Unzucht auf dem Amphi Festival 2019.

Die Coronakrise betrifft uns alle; Große wie Kleine, Künstler wie Arbeiter, Gesunde wie Kranke. Toby Fuhrmann und Daniel Schulz von Unzucht haben sich in dieser chaotischen Zeit ein paar Minuten genommen, um Vita Nigra zu dem Thema Rede und Antwort zu stehen.

Vita Nigra: Ursprünglich war das Coronavirus ja „nur“ in China ein Problem und hier im Westen dachten viele nicht groß darüber nach. Habt ihr euch zu der Zeit schon Sorgen gemacht, dass das Virus eure Pläne beeinträchtigen könnte?
Fuhrmann: Wir haben es natürlich irgendwie befürchtet.
Der Schulz: Vor allem, als es in Italien angekommen war und immer heftiger wurde, war absehbar, dass auch Deutschland nicht verschont bleibt – zumal es gerade die Hauptreisezeit in Südtirol getroffen hat. Aber wir haben natürlich bis zum Schluss gehofft, dass es eingedämmt wird und unsere Tour verschont bleibt.

Vita Nigra: Wann wurde euch klar, dass das Virus eure Tour ernsthaft gefährden könnte?
Fuhrmann: Etwa zu dem Zeitpunkt, als die Leipziger Buchmesse und andere Großveranstaltungen abgesagt wurden. Da hieß es dann zunächst, unsere Tour betrifft das nicht, weil die Clubs alle unter 1000 Besucher Kapazität haben – aber das hat sich dann sehr schnell geändert.

Vita Nigra: Wo und wann habt ihr erfahren, dass ihr eure Tour abbrechen / verschieben müsst?
Fuhrmann: Wir standen da in engem Kontakt mit unserem Booker. Vor einer Woche hieß es noch „Alles wie geplant“, innerhalb nur eines Tages war dann aber klar „Definitiv nicht alles wie geplant“. Es haben sich aber alle Veranstalter und Clubs total cool und professionell verhalten und wir konnten für fast alle Konzerte direkt neue Termine im September bekanntgeben. Eine krasse Leistung sowohl unserer Agentur Extratours als auch aller Beteiligten. Davor können wir echt nur den Hut ziehen und Danke sagen.
Der Schulz: Hammer ist auch, wie verständnisvoll unsere Fans auf die Verlegung reagiert haben. Viele wollen aus Solidarität ihre Tickets auch dann nicht zurückgeben, wenn sie an dem Ausweichtermin nicht teilnehmen können, weil sie sich denken können, was das insgesamt für ein Desaster für Bands und Veranstalter bedeutet, dass alle Termine im Frühjahr weggebrochen sind.
Das beeindruckt uns schwer.

Vita Nigra: Welche Auswirkungen hat dieser Abbruch / das Verschieben auf euch (persönlich, als Band, finanziell usw.)?
Fuhrmann: Persönlich ist es für alle Beteiligten mit diversen Konsequenzen verbunden – und zwar fast ausschließlich negative, da geht es uns genauso wie allen anderen Menschen. Für die Band und die Crew bedeutet es jetzt erstmal stumpf: Kein Geld für den gesamten Zeitraum. Natürlich haben wir neben Zeit und Herzblut auch finanziell bereits einiges in die Tour investiert: Technisches Equipment, Zubehör, Werbung und Merch… Aber solange die Tour nur aufgeschoben und nicht aufgehoben ist, blicken wir trotzdem entschlossen nach vorne.

Vita Nigra: Wie können euch eure Fans unterstützen, damit ihr diese Krise so gut wie möglich übersteht?
Fuhrmann: Einfach unsere Musik hören – gerne bei Streaming-Portalen wie Spotify, Apple Music und Co. – und sich wacker halten. Ihr könnt gerne auch CDs oder Merch über unser Label Out Of Line bestellen. Wer schon eine Konzertkarte hat, aber am Ersatztermin nicht kann: Bitte nicht sofort bei Eventim zurückgeben, erstmal abwarten – und vielleicht mögt ihr die Karten ja in 2-3 Monaten dann lieber an jemanden verschenken. Alle anderen: Kauft weiterhin Karten, dann am liebsten wäre es uns, wenn wir uns alle in Zukunft wieder bei den Konzerten sehen, um zusammen zu feiern. Wir werden dann auch die Jenseits-Tourshirts dabeihaben (die gibt es nicht online zu bestellen) und hoffen, ihr wollt sie auch mit den dann abgelaufenen Daten haben, haha. 😉
Der Schulz: Die Tour-Shirts sind dann ja auch was Besonderes. Sozusagen „die Shirts zur Tour, die so nie stattgefunden hat“. 😉

Vita Nigra: Was möchtet ihr euren Fans in dieser schwierigen Zeit sonst noch mit auf den Weg geben?
Fuhrmann: Die Grundregeln, um die Ausbreitung des Virus so weit wie möglich zu verlangsamen, haben jetzt hoffentlich alle mitbekommen. Daher: Macht das Beste aus der Situation, passt auf euch und eure Mitmenschen auf. Wir versuchen uns jetzt alle, auf die positiven Sachen zu konzentrieren – mit Freunden telefonieren, Bücher lesen, Netflix gucken, lecker kochen… Probleme gibt es immer genug, und jetzt noch mehr, also nicht das Schöne aus den Augen verlieren. Und seid lieb zu allen medizinischen Kräften, den Angestellten im Supermarkt, den Paketboten, den LKW-Fahrern und allen Leuten, die unser aller Leben auch jetzt verbessern. Wir sehen uns dann hoffentlich in alter Frische – so bald wie möglich, so spät wie nötig.

Vielen Dank, dass ihr euch in dieser schwierigen Zeit ein paar Minuten für uns genommen habt. Wir von Vita Nigra wünschen euch alles Gute für die nächsten Wochen und wir hoffen, euch bald wieder auf der Bühne zu erleben.