Harpyie-14Tag zwei beim ausverkauften Feuertal Festival auf der Hardt in Wuppertal, bei sonnig-warmen Wetter. Einige Besucher kamen zwischen ein und zwei Uhr nachmittags mit feuchten Haaren an, das darf nicht verwundern, denn eigentlich hat das Festival schon deutlich früher, nämlich am Vormittag auf dem offiziellen Campingplatz, dem „Hotel Feuertal“ begonnen. Was war dort los? Nun, das Freibad in der Mirke, wo gecampt werden durfte, hat gegen 10 Uhr 30 den Pool im Pool eröffnet: einen sporadischen, kleineren Swimmingpool, der sich im eigentlichen Bad befand, das leider undicht ist. Die Besitzer hofften auf Spenden der Campinggäste, um sich bald die Sanierung des ältesten Freibads im Westen Deutschlands leisten zu können. Dort im „Badezuber“ fand bereits die erste Party des Tages statt, mit Plastikbällen und Wasserschlachten.

Zurück vor der Waldbühne, 14 Uhr: Nachdem Eric Fish erneut den Moderator mimte, durfte Harpyie die Bühne betreten. Nach anfänglichen Technikschwierigkeiten (Störung beim Lead-Mikrofon) nahmen die metal-affinen Gäste wieder ihre Finger aus den Ohren und rockten, pogten und moshten zu den harten, lauten Sounds der jungen Bad Oyenhausener Gruppierung. Zur Halbzeit spielte die Formatio ein erfrischendes Cover von „Blue (Da Ba Dee)“ von Eiffel 65, das auch in einer Folkmetal-Verkleidung die Kinder der 90-er Jahre nicht ruhig stehen ließ. Sänger Aello kündigte daraufhin das kommende Album, „Freakshow“, mit Release-Termin am 18. September, an. Die Harpyien spielen auch gleich zwei Kostproben daraus, „Das Zweigesicht“ und „Elisa“. Unsere Fotos dazu gibt es in der Galerie (-> hier).

Abgelöst wurden die Sturmvögel von Papageien und Stoffäffchen, denn nun stand „Piratitüde“ auf dem Programm. Mr. Hurley & die Pulveraffen kaperten erfolgreich die Festivalbühne. Die humorvollen drei Brüder aus Osnabrück bezeichnen ihren akustischen Piraten-Folk selbst lieber als „Aggro-Shanty“ oder „Kaperakustik“. Im Gegensatz zur tadellosen Polonaise im Publikum, rissen auf dem Bühnendeck Gitarrensaiten und Buckteeth Bannock stolperte über seine eigene Piratenhose. Das alles konnte die Entermannschaft jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Jeglicher böse Kommentar wurde mit einem gebrüllten „Ach ja?!“ beantwortet, was unter den Fans und Hakenhandträgern eindeutige Reaktionen hervorrief („Komma her!“) und schließlich im ebenso beliebten wie gefürchteten Pöbelsolo eskalierte. Die Fotos der Piraten gibt es in unserer Galerie (-> hier).

Genau so wenig wie die Seeräuber die Bühne, hatte Eric Fish sein Handy unter Kontrolle, so versuchte er in der folgendenDas Niveau-3 Umbaupause bereits zum dritten Mal, einen Publikumsgruß an seine eigene Band Subway To Sally mittels Videofunktion aufzunehmen. Ob die Videobotschaft mittlerweile angekommen ist, konnte bis Redaktionsschluss leider noch nicht bestätigt werden. Um von den Peinlichkeiten der anderen abzulenken, traten dann überpünktlich Das Niveau ins Rampenlicht, um den Besuchern neue Witze und Unmöglichkeiten nahezulegen. Vor ihrer letzten gemeinsamen Show nutzten Martin und Sören die Gelegenheit, um noch etwas mit ihren Fans zu quatschen und herumzualbern. Nicht wesentlich anders und fast übergangslos begannen die zwei Narren schließlich zu singen und Gitarre zu spielen. Es blieb genug Zeit, um sämtliche anderen Bands des Festivals aufs Korn zu nehmen, Nazi-Witze zu reißen und politische Statements abzugeben („Refugees welcome“), bis man schließlich unter Lach- und Weintränen feststellte, dass Martin es wirklich ernst meint. Sören muss sich für das Projekt einen neuen Partner suchen, um es weiter betreiben zu können. Da half auch sein an Martin gerichteter Rap nichts mehr. Zum Schluss präsentierte Martin ebenfalls sein Abschiedslied an Sören und beide verließen niveauvoll mit Glitzerkanonen die Bühne. Die leider letzten Bilder des Duos gibt es in der Galerie (-> hier).

