Combichrist - This Is Where Death Begins (2500 x 2500)Nach zwei Jahren der Schöpfungspause und Live-Auftritten werfen Combichrist in diesem Jahr eine neue Platte auf den Markt und versuchen damit erneut ein paar musikalische Rahmen zu sprengen. Das vergangene Album trug den Namen „We Love You „, doch vom Thema der Liebe hat man sich allein vom Titel der neuen CD her direkt abgewandt. „This Is Where Death Begins“ heißt der neue Langspieler des norwegisch-amerikanischen Musikprojektes um Andy LaPlegua. Passend dazu ist die Kombo gemeinsam mit Lord of the Lost, Filter und Rabia Sorda aktuell auf ihrer „Make Europe great again“-Tour, auf der sie ihren brandneuen Silberling direkt live und in Farbe vorstellen können. Pünktlich zum ersten Konzert der Europa-Tour erschien das Album vergangene Woche, am 03. Juni, bei Out of Line. Was das Album zu bieten hat, lest ihr hier in unserer Rezension.

Das Album beginnt mit dem Song „We are the Plague“, der einem nach anfänglich mysteriösem, ruhigen Intro buchstäblich um die Ohren gehauen wird. Mitreißende Gitarrenriffs unterstützen dabei den Gesang und kreieren ein apokalyptisches Bild. Um genau zu sein ist hier mit der Plage wohl die Menschheit oder die Gesellschaft gemeint, denn wir alle sind schließlich auch nur Tiere. Diese Thematik zeigt sich auch in weiteren Songs des Albums. Der zweite Track „My life my rules“ zeigt deutlich, wie leicht sich ein Individuum von der Gesellschaft beeinflussen lässt, obwohl es besser ist seinen eigenen Weg zu gehen. Dass sich auch das Album musikalisch von der Allgemeinheit abhebt, dürfte bei einer Band wie Combichrist klar sein. Die Songs variieren zwischen harten Gitarren, wummernden Beats, Elektronik und sprachlichen Einspielern, die aus Film und Fernsehen stammen könnten.
Bei „Exit Eternity“ spürt man nichts mehr von dem rockigen Sound. Der Titel spielt hingegen mit harten elektronischen Klängen, die einem die gedämpften Zeilen ins Gehirn hämmern sollen. Die Sprünge im Gesang und die Wiederholungen der Worte ‚endless‘, ‚exit‘ und ‚eternity‘ verdeutlichen eine Schleife, aus der man sich scheinbar nicht mehr befreien kann. Ob damit eine Zeitschleife oder eine Gewohnheit gemeint ist, bleibt Interpretationssache, aber auch hier wieder der Aussbruch aus dem Alltag wieder spürbar. Zwischendurch klingt es durch die Mehrstimmigkeit beinahe so, als habe man sich längst in der Masse verloren. Einen endgültigen Ausbruch findet man dann bei „Destroy Everything“. Der Song kommt wieder deutlich härter aus den Lautsprechern und arbeitet mit einem Zusammenspiel von Elektronik und Gitarren. Die im Intro eingespielte Rede steht im krassen Kontrast zu dem Shouting im anschließenden Song. Es wird sich laut erhoben und zur Zerstörung von Allem aufgefordert. Thematisch erinnert dieser Track doch sehr an „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ von Ton Steine Scherben aus dem Jahr 1970. Der Wunsch zum Ausbruch aus der Gesellschaft oder aus einem Zwang, ist also keineswegs neu. Ungewöhnlich ist hier nur die musikalische Umsetzung, da das ‚Geschrammel‘ der Gitarren bei Combichrist viel durchdachter und irgendwie melodiöser wirkt.
„Don’t care how you feel about it“ kommt dabei aber fast ganz ohne Gitarren aus und setzt wieder auf die Elektronik. Der Gesang dabei bleibt ruhig, wird aber stockend und verzerrt nach jeder Zeile wiederholt. So entsteht eine besondere Fokussierung auf den Text und die elektronischen Beats rücken eher in den Hintergrund. Thematisch steht man hier wieder an dem Punkt, dass man sich auch mal über Andere hinwegsetzen sollte, ohne ständig auf deren Gefühle zu achten. Das mag zwar hart erscheinen, kann aber durchaus als Kritik zur ausufernden Political Correctness gesehen werden. Einen völlig anderen Kritikpunkt scheint es in dem Song „Slakt“ (schwedisch für Gemetzel) zu geben. Der Track ist der Einzige auf der gesamten Scheibe, der nicht auf englisch gesungen wird und fällt daher besonders auf.
Völlig aus dem Raster scheinen auch „Black Tar Dove“ Part 1 und 2 zu fallen. Während Part 1 nur aus düsteren, kurzen Gitarrenanschlägen, Geflüster und Geschrei wie aus einem Folterkeller, besteht, geht es in Part 2 so richtig zur Sache. Wummernde und eingängige Bässe erwecken in Verbindung mit gesprochenen Parts (möglicherweise Zitaten aus einem Film) das Bild eines höher gestellten, der auf seine Untertanen herabblickt und diese sogar foltert. Möglicherweise wird hier der Blickwinkel geändert oder die Auffassung eines Untertanen, wie er seinen Herren sieht, geschildert. Allein auf Grund der eingespielten gequälten Schreie fallen diese beiden Tracks aber aus dem sonstigen Schema heraus.
Zu guter Letzt kommt bei „Homeward“ mal ein bisschen Ruhe in das Album. Der Song hat einen epischen Klang und erweckt nicht nur durch die Textwahl, nämlich die des Albumtitels „this is where death begins“, sondern auch durch die ruhigen, mysteriösen Klänge den Eindruck eines Endes. Am Ende steht die Apokalypse, die Selbstaufgabe oder gar der Tod.

Fazit: Insgesamt ist das neue Combichrist-Album eine wirklich runde Sache. Musikalisch ist die Band natürlich nicht für jeden Etwas, aber dadurch dass in den Tracks mit verschiedenen Stilen jongliert wird, bedienen sie trotzdem eine breite Palette an Genres. Zwar interpretieren sie jeden Stil auf ihre eigene Art und Weise, aber das macht den Reiz auch irgendwie aus. Mir persönlich gefallen musikalisch runde Songs besser und deshalb hakte es beim Hören des Öfteren an der ein oder anderen Stelle, in der gezielt mit Disharmonie gespielt wurde. Grundsätzlich zeigt das Album aber, dass Combichrist ganz genau weiß, wie man Harmonie und Disharmonie in Einklang bringt. Dies bewirkt aber auch, dass man immer wieder aufgerüttelt und auf die Themen aufmerksam gemacht wird. Daher erachte ich das Album als Gesamtwerk als sehr gelungen. Mir persönlich gefallen dabei aber die einzelnen Tracks „Homeward“, „Exit Eternity“ und „My Life my Rules“ am Besten.

Ihr seid jetzt neugierig geworden? Dann bestellt das Album gleich hier: This Is Where Death Begins (Ltd.Fan Edition)