Burgfolk Festival-1Zwei Mal im Jahr schmeißt Michael Bohnes auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr eine tolle familiäre Party. Das Castle Rock Festival im Juli und das Burgfolk Festival Mitte August. Dafür lädt er sich jedes Jahr Musiker aus aller Welt ein, von denen er selbst sehr überzeugt ist und damit hat er noch nie ins Klo gegriffen. Am 14. Und 15. August war es also auch in diesem Jahr wieder so weit: Das Burgfolk Festival öffnete seine Tore.

Am Freitagnachmittag eröffneten pünktlich um 17.00 Uhr die Niederländer von Circle J das Fest. Ob der Uhrzeit an diesem Freitag war es zwar noch recht leer, aber mit ihrem fröhlichen Irish Folk konnten sie die Anwesenden begeistern und die Stimmung war bereits ausgelassen. Den freien Platz vor der Bühne nutzen einige daher zum tanzen. Der Burgplatz füllte sich im Anschluss zusehends, denn die Bruderschaft von Heimataerde sind gern gesehene Gäste in Mülheim. Volle 40 Minuten gab es die volle Dröhnung Burgfolk Festival-25Mittelalter-Elektro samt blutiger Show und Hinrichtung. Wem Asgar sein Herz schenkte, sah man noch spät am Abend. Celtica hingegen brachte etwas völlig anderes auf die Bretter. Mit nur wenig oder gar keinem Gesang konnte man zu ihren Dudelsackklängen, begleitet von E-Gitarre und Co. ordentlich das Tanzbein schwingen und wem es noch nicht heiß genug war, konnte sich im Verlauf des Konzertes an der brennenden Sackpfeife wärmen, bevor es in der bereits einsetzenden Abenddämmerung mit Tanzwut das große Finale des ersten Festivaltages bevorstand. Mit Songs wie „Ihr wolltet Spaß“, anderen Klassikern und neuen Stücken aus ihrem aktuellen Album „Freitag der 13.“ begeisterten sie das Publikum, das den Burghof nun zahlreich bevölkerte. Wie das aber bei solchen Open-Air-Festivals ist, war um 22 Uhr Schicht im Schacht, doch am nächsten Tag wurden wieder wunderbare Bands erwartet, sodass der Abschied nicht allzu schwer viel.

Der folgende Samstag begann so heiß, wie der Freitag geendet hatte. Um 13.00 Uhr als The O’Reillys & The Paddyhats die Bühne eroberten war daher noch recht wenig los. Die meisten Besucher, die bereits anwesend waren, hielten sich im Schatten auf oder begutachteten die Auslagen des kleinen Marktes. Erstaunlicherweise konnte die erste Band des Tages Burgfolk Festival-79dennoch für gute Stimmung sorgen. Irish Folk geht beim Burgfolk einfach immer! Dazu kam dann bei Punch’n’Judy auch gleich der erste Moshpit des Tages. Capt’n Cooper fegte mit sensationeller Fröhlichkeit über die Bühne, steckte seine Bandmitglieder und auch das Publikum bald an. Zum Schluss wurde Mülheim sogar noch mit einem brandneuen Song belohnt, den viele schnell mitsingen konnten. Denn wer kennt schon nicht das Rumpelstilzchen?

Nach der wahnsinnig aufgeheizten Stimmung fiel das Volk in ein Stimmungstief. Die Kammer spielte erneut ihr Akustik-Set, das musikalisch schön arrangiert ist, für so ein Festival aber nicht so recht zu passen scheint. Zu ihren Songs kann man zwar Träumen und sich hin und her wiegen, aber ausgelassene Tänze wurden augenscheinlich sehr vermisst. Das Tanzbein konnte im Anschluss bei Vroudenspil aber wieder geschwungen werden und der Burgplatz war schnell wieder gefüllt. Die Piraten lockten viele aus der Reserve, die vorher noch gemütlich am Bierstand gelehnt oder gesessen hatten. Feucht fröhlich setzte sich das Festival dann reibungslos fort. Bei Feuerschwanz schien man die Ausgelassenheit greifen zu können, aber vielleicht war es doch nur der Schmerz der Daheimgebliebenen, die ihrem Seemann über das Publikums-Meer nachwinkte, während sich dieser mit einem Schlauchboot über die Hände tragen ließ. Das Set von Feuerschwanz endete leider viel zu früh und auch den Klassiker „Wunsch ist Wunsch“ musste man vermissen, doch änderte dies nichts an der Feierlaune im Publikum.

Während der Bühnenumbau für Omnia im vollen Gange war, begann der einzige Regenguss des Tages. Zwar nur vergleichsweise zu anderen Jahren kurz, aber dafür sehr heftig. Fotografen brachten ihre Kameras in Plastiktüten in Sicherheit, Jacken und Capes wurden übergezogen und man hoffte auf ein baldiges Ende des Regens. Als Omnia dann die ersten Töne spielte regnete es zwar immer noch, aber ihre Fans ließen es sich nicht nehmen auch im Regen zu tanzen. Dafür gab es von Steve natürlich ein herzliches Dankeschön, denn „this is nature!“ Mit „I don’t speek human“ und anderen tanzbaren Songs, gab es im Publikum beinahe kein Halten mehr. Die Stimmung wurde nur noch durch Russkaja getoppt, die den Headliner des Festivals darstellten. Ihr aktuelles Album „Peace, Love & Russian Roll“ hatten die Wiener Russen Burgfolk Festival-162ebenso im Gepäck wie ihre älteren Hits. Zu „Traktor Traktor“ gab es, wie nicht anders zu erwarten, einen riesigen Pit im Publikum, denn alle wollten ein Teil des verrückten Traktors sein, der im Kreis fuhr. Leider gab es dabei wohl auch eine Verletzte, die dank der tollen Arbeit der Sanitäter schnell wieder halbwegs auf den Beinen war und den Rest des Festivals von der Bank aus genießen konnte.

Leider musste auch Russkaja um 22.00 Uhr auf Wiedersehen sagen, aber dies taten sie nicht, ohne mit dem gesamten Burgfolk alle Sorgen und Probleme in den Nachthimmel zu schreien und noch einmal alle Körperteile zur Folk-Polka zu schwingen. Dieses Festival endete, wie ein echtes Festival enden muss: ein bisschen nass, ausgelassen, überkochende Stimmung, vom Tanzen schmerzende Füße und Lust auf mehr. Danke Michael Bohnes, danke an die Security, danke an die Sanis, danke an die Bands, danke Burgvolk!

Mehr gibt es bereits nächstes Jahr am 19. Und 20. August 2016, wir freuen uns auf das 15-jährige Jubiläum!