Die Stimmung hob sich wieder, als Eric danach eine junge Frau namens Johanna auf die Bühne holte. Die beiden sangen gemeinsam eine Ballade, ehe Fiddler’s Green auftreten konnten. Hut ab für Johannas Stimme! Die Bayern von Fiddler’s Green wissen wohl, wie man mit Speed-Folk in Windeseile jegliches Trübsal vertreibt. Zwischen irischen Traditionals und rockigen Eigenkompositionen blieb kaum Zeit, um in der feiernden Menge wieder zu Atem zu kommen. Immer wieder ein Highlight: die „Wall of Folk“, das lustige Folk-Äquivalent zur bekannten Wall of Death während Leadsänger Albi „Rocky Road To Dublin“ sang. Alle mitreißenden Fotos findet ihr in der Galerie (-> hier).

Viel zu kurz war der Auftritt der Fiddler‘s, denn schon begann die allerletzte Umbaupause des Feuertal Festivals. Man hatte noch einmal die Gelegenheit, währenddessen über den kleinen Mittelaltermarkt zu schlendern und den letzten Auftritt der Marktband, Illices Diaboli, zu verfolgen. Dieser Gruppe sollte man auf jeden Fall auch etwas Respekt zollen, standen sie doch seit inzwischen zwei Tagen während jeder Pause der Hauptbühne zu sechst auf der winzig kleinen Marktbühne und unterhielten das in alle Richtungen vorbeiziehende Volk. Ein großes Lob an dieser Stelle für solches Durchhaltevermögen und die unterhaltsame Musik!

Schandmaul-1Zu guter Letzt begrüßten Schandmaul das bis hin zu den Ausgängen gefüllte Auditorium. Feierlich und professionell ging eine der erfolgreichsten Mittelalter-Bands ans Werk. Von der ersten Minute an, sangen begeisterte Fans laut mit und tanzten, so als hätte es vorher bei Fiddler’s Green keine Ekstasen gegeben. In die angehende Dunkelheit hinein sangen die Münchner ihre Lieder, von alten Songs der ersten Bandstunde bis hin zu aktuelleren Titeln, gaben sich weder Musiker noch Publikum Textschwächen. Durch die Reihen wurden zu den Hymnen der Mittelalter-Szene Hände geklatscht und Feuerzeuge sowie Handys geschwungen. Aber ganz ehrlich? Feuerzeuge sind tausend Mal romantischer, als diese ganzen hellen Smartphone-Lichter. Um die Unfallgefahr aufgrund der Stufen im Gelände gering zu halten, empfahl Sänger Thomas, „Menschenwürste“ zu bilden und sogleich schunkelten die fröhlichen Gäste schlangenförmig ineinander verkeilt durcheinander. Leider fand nicht nur das Schandmaul-Konzert (nach obligatorischen Zugaben wie „Dein Anblick“) ein Ende, nein, auch das zwölfte Feuertal Festival klang langsam aus. Ein letztes Mal schlenderten die Besucher zu den Getränkeständen und langsam leerte sich mit den Bechern auch das Gelände. Wir freuen uns dennoch oder gerade deshalb schon auf das dreizehnte Feuertal 2016, das am 26. und 27. August 2016 stattfinden wird. Unsere abschließenden Schandmaul-Fotos gibt es in der Galerie (-> hier).