Blackfield Festival, Tag 3-8Auch am dritten Festival-Tag war im Publikum nicht ein Hauch von Trägheit zu bemerken. Wer doch den Tag über, wieder bei Klasse-Wetter, noch vor dem namhaften Line-Up am Abend sich etwas zurücklehnen wollte, konnte das wohl besonders gut beim Schlendern durch die Shopping-Meile, beim Besuch der Autogramm-Stunden oder der kleinen Mittelalter-Passage bei den Haupteinlässen tun.

Den Anfang machten am Sonntag zunächst Herzfeind mit ihrer rotzig-ehrlichen Electronic Rock-Musik mit Punk-Anleihen, gegründet von André Feller (Solar Fake, Dreadful Shadows). Die Position an der Gitarre bekleidete hier das neue Mitglied Annika Jaschke, die eine gute Figur machte. Mit harschen Electro-Klängen wussten [x]-rx daraufhin auch die letzten Schlafmützen in den Rängen schon zur Mittagsstunde auf die Tanzfläche zu locken und drückten mit bekannten Stücken wie „Kein Herz“ ordentlich den Bass aus den Lautsprechern. Als krasses Gegenstück folgten The Beauty of Gemina mit ihrer düster-melancholischen Rockmusik, diesmal im Akustikgewand. Noch mehr Synthpop und Electro gab es mit Beborn Beton, welche für Legend eingesprungen waren, nachdem diese erst vor einer Woche ihren Ausfall bekanntgaben. Gemeinsam mit den Szene-Veteranen Clan of Xymox hielten beide Bands die Standarte des synthetischen Klangwerks hoch, bevor es mit End of Green weit rockiger zuging.

Getreu dem Motto „Musik, die nicht berührt, ist Zeitverschwendung“ punkteten die Jungs ordentlich mit ihrem Alternative Dark Rock beim Publikum und untermauerten, dass die Band, die zu Unrecht als kauzige Underdogs zählen, mittlerweile (und spätestens nach dem 2013er Werk „The Painstream“) zur Elite des Gothic Rocks zählt. Unter anderem wurde das „Hurt“-Cover – den einen natürlich als Nine Inch Nails-Hit, den anderen vielleicht eher durch die Johnny Cash-Interpretation bekannt – frenetisch gefeiert und rundete den Auftritt ab. Zwischen den Stücken wurde auch noch ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert – der Alkoholpegel der vergangenen, durchzechten Nacht im Hotel muss wohl ein nettes Niveau gehabt haben. Nächster Programmpunkt: Letzte Instanz. Seit Jahren schon Fan-Lieblinge mit großer Anhängerschaft, präsentierten sich Sänger Holly und seine Kameraden in gewohnt prächtiger Weise und lieferten dem Blackfield-Volk ein Potpourri ihrer größten und bekanntesten Songs. Merklich wenig davon stammten vom aktuellen Album „Im Auge des Sturms“, leider auch keine ganz alten Klassiker, dafür genug Futter für die Feiernden. Die Rockmusik mit Geige und Cello (Benni Cellini auf seinem Thron ist jedes Mal wieder eine Augenweide, bei seinem Spaß in den Backen) mit wunderschönen und lyrisch hochwertigen Texten brachte den Jungs von LI großen Erfolg ein. Auch hier vom Auftakt mit „Flucht ins Glück“ über den furiosen „Maskenball“ bis zum Endstück „Von Anfang an“.

Das Österreicher Duo L’Âme Immortelle, bestehend aus dem exzentrischen Thomas Rainer und der Musical-Vokalistin Sonja Kraushofer, steht schon lange für melancholische, von Liebeskummer durchtränkte Songs, die häufig im Duett vorgetragen werden. Die beinahe an Popmusik erinnernde Stimme der Dame in Kombi mit dem fast schon gutturalen Timbre des Maestros stößt bei den einen auf Bewunderung, bei anderen auf Ablehnung. Der Stilbastard der „unsterblichen Seele“ hatte mit dem Album „Gezeiten“ und dem Song „Als die Liebe starb“ (nicht in der Setlist, verwunderlicherweise) wohl den größten Erfolg, bis es 2008-2012 etwas ruhiger um das Projekt wurde. Mit „5 Jahre“, „Stumme Schreie“ und Songs wie „Phönix“ wurde der Mix aus Klassik und Electro aber besonders in Szene gesetzt. Die folgenden Mono Inc. –zuletzt mit dem kontroversen Album „Terlingua“ in den Schlagzeilen- avancierten ob ihrer Show aber zu den heimlichen Headlinern des Blackfield Festival, Tag 3-52Abends. Nicht nur präsentierten die Dame am Schlagzeug und die drei übrigen Herren einen Rundumschlag und ein gut ausgesuchtes Best of ihrer eigenen Songs, sondern untermalten diese auch noch mit einer Feuershow – außerdem wandte sich Martin Engler am Mikro auch als erste Band mit ausführlicheren Worten an die Veranstalter des Blackfields und animierte die Menge zu einer energiegeladenen Danksagung, welche gleich fürs Youtube-Mono Inc.-TV aufgenommen wurde. Seltsam nur, dass es im Prinzip lediglich zwei Songs vom neuen Album in der Setlist der Monos gab – Single „Tag X“ schloss den Gig sogar. Vielleicht merkte die Truppe selbst, dass viele der neuen Stücke zu ruhig und für einen Festival-Slot ungeeignet waren. Das große Finale gaben dann noch Project Pitchfork, welche eine wahre Flut von aus den Rängen herunterströmenden Fans auslösten, als man mit dem Evergreen „Timekiller“ eröffnete. Nicht nur der Abschluss des Festivals, gleich das Ende einer ganzen Ära trat nach dem durch Lichteffekte veredelten Wahnsinns-Auftritt der Herren ein. Am Ende gab es noch einmal ein letztes Statement der Veranstalter, bei dem aber auch keine neuen Erkenntnisse oder der mannigfaltig erwartete Lichtblick für das nächste Jahr kamen.

So verließ man am Ende dieses Wochenendes das Gelände mit einem lachenden und einem weinenden Auge – denn so angenehm die Stimmung des achten und letzten Blackfield-Festival noch einmal war, so gesegnet die Besucher auch an den drei Tagen mit dem Wetter waren und so gut gemischt das Line-Up auch gewesen sein mochte, irgendwie lag immer das unbequeme Gefühl in der Luft, dass nächstes Jahr eine Lücke im „schwarzen Kalender“ klaffen würde. Eine gelungene, achte Runde für das Event, welche aber gleichzeitig auch nicht unbedingt eine pompöse Ehrenrunde darstellte: neben den Acts kein besonderes Finale, alles routiniert und keine wirklichen Überraschungen, und wenn man ehrlich ist, glich das Line-Up die Headliner betreffend doch sehr dem von vor zwei Jahren. Trotzdem: traurig, dass es das Blackfield in dieser Form nicht mehr geben wird, darin waren sich gewiss alle Besucher einig, auch wenn der Festivalsommer gerade erst richtig begonnen hat.

Auch wir trauern um eines der schönsten Szene-Festivals mit großartiger Location! Dennoch gibt es all unsere Fotos von diesem wundervollen letzten Tag bereits in der Galerie (-> hier).