Das Feuertanz Festival 2019 macht seinem Namen alle Ehre. Der Sommer war bereits zuvor mit voller Wucht in Deutschland eingezogen. Auch am letzten Juni Wochenende brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel, als am Donnerstagvormittag die Camper aus ganz Deutschland anreisten. Schweißtreibendes Schleppen, Zelt aufbauen, mit Bier abkühlen. Zwischendurch suchte man irgendwo Schatten, duschte sich an der Wasserstelle einmal ab und versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Das fiel recht schwer, wenn man sein Camp vor Einbruch der Dunkelheit aufgebaut haben wollte. Von den Wiesen schallten recht bald die ersten Sounds bekannter und beliebter Bands, überall stimmte man grölend mit ein – die Stimmung hätte ausgelassener nicht sein können. Grillgeruch aus verschiedenen Richtungen rundete das Feeling ab. Nur den Schweiß konnte man abends nicht so recht abduschen, da beispielsweise der Duschcontainer erst am Freitagmorgen geöffnet werden sollte. Dementsprechend hoch dürfte der Ansturm auf den Badeweiher gewesen sein.

Mit heißem Tee und kaltem Wasser

Der erste richtige Festivaltag begann dann – nachdem die Sonne die Camper frühzeitig geweckt hatte – mit Trollfaust auf Burg Abenberg. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel als Bastille von Coppelius mit Morgengymnastik die erste Band anmoderierte. Die letzte Müdigkeit wurde den bereits Anwesenden im Anschluss mit treibenden Trommeln und Dudelsäcken aus den Knochen getrieben. Angespornt durch die Musik und neckenden Ansagen, die für Lacher sorgten, tanzte das Publikum im Staub. Als zweite Band des Tages war Tir Nan Og angekündigt. Bevor es jedoch mit Irish Folk hoch her gehen konnte, schenkte Bastille dem Publikum heißen Tee ein. Reine Vorsichtsmaßnahme natürlich, damit all die, die sich den ganzen Tag über immer mal wieder eine Abkühlung an der Trinkwasserstelle gönnten, nicht krank werden würden.
In den Umbaupausen spielten Die Gossenpoeten an verschiedenen Stellen des Burggeländes und begeisterten zeitweise mehr als das Programm auf der Bühne. Dort ging es nach einem Rundgang über den Mittelaltermarkt mit Coppelius weiter. Da es sich natürlich nicht schickt, sich selbst anzumoderieren, wurden zwei Fans aus dem Publikum auserkoren, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Herren Coppelius samt Butler und neuem Schlagzeuger lieferten eine souveräne Show ab. Um für eine extra Portion Abkühlung der Feierwütigen zu sorgen, hatten sie eigens eine neumodische Apparatur mitgebracht. Mit dieser Abkühlungsmaschine – einer Gießkanne – gossen sie die ersten Reihen und sorgten für einige Lacher.

Im Anschluss wurde die Umbaupause sehr ausgedehnt. Schließlich mussten all die zahlreichen Instrumente und Mikrophone von Haggard aufeinander abgestimmt werden. Als dies endlich geschehen war, blieb leider keine Zeit mehr für eine Moderation. Die Band um Asis Nasseri lieferten eine souveräne Show. Die Mischung aus Metal und Klassik bot jedoch einen harten Kontrast zum vorherigen Partyfolk und Kammercore. Blieb also ausreichend Zeit die Merchandise-Stände und den Mittelaltermarkt zu plündern. Dann konnte die Meute pünktlich zu Versengold wieder vor der Bühne stehen. Bastille hatte sich für seine letzte Moderation des Abends etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Er ließ dem Publikum die Wahl, ob er den Wikipedia-Eintrag der Band oder die kommenden Tourdaten verlesen sollte. Man entschied sich für Wikipedia. Den ersten Abschnitt verlas der Butler dann, während er sich über die Hände der Menge tragen ließ. Bevor es mit den Bremern von Versengold dann in der Abendsonne folk-fröhlich wurde, sorgte Bastille erneut für einige Lacher. Als dann aber die Sounds von „Verliebt in eine Insel“ und andere beliebte Songs von der Bühne schallten, gab es im Burghof kein Halten mehr. Man merkte nun auch, dass das Festival erneut ausverkauft war. 

Als der erste Abend sich dem Ende neigte, betraten Eluveitie die Bühne auf Burg Abenberg. Während die Schweizer harte und sanfte Klänge miteinander verbanden, verschlug es einige Festivalbesucher bereits zurück zum Campingplatz. Wieder andere warteten darauf, Einlass in die Burg zu erhalten. Dort sollte um Mitternacht Ally the Fiddle im Burgsaal die Nacht zum Tage machen. Besinnlich und kraftvoll.
Auf der Campsite war es derweil recht kühl geworden. Hatte zuvor die Sonne noch vom Himmel gebrannt, freute man sich hier auf den heißen Grill. Die Security hatte jedoch alle Hände voll zu tun, die offenen Feuer zu verbieten, da aufgrund der Trockenheit Feuerschalen und Co. untersagt worden waren. So musste man dann doch auf den Pulli und warme Decken im Zelt zurückgreifen.

