Vor 20 Jahren wurden Trick Or Treat als Helloween Tribute Band im italienischen Modena gegründet. Doch längst müssen sich die fünf Italiener nicht mehr hinter ihrem großen Vorbild verbergen. Am 01. April dieses Jahres (kein Scherz) veröffentlichten sie ihr siebtes aus eigener Feder stammendes Album. Creepy Symphonies erschien bei Scarlet Records und wird als das bisher reifste Werk der Band gefeiert.

Die Nacht der Nächte

Vita Nigra durfte den neuen Silberling schon vorab probehören und wir sind begeistert. Nach vier Konzeptalben ist Creepy Symphonies erfrischender Power Metal mit dem gewissen Spaßfaktor, der bei Trick Or Treat einfach dazugehört. Wer beim Intro genauer auf den Text hört, weiß sofort, worauf ich hinauswill. Als erster Song des Albums begeistert der Titeltrack „Creepy Symphony“. Mit viel Ohrwurmpotential wird die Nacht der Nächte für alle Monster und Gruselgestalten gefeiert, dabei fehlt aber auch ein kleiner gesellschaftskritischer Seitenhieb nicht. Weiter geht es mit „Crazy“, einem Song der manchem aus der Seele sprechen dürfte. Mit „Peter Pan Syndrome“ wird es nachdenklicher, stiller und vor allem emotionaler, beschäftigt sich der Song doch mit dem Vergehen der Zeit und dem Festhalten von Erinnerungen. Noch tiefgründiger ist der nächste Track des Albums. „Escape from Reality“ beschreibt, was in der heutigen Gesellschaft zu oft vergessen geht: Es ist ok auch mal nicht ok zu sein. Beiden Songs ist gemeinsam, dass die Emotionalität nur beim genauen Hinhören erkennbar wird, denn Alle Conti hat die Texte in fröhliche Power Metal Melodien verpackt, die vordergründig einfach nur Spaß machen.

Gesellschaftskritik verpackt in Ohrwürmer

Gesellschaftskritisch geht es mit dem aus der Feder von Leone Villani Conti stammenden „Falling Over The Rainbow“ weiter. Der Bassist erzählt vom Streben nach Ruhm, Macht und Reichtum und dem nichtssagenden Gefühl, wenn man seine oberflächlichen Ziele erreicht hat. Noch kritischer wird es mit „Queen Of Likes“ – fröhlich verpackt in Power Metal wird die Social Media Sucht der heutigen Zeit auf die Schippe genommen. Obwohl oder gerade weil ich mich selber ein Stück weit darin erkenne, gehört der Song definitiv mit zu meinen Favoriten.
Ein Must Listen für alle Teenage Mutant Hero Turtles Fans ist das nächste Lied auf der CD. In „April“ geht es um Donatellos Liebe zu besagter April, doch ganz in der Tradition der Turtles kommen dabei auch Knochenbrüche und blutige Nasen nicht zu kurz. Eine weitere Hommage an die Liebe der Band zu Comics, Animes und Co und zugleich glorreicher Abschluss des Albums ist „The Power Of Grayskull“, bekannt von He-Man.
Creepy Symphonies ist tatsächlich ein extrem vielschichtiges Werk, hier haben die Ankündigungen nicht zu viel versprochen. Das Album holt den Hörer von Beginn weg ab, der Sound lädt zum headbangen ein und feiert den Power Metal. Die Texte sind eingängig geschrieben und haben viel Ohrwurmpotential. Wer sich eingehender mit den Lyrics beschäftigt, findet ein extrem tiefgängiges und vielschichtiges Werk, das in starkem Widerspruch zu dem locker leichten Sound zu stehen scheint. Doch gerade dieser Widerspruch macht die Faszination des neuen Silberlings von Trick or treat aus.

Fazit

Creepy Symphonies bietet starke Emotionen, verpackt in musikalische Leichtigkeit und ist so für fast jede Stimmungslage und fast jeden Metalfan das richtige. Das charmante Spiel der Italiener mit ihrem Akzent ist da nur noch das Sahnehäubchen.