Mr. Hurley & die Pulveraffen-19Am vergangenen Wochenende stand auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr alles im Zeichen des Folkes. Burgherr Michael Bohnes hatte erneut zu Musik und Tanz aufgerufen. Dieses Mal gab es für Groß und Klein eine Dosis wohltuender mittelalterlicher und folkiger Musik.
Am Freitag öffneten die Tore erst spät, dennoch war von Müdigkeit keine Spur zu sehen, als Mr. Hurley & die Pulveraffen die Planken betraten und mit Gitarre, Akkordeon und Cajon eine einzigartige Show ablieferten. Sie sind wahrlich keine große Spielmannstruppe, aber die drei Piraten haben definitiv ihren Charme und Songs wie ‚Blau wie das Meer‘ regten zum tanzen und mitsingen an.
Nach einem solchen Auftakt lag es nun an In Search of a Rose, die gute Stimmung zu halten. Dies gelang ihnen mit ihrem fröhlichen Irish Folk auch durchaus. Auch wenn es eher ungewöhnlich schien, dass eine Band in Jeans und T-Shirt die Bühne rockt, ließen In Search of a Rose einfach ihre Musik für sich sprechen.
Das Publikum, das durch die beiden ersten Acts unglaublich gut gelaunt und aufgeheizt war, nahm dann auch Versengold freundlich in Empfang. Die fünf authentischen und witzigen Spielmänner ließen die Bretter mit alten und neuen Songs so richtig Beben. Alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß an der Musik und an dem Auftreten des Quintetts. Mit Songs wie ‚Drey Weyber‘ und einigen witzigen Anekdoten entlockten sie dem Publikum den ein oder anderen Lacher. Um das Set abzurunden hätten nur noch rollende Köpfe gefehlt, aber dafür gab es Fässer voller Wein und ‚Paules Beichtgang‘ zu besingen.
Der erste Headliner des Festivals ließ daraufhin einige Zeit auf sich warten. Mit einer halben Stunde Verzögerung begannen die SpielleuteSaltatio Mortis-26 von Saltatio Mortis ihre Show. Der Klang der Spielmänner hatte sich recht bald eingependelt, was man von dem Licht auf der Bühne nicht unbedingt sagen konnte. Reines rotes und blaues Licht wechselte sich ab. Dies erschwerte zwar die Arbeit der Fotografen, tat ihrer Show insgesamt aber keinen wirklich Abbruch. Auch als es pünktlich zu ‚Falsche Freunde‘ zu regnen begann wurde die gute Stimmung nicht getrübt. Trotz Sturzbachregen begab sich Alea der Bescheidene (Gesang) in die Fluten des Publikums und auch Burgherr Bohnes ließ es sich nicht nehmen seine Besucher zum Jubeln anzustacheln.
Der großartige erste Festival-Tag wurde dadurch abgerundet, dass sich die Saltaten einen Teil der Crew (Security und Sanitäter) auf die Bühne holte, um ihre Arbeit zu würdigen. An dieser Stelle auch von uns ein ganz herzlicher Dank an die alljährliche Zusammenarbeit mit dem Burgfolk Team, ganz besonders der Security, die die Fotografen immer so freundlich unterstützt.
So wie der erste Tag endete, begann auch der zweite: Mit Regen. Als jedoch die erste Band des Tages die Bühne betrat, wurden die Wolken hinfort geweht. Impius Mundi fegte mit ihrem Mittelalter-Rock über die Bühne und versuchte das anwesende Publikum zu begeistern. Teilweise gelang ihnen das auch, aber Platz für eine Gitarren-Session mitten auf dem Burghof war dennoch. Die tanzenden Massen vom Vortag waren nur noch zu erahnen.
Trotzdem überließen sie mit guter Laune den Irish Bastards die Bühne. Ihr irischer Speed-Folk wurde von bereits leicht angesäuselten Feiernden mit großer Freude zelebriert. Mit ihrer lockeren Art zeigten sie ihr musikalisches Können, wurden aber ohne Weiteres von den folgenden Ski’s Country Trash weit in den Schatten gestellt.