Staub, Sonne und Feuer

Kein Regen und keine Abkühlung in Sicht. So frisch wie es in der Nacht geworden war, so heiß war es bereits am frühen Morgen des zweiten Festivaltages. Der Samstag stand ganz im Zeichen der Hitze, sowohl auf als auch vor der Bühne. Schon um 13.00 Uhr schien die Sonne wieder unbarmherzig, als Haggefugg zu Met und Party einluden. Den Moderator mimte an diesem Tag Eric Fish, doch so manch einer wünschte sich schon alsbald Bastille vom Vortag zurück. Eric spielte für seine Kollegen „passende“ Lieder, versprach sich zwischendurch beim Alter des Festivals und erhielt die entsprechende Resonanz aus dem Publikum.
Der Stimmung bei den Black Magic Fools tat dies aber keinen Abbruch. Ein harter Kontrast zu den nachfolgenden Pyrates! Dennoch konnten sowohl die Schweden als auch die Niederländer auf ihre ganz besondere Art und Weise begeistern. Die einen mit harten rockigen Sounds, die mittelalterlich angehaucht waren und die anderen mit irischen Klängen und Traditionals.

Zwischendurch sorgte die Feuerwehr für etwas Abkühlung, Groß und Klein tanzten durch den künstlichen Regen aus dem Feuerwehrschlauch und genossen die kurze Abkühlung. Nach jeder Band war der Andrang an der Trinkwasserstelle dennoch unglaublich groß. Viel trinken war an diesem Wochenende schließlich besonders wichtig. Und das galt nicht nur für den Alkohol.
Während Eric Fish and Friends auf der Bühne ein eher ruhiges Programm zum Besten gaben, eroberten viele Besucher den Mittelaltermarkt oder suchten Zuflucht im Schatten der Burg. Sitzplätze waren hier rar geworden. Für viele Fans von Saltatio Mortis war die Anmoderation zuvor jedoch bereits das erste Highlight des Tages. Da auch Eric Fish sich nicht selbst anmoderieren wollte, übernahm dies kurzerhand Sänger Alea der Bescheidene, der dafür mehr Jubel erntete als die Künstler im Anschluss.

Einen harten Bruch gab es dann mit Feuerschwanz, die im Gegensatz zu Eric Fish die Besinnlichkeit zu Hause gelassen hatten. Sie holten sowohl den Methämmer als auch den Hammer der Empörung hervor, preisten den Met und protestierten gegen den Metnotstand im Märchenland. Mit gewohntem Witz und einer großen Portion Elan heizten sie ihren Fans ordentlich ein, während die Sonne bereits etwas tiefer am Himmel stand. Noch immer konnte jedoch von Abkühlung keine Rede sein, da sich die Menge mittlerweile dicht im Burghof drängte. Dies änderte sich auch bei der Umbaupause nicht, als die Pyrotechnik für Saltatio Mortis aufgebaut wurde. Im Eiltempo karrte man Feuerschalen und mehr heran, um die bereits bekannte Bühnenshow zu ermöglichen.Saltatio Mortis_Feuertanz Festival 2019_Vita Nigra-10
Kaum war die Sonne in Abenberg untergegangen, strahlte die Hitze von der Bühne herab. Und das lag keinesfalls ausschließlich an den Spielmännern. Die Pyroshow dürfte auch dafür gesorgt haben, dass man sich in den ersten Reihen ein wenig gebraten fühlte. Mit beliebten Songs wie „Heimdall“ oder „Drunken Sailor“ gewann man die Herzen der Fans – auch wenn die Setliste bereits von der letzten Tour und dem einen oder anderen MPS Auftritt bekannt war. Der Headliner des Abends wurde frenetisch gefeiert, Statements wurden passend eingebracht und die zahlreichen Crowdsurfer pausierten nicht einmal als sich Alea gleich zwei Mal in die Menge wagte.

Mit Major Voice ging der Abend schließlich im Burgsaal sanft zu Ende. Auch die Partystimmung auf der Campsite hatte nachgelassen. Vielmehr sah man Erschöpfung und Wehmut in den Gesichtern, denn viel zu schnell war dieses feurige und grandiose Festival zu Ende gegangen. Nun ist man allmählich in die Realität zurückgekehrt, friert ob der recht kühlen Temperaturen und wünscht sich das Feuertanz Festival 2019 zurück.