Am vergangenen Wochenende ging das Blackfield-Festival in die achte Runde. Neben dem Leipziger WGT, dem M’era Luna und dem Amphi Festival gehört das Festival in Gelsenkirchen mitten im schönen Ruhrpott zu den größten Events der Gothic-Szene bundesweit. Für viele kam daher die Nachricht von Anfang Mai, 2015 würde das letzte Jahr für die beliebte Veranstaltung im Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal werden, wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht und überraschend. Die Ticketverkaufszahlen und die Solidarität der langjährigen Besucher legten aber aller Bestürzung über diese Tatsache zum Trotz Zeugnis dafür ab, dass man trotzdem das Juniwochenende noch einmal unvergesslich machen wollte. Die diesjährige Running Order im gemischten Line-Up von Rock und Metal-Musik über harsche, elektronische Klänge bis hin zum gefühlvollen Akustik-Konzert war hochkarätig besetzt, die Wettervorhersage grandios – ob das letzte Blackfield es daher geschafft hat, mehr Begeisterung als bittere Tränen mit sich zu bringen, erfahrt ihr hier in unserer Festival-Chronik.
Freitag, erster Festival-Tag des 3-Tage-Happenings – die Luft steht im Amphitheater bei schwelender Hitze und Temperaturen bis knapp unter die 30 Grad. Die Begrüßung der Veranstalter ließ sich in der Kernaussage auf diesen Satz reduzieren: „Feiert und liebt euch, als gäb’s keinen Morgen!“ Nach diesem Motto zelebrierten die Besucher gehörig das am Eröffnungstag noch verkürzte Halbtagsprogramm und die Hörerschaft brachte ein Meer schwarzer Sonnenschirme mit, um auf den Betonrängen zumindest ein wenig vor der Sonne geschützt zu sein, die so manchen wohl einen raschen Sonnenbrand einbrachte. Dazu eröffnete pünktlich um 16:40 Uhr die Symphonic Metal-Kombo Xiphea aus Nürnberg direkt mit etwas härteren Klängen. Eine ehrenvolle Aufgabe, die man aber gut meisterte – schließlich hatten die Dame mit sanfter Stimme und die Herren an ihrer Seite einen guten Ruf als Gewinner des Sonic Seducer-Battle of the Bands-Contest im letzten Jahr zu verlieren. Da Seasurfer kurzfristig absagen mussten, sprangen die regionalen Pre/Verse mit ihrem energiegeladenen Electro-Rock ein – wie schon einem Facebook-Post direkt nach dem Gig zu entnehmen, strömte das Publikum nicht allein wegen des Schatten spendenden Vorzelts nach vorn zur Bühne, sondern um die Musik zu erleben und ausgelassen mitzufeiern. Später entdeckte man immer wieder die aus der schwarzen Masse hervorstechenden pinken Aufblas-Flamingos, die während der Songs verteilt wurden – just because. Nach einem Ausflug in elektronische EBM-Klanggefilde mit Spetsnaz aus Schweden und Absolute Body Control aus Belgien (die Industrial-Tänzerinnen und –Tänzer ließen grüßen) folgten die unter Fan-Gekreische sehnlichst erwarteten Lord of the Lost. Starker, dreckiger Sound nach kürzlicher Akustik-Tournee wirkt für Chris Harms und seine Jungs wie eine Heimkehr an alte Schären. Drummer Tobias Mertens fuhr sogar 100% mehr Bassdrum im neuen Set auf und schenkte dem Auftritt noch mehr Schlagkraft, das merkte man vor allem bei flotteren Songs wie dem Opener „Kill it with fire“ oder dem vorletzten „Die Tomorrow“. Eine prall gefüllte Setlist mit allen
Hits wurde am Ende noch vom Augenzwinker-Stück „La Bomba“ abgerundet – einem Song, bei dem die einen mit verdrehten Augen auf „Skip“ klicken, die anderen beinahe zu Ballermann-Liedgut passende Tänze aufführen und den Trash-Faktor des Stücks hochhalten. Die Headliner-Position bekleideten am ersten Tag Subway to Sally, die mit der bekannten Bühnenaufbaute in Käfigform auftrumpften, in dem sich Frontmann Eric Fish mitunter von innen an die Maschen krallte. Auch die StS-Liederliste konnte sich mit neueren Songs und einigen Klassikern sehen lassen, allerdings dämpfte die Auswahl der Stücke das Konzerterlebnis für viele Besucher wohl sehr. Keine Evergreens wie Ohne Liebe, Minne oder Sag dem Teufel, dafür überwiegend Stücke vom letztjährigen Mitgift-Album, ebenso das darauf nicht enthaltene, gleichnamige Titelstück; keine Eisblumen, dafür Kleid aus Rosen und den Veitstanz im neuen 2015er Gewand, das die Geister wohl spaltet. Aber den Esprit einer Subway to Sally-Show hat man nicht vermissen lassen: viele Feuer-Einlagen, tanzbare wie energiegeladene Stilistik und sogar der wohl einzige Blackfield-Circle Pit des Wochenendes zu „Besser du rennst“ waren zu vermerken. Keine Überraschungen, dafür rundum nice. Ja, und das obligatorische „Julia und die Räuber“ am Schluss zum „Blut, Blut“-Chor der Menge müssen wir gar nicht erwähnen.
Nach diesem wundervollen ersten Blackfield-Tag war man gespannt, was die nächsten beiden Tage in petto hatten. Die Impressionen, Autogrammstunden und Bandfotos vom ersten Tag gibt es bereits in unserer Galerie (->hier).