2020 hätte die Ausgabe des fünfzehnten Hellfests gefeiert werden sollen. Aus bekannten Gründen verzögerte sich die geplante Party um zwei Jahre. Und wie kann man eine zweijährige Pause besser beenden, als mit einem gigantischen Festival. Offiziell startete die zehntätige Megaparty am 17. Juni 2022.

Hellcome

Die Anreise startete bereits am Donnerstag ab dem Mittag. Während die ersten Festivaliers noch problemlos auf die Parkplätze kamen, waren im Laufe des Nachmittags die Wartezeiten immer länger. Das tat der Vorfreude aber keinen Abbruch. Auch die Tatsache, dass das gesamte Campingmaterial zu Fuß von den Parkplätzen auf die Campsite geschafft werden musste, störte die Wenigsten. Wer auf dem östlichen Parkplatz war, hatte zwar einen rund 15 minütigen Fußmarsch bis zum Eingang vor sich, aber ganz im Sinne einer großen Metallfamilie, half man sich bei Schwierigkeiten, Müdigkeit oder einfach aus Freundlichkeit gegenseitig. Pünktlich um 14:00 Uhr öffneten dann Bandausgabe und Eingang und die Fans strömten in das Hellsquare. Ab 16 Uhr wurden Metalcorner und Campingplatz geöffnet und die Fans eroberten beide Areale. Schnell füllten sich die verschiedenen farblich gekennzeichneten Areale mit Zelten und Pavillons. Wer später kam oder mit einem großen Zelt angereist war, hatte bald Mühe, ein Plätzchen zu finden. Auch hier zeigte sich der Zusammenhalt unter den Metallern, wurde doch beim Aufbau geholfen, Material ausgeliehen oder auch nur ein kühles Bier gereicht. Abends gab es im Metalcorner erste Konzerte, um sich auf den Freitag einzustimmen.

Am Freitag öffnete das Cathédrale genannte Infield um 10 Uhr und eine halbe Stunde später starteten die ersten Konzerte im The Valley und The Altar. Ebenfalls um 10:30 spielten auf der Mainstage 2 die Thrash Metaller von Heart Attack. Die vier Franzosen genossen den Auftritt am Hellfest sichtlich und auch die Fans hatten großen Spaß. Für alle Lovecraft-Anhänger fand am späteren Nachmittag im The Temple ein absoluter Pflichttermin statt: The Great Old Ones luden zur Celebration von Amosphärischem Black Metal ganz in Tradition von Cthulhu und Co ein. Später gab es mit den Dropkick Murphy’s auf der Mainstage 1 ein Partyhighlight der Extraklasse. Der erste offizielle Festivaltag war schon mal ein großer Erfolg und zeigte, was in den vergangen zwei Jahren schmerzlich gefehlt hatte.

Heiß wie die Hölle

Der Samstag versprach, heiß zu werden, nicht nur programmmäßig. Es waren knapp 40 Grad angesagt und die Sonne knallte schon am frühen Morgen gnadenlos auf die Zelte. Die Wasserstationen waren praktisch den gesamten Tag ununterbrochen belagert. Auch der Verbrauch von Bier, Softdrinks und Eis schnellte in die Höhe. Die beiden Wasserbögen, der große Wasserzerstäuber sowie die Feuerwehrschläuche vor den Mainstages wurden von den Fans dankbar zur Kühlung genutzt.

Fire From The Gods trugen ein Weiteres zum Höllenfeeling bei. Die Texaner brachten mit ihrer einzigartigen Mischung von Heavy Metal, Hardcore und Hip Hop schon am Vormittag die Fans zum Tanzen. Dem standen InVisions aus England in Nichts nach. Gemeinsam mit den Fans rockten die vier die Mainstage 1 und feierten eine wilde Party. The Temple stand am Samstag mehrheitlich im Zeichen von Nordeuropa, Folk und Wikingern. Helheim aus Norwegen begeisterten mit Black Metal während ihre Landsleute von Einherjer mit Viking Metal den Fans einheizten. Aus Finnland angereist waren Ensiferum um die Fans mit Folk Metal auf eine epische Reise zu entführen. Auf der Mainstage brachte Heaven Shall Burn zwar nicht den Himmel zum Brennen, aber die Menge definitiv zum Kochen.

Während auf den verschiedenen Bühnen ein Highlight nach dem anderen stattfand, war am Samstag noch etwas ganz Besonderes geplant. Leider musste aus Sicherheitsgründen das angekündigte Feuerwerk ausfallen. Zu heiß waren die Temperaturen und zu trocken die Umgebung, es war schlicht zu gefährlich. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch und es wurde auch nach dem letzten Konzert auf der Campsite weitergefeiert.

Der etwas andere Gottesdienst

Auch wenn das Hauptgelände Cathédrale – also Kathedrale – heißt, so wurden auch am Sonntag keine Gottesdienste im Sinne der Kirche gefeiert. Die Festivaliers waren viel mehr gekommen, um ihren Metalgöttern zu huldigen. Im Vergleich zum Vortag waren die Temperaturen gefallen und so machte das moshen doch gleich doppelt so viel Spaß. Auf den Mainstages spielten Szenegrössen wie Lacuna Coil, Battle Beast oder Doro auf. Highlight des Tages waren neben Jinjer unbestritten Korn und natürlich Judas Priest. Bei allen drei Auftritten war der Bereich vor den Mainstages bis weit nach hinten gepackt voll. Trotz dem Gedränge herrschte ausgelassene Partystimmung, es wurde gefeiert, getanzt und gerockt. Aber auch in den Bereichen der anderen Bühnen wurde gefeiert. Bands und Fans hatten sichtlich Spaß. Ob nun bei Oaks Crown auf der Hellstage, bei Life Of Agony im The Valley oder weit nach Mitternacht bei Watain, die Stimmung war großartig.

Kurz um nach ein Uhr Nachts gab es plötzlich lautes Geknalle. Das ausgefallene Feuerwerk vom Samstag war auf den Sonntag verschoben worden. Die Organisatoren hatten wirklich keine Kosten gescheut und zauberten ein buntes Lichterspektakel an den Himmel. Leider war die Ankündigung des Feuerwerks untergegangen und so gab es doch einige enttäuschte Fans, die den glitzernden Zauber verpassten. Während in der Cathédrale bald darauf Schluss war, wurde im Metal Corner noch um einiges länger gefeiert. Dirty Harry aus Frankreich lud zum Rocken bis in die frühen Morgenstunden ein.

Das erste Festivalwochenende war höllisch heiß, höllisch laut und vor allem einfach großartig.