Zwar erlebte das Burgfolk durch Ski’s Country Trash einen völligen Stilbruch, der allerdings vom gesamten Publikum überaus positiv aufgenommen wurde. Mit Beloved Enemy – Frontmann Ski King am Mikro und einer Powerfrau am (Contra-)Bass legten die fünf Musiker eine Sohle aufs Parkett, die sich gewaschen hatte. Country-Musik vom Feinsten verbunden mit Ski’s eindrucksvoller Stimme. Diese Kombination versprach Gänsehaut pur: Tiefe Gefühle wechselten sich mit Bar-Geschichten ab. Einen besseren Abschluss als ‚Join me‘ hätte Ski's Country Trash-23Ski nicht wählen können, um sein Publikum gefühlsgeladen an die nächsten Musiker abzugeben.
The Dolmen führten die Besucher des Burgfolkes dann in die Welt des Pagan-Folk-Rocks. Ihre Kleidung passte perfekt in das Bild einer naturverbundenen Band. Sie spielten sich in einige Herzen, doch nach Ski hatten sie einige Schwierigkeiten sich ordentlich Gehör zu verschaffen. Dies lag nicht etwa daran, dass ihr Sound schlecht gewesen sei, sie konnten lediglich die vorherige Show nicht so einfach überbieten. Ebendies galt auch für die Russen, die im Anschluss die Bühne erobern wollten. Troll Bends Fir bezeichnen ihren Stil als ‚Beer Folk‘, der sich thematisch hauptsächlich mit skandinavischer Mythologie beschäftigt. Auf der Bühne gaben sie ein seltsamen Anblick in ihren Kostümen, die aus grobem Sackleinen zu bestehen schien. Einzig Sängerin und Flötistin Jetra trug ein erkennbares Gewand mit Kapuze. Dieses verlieh ihr kombiniert mit ihrem Gesang, einen mystischen Hauch, da sie wie eine Beschwörerin wirkte.
Weit aus mehr versprach man sich daraufhin von Invictus. Die ehemalige Schelmish-Formation hat sich vor zwei Jahren einer neuen Musikrichtung zugewandt und sich daher einen neuen Namen zugelegt. Zunächst präsentierten sie aber dennoch alte Schelmish-Songs, die in so manchem Herzen Wehmut hervorriefen. Mit einem eingespielten Dubstep-Part unterbrachen sie plötzlich ihr Programm und traten nun gänzlich als Invictus auf. Mit neuen Klamotten und neuer Musik schockten sie das Publikum. In ihren neuen Songs versuchen sie HipFiddler's Green-11 Hop, Dubstep und Metal zu kombinieren. Dass dieses Zusammenspiel nur mäßig gut beim Publikum ankam war deutlich zu erkennen. Der Burghof leerte sich, einige guckten verstört Richtung Bühne oder widmeten sich Gesprächen. Nur die wenigsten konnten noch richtig feiern.
Die gedrückte Stimmung musste vom Headliner des zweiten Abends gerettet werden. Erklangen die ersten Töne der Fiddler’s Green war klar, dass jeder Schock überwunden war. So ausgelassen war die Stimmung am ganzen Tag nicht gewesen und der Burghof war beinahe so gut gefüllt, wie am Tag zuvor. Die Wall of Folk war den meisten wohl nicht unbekannt und so war es kein Wunder, dass sich das Publikum es nicht zwei Mal sagen ließ eine Gasse zu bilden, um im Refrain wild durcheinander zu tanzen. Auch der Aufforderung sich hinzusetzen und auf Kommando aufzuspringen und zu feiern kamen viele mit freudigem Jubel nach. Die Fiddler’s fetzten die Bühne und boten einen würdigen Abschluss eines eher durchwachsenen Tages.
Mit dem Ende dieses Festivals steht aber auch schon das Burgfolk 2015 in den Startlöchern, das am 14. und 15. August stattfinden wird.