
Vogelfrey auf der Eisheiligen Nacht 2019 in Bochum.
Die Coronakrise betrifft uns alle; Große wie Kleine, Künstler wie Arbeiter, Gesunde wie Kranke. Alexander von Vogelfrey hat sich in dieser chaotischen Zeit ein paar Minuten genommen, um Vita Nigra zu dem Thema Rede und Antwort zu stehen.
Vita Nigra: Erstmal Hallo und herzlichen Dank für dieses Interview.
Ursprünglich war das Coronavirus ja „nur“ in China ein Problem und hier im Westen dachten viele nicht groß darüber nach. Habt ihr euch zu der Zeit schon Sorgen gemacht, dass das Virus eure Pläne beeinträchtigen könnte?
Vogelfrey: Nein. Ehrlich gesagt kam die Sorge, dass das Virus unsere Shows gefährden könnte erst kurz vorher. Wir haben doch immer wieder Epidemien miterlebt, die medial sehr stark präsent waren, schließlich aber unseren Alltag nicht einmal peripher berührt haben.
VN: Wann wurde euch klar, dass das Virus eure Tour ernsthaft gefährden könnte?
Vogelfrey: Als das Virus Deutschland erreicht hat, haben wir uns vermutlich alle zum ersten Mal gefragt, ob das Auswirkungen für uns haben könnte. Aber diesen Gedanken haben wir konsequent ausgeblendet. Man macht einfach weiter, so weit es halt geht. Zunächst hat es ja die größeren Shows erwischt, zu denen sich unsere Konzerte noch nicht zählen können. Da dachten wir noch: Was für ein Glück – so können wir immerhin unsere kleinen Club-Konzerte durchführen.
VN: Wo und wann habt ihr erfahren, dass ihr eure Tour abbrechen / verschieben müsst?
Vogelfrey: Das war letzten Donnerstag als wir geprobt haben. Chris (unser Bassist) hatte gerade noch ein Probenbild in den sozialen Medien hochgeladen, da hat uns der Anruf von Andre (Harpyie, mit denen wir ja touren) erreicht, der uns von Bundeskanzlerin Merkels Rede erzählt hat – alle „nicht wichtigen“ Veranstaltungen seien abzusagen. Das war natürlich ein harter Schlag.
Zwar resultierte daraus noch kein Veranstaltungsverbot, aber uns war da eigentlich auch schon klar, dass behördliche Anordnungen nicht lange auf sich warten lassen würden.
VN: Welche Auswirkungen hat dieser Abbruch / das Verschieben auf euch (persönlich, als Band, finanziell usw.)?
Vogelfrey: Das schlimmste war eigentlich, dass die Veranstaltungsverbote allmählich kamen. Während früh klar war, dass man in Osnabrück gar keine Veranstaltungen mehr durchführen würde können, gab es für andere Städte erst vergleichsweise spät offizielle Verbote. Wir wollten aber natürlich gleich eine einheitliche Linie für die Tour fahren und nicht nach und nach einzelne Konzerte verschieben oder absagen.
Die Harpyie-Booker Manu und Kai haben sich dann direkt mächtig ins Zeug gelegt, um die ganze Tour in den Juni und Juli zu verschieben, was zum Glück sehr schnell geklappt hat. Riesen Dank an die beiden nochmal! Das waren harte Stunden.
Wir hoffen, dass jetzt nicht zu viele Leute ihre Tickets zurückgeben, da wir ja auch mit den Publikumszahlen ein wenig kalkulieren müssen. Der logistische Aufwand einer Tour ist groß, die Kosten hoch. Und es wäre echt blöd, wenn wir Shows am Ende absagen müssen, nur weil wir sie zunächst verschieben mussten.
Persönlich betrifft es uns natürlich auch sehr. Gerade in der letzten Woche, nachdem man sich monatelang auf eine Tour vorbereitet hat, beginnt die ganz große Vorfreude, das Realisieren, dass man auf Tour geht. Zum Glück wurden die Konzerte ja nur verlegt.

Die neuen Termine der Zwielicht Tour von Vogelfrey und Harpyie.
VN: Wie können euch eure Fans unterstützen, damit ihr diese Krise so gut wie möglich übersteht?
Vogelfrey: Unsere Fans haben uns großartig unterstützt – mit Verständnis und Geduld. Das war uns sehr wichtig, dass alle verstehen: Wir würden gerne touren, aber es ist a) unverantwortlich und b) sowieso absolut verboten.
Wir wissen, dass unsere Tour sich jetzt sicher mit dem ein oder anderen Festival im Sommer kreuzt, was natürlich sehr unglücklich ist. Eine große Unterstützung wäre: kommt trotzdem! Unterstützt die kleineren Veranstaltungen, erzählt es weiter!
Und falls ihr nicht zu den verschobenen Terminen kommt, überlegt euch, ob ihr es euch leisten könnt, die Tickets nicht umzutauschen. Nicht nur die Bands, vor allem auch die Clubszene in Deutschland wird von diesem Virus wirklich hart getroffen und wir sind alle auf Solidarität und Unterstützungen angewiesen.
VN: Was möchtet ihr euren Fans in dieser schwierigen Zeit sonst noch mit auf den Weg geben?
Vogelfrey: Bleibt gesund! Lasst euch nicht zur Panik hinreißen. Vielleicht ist die Beschränkung des (Arbeits-)Alltags auch eine Chance, sich ein wenig mit sich selbst zu beschäftigen, zu sich zu kommen und im engeren sozialen Kreis die Bande zu stärken.
Hört doch mal wieder ganz in Ruhe ein ganzes Album durch und lest ein schönes Buch. Und am wichtigsten ist: Verliert auch in schwierigen Situationen nicht euren Humor! Man sagt nicht umsonst, das Lachen sei die beste Medizin…
Und checkt unsere neuen Tourdaten auf Facebook aus.
VN: Vielen Dank, dass ihr euch in dieser schwierigen Zeit ein paar Minuten für uns genommen habt. Wir von Vita Nigra wünschen euch alles Gute für die nächsten Wochen und hoffen, euch bald wieder auf der Bühne zu erleben.