es den traditionellen Shanty auch endlich in der Rock-Version auf CD!
Schließlich folgt nun endlich der Titeltrack des Albums „Heyday“. Rockig wird die Blütezeit besungen, die keineswegs landwirtschaftlich gemeint ist. Vielmehr wird das Leben besungen, das noch lange nicht vorbei ist, sondern sich jetzt erst auf einem nie enden wollenden Höhepunkt befindet. Musikalisch sind die Strophen rockig gestaltet, während die Interludien rasant von fröhlichen Geigenklängen begleitet werden. Dass Fiddler’s Green noch längst nicht fertig sind, beweisen sie auch mit „Steady Flow“, das typisch folk-rockig beginnt, um dann in der Strophe weiter Spannung aufzubauen. Der letzte Song „Together as One“ kommt schließlich vergleichsweise ruhig daher. Ganz ohne Ballade scheint es dann doch nicht zu gehen und so fällt der Abschied vom neuen Tonträger sehr sanft aus.

Fazit

Fiddler’s Green haben es wieder geschafft, mit neuen Songs vollkommen zu begeistern. Ihr Stil zieht sich wie ein roter Faden durch die Songs, ohne dabei langweilig zu werden oder sich zu wiederholen. „Heyday“ reiht sich in die Discographie wie selbstverständlich ein. Man merkt, dass die Band sich um die Songs Gedanken gemacht hat und man sich selbst Zeit gegeben hat, dass die Lieder reifen und wachsen konnten. Textlich steckt viel Sinn hinter den Tracks und musikalisch wird mal sanft, mal fröhlich und mal turbulent zu den Themen passend gespielt. Jeder Song verspricht, der nächste Bühnenkracher zu werden und kein einziger Ton muss sich hinter Klassikern wie „The Night Pat Murphy died“ oder „Yindy“ verstecken. Hut ab dafür!