Hinter ihnen liegt eine weite Reise, auf der sie fünf Alben und unzählige unvergessliche Momente auf internationalen Bühnen zurück ließen. 2012 erschien ihr letzte Album „Die Hölle muss warten“, aber wer glaubt, dass es still um die Band Eisbrecher geworden ist, irrt gewaltig. Erst im letzten Sommer rockten sie als einer der Headliner das Amphi Festival, das zum letzten Mal vor seinem Umzug im Kölner Tanzbrunnen stattfand.
Lange mussten ihre Fans also warten, doch Anfang 2015 sticht das Flaggschiff – der Eisbrecher – erneut in eisige Gewässer. Mit dem neuen Album „Schock“, das am 23.01.2015 erscheint legen Alex (Gesang) und seine Kameraden einen weiteren Meilenstein in der Neue Deutsche Härte-Geschichte. Und das Warten hat sich definitiv gelohnt.
Wer im Dezember letzten Jahres in den Genuss gekommen ist, eine eisige Fahrt auf der MS RheinEnergie mitzuerleben, konnte sich zeitgleich einen ersten Eindruck vom neuen Songmaterial machen. Sie spielten die Titel „Himmel, Arsch & Zwirn“, sowie „1000 Narben“, den es seit letzter Woche als Single-Auskopplung zu kaufen gibt. Während der rockigen Fahrt über den Rhein wurde bereits klar: Das kann nur ein absolutes Wahnsinns-Album werden! Stimmt das tatsächlich? Klare Antwort: Ja!
Schon mit dem ersten Song „Volle Kraft voraus“ schlägt die CD voll ein und gibt einen Vorgeschmack auf den Rest der neuen Scheibe. Hier wird deutlich: es geht keinesfalls zurück und es werden auch keine Umwege bestritten. Der Eisbrecher bleibt zielstrebig und seinem Namen treu. „Schock“ inklusive gleichnamigem Song beweist, dass man sich weiterentwickeln kann, ohne von seinem Weg abzukommen. Das Album hat alles, was die Fans der Band aus den letzten Jahren Eisbrecher-Geschichte kennen und lieben. Songs, die einem die Ohren weg pusten und zum abrocken einladen, wie beispielsweise „So oder so“ oder „Dreizehn“, wechseln sich hab mit rockigen balladesken Titeln, die einen mit ihrer Geschichte fesseln. „Rot wie die Liebe“ bringt daher ein wenig Ruhe in das Album, während mit „Nachtfieber“ wieder elektronische Elemente zurück gebracht werden, die stellenweise an „Fanatica“ erinnern, aber einen ganz neuen Eindruck vermitteln.
Wer genauer hin hört und zwischen den Zeilen liest, wird an der ein oder anderen Stelle auch wieder Gesellschaftskritik finden. Titelsong „Schock“ oder „Fehler machen Leute“ weisen unter anderem darauf hin, dass niemand unfehlbar ist, aber die Welt uns Menschen eigentlich gar nicht verdient hat. Abgerundet wird das Album, das insgesamt vierzehn neue Tracks bietet, natürlich auch durch „Zwischen uns“, das den Fans bereits durch das Musikvideo von Dezember bekannt sein wird.
Insgesamt halte ich „Schock“ für sehr gelungen. Kein Wunsch, den man als langjähriger Eisbrecher-Liebhaber haben könnte, bleibt für mich offen. Das Warten hat sich gelohnt, denn im Gegensatz zu anderen Bands, die jährlich oder schneller ihre CDs in die Regale werfen, spürt man hier, dass die Titel wieder einmal gut durchdacht sind. Es fehlt der Musik, dem Gesang und dem Inhalt an nichts. Wenn natürlich nicht jeder mit der Neuen Deutschen Härte etwas anfangen kann, spürt man doch besonders bei diesem Album die Leidenschaft der Musiker an dem, was sie tun. Das ist viel Wert in dieser Welt, die oft schnell und lieblos geworden zu sein scheint. Ich persönlich freue mich nun noch mehr auf weitere Eisbrecher-Konzerte. In diesem Sinne: Daumen hoch!