Nach über zwei Jahren des Wartens finden auch hierzulande nun endlich wieder die ersten großen Festivals statt. Am 11. Juni war es schließlich auch für Schandmaul so weit, zum ersten Folkfield Festival zu laden. Als Gastgeber hatten sie sich einige Rosinen rausgepickt, die das Event im Amphitheater Gelsenkirchen mit ihren Klängen verzaubert haben.
Von Rockern und Musketieren
In der Mittagszeit öffneten sich an dem schönen Samstag im Juni bei bestem Wetter die Tore des Amphitheaters. Während oben Merchandise, allerlei Schmuck und Spiesen dargeboten wurden, strömten einige Besucher direkt nach unten vor die Bühne. Andere schlenderten noch ein wenig über das Gelände oder sicherten sich einen bequemen Platz auf den großen Stufen. Insgesamt machte sich ein Gefühl breit, als wäre das Blackfield Festival für einen Tag wieder zum Leben erweckt worden. Als erstes eroberten Tir nan og die Bühne, die die Feierwütigen mit ihrem Irish Folk mitrissen. Im Anschluss leerte sich das Feld. Die Umbaupause wurde genutzt, um die Toiletten aufzusuchen, sich mit Bier und anderen Getränken zu versorgen (was bei dem Wetter echt dringend nötig war) oder um anderen Fans Platz zu machen.
Auch bei Rauhbein war die Stimmung ausgelassen. Das Feiern haben die Leute über die Pandemie also nicht verlernt! Zwar war im Amphitheater immer noch ordentlich viel Platz, doch die Anwesenden übernahmen das Singen, Klatschen und Tanzen für gleich jeweils drei Leute mit. Die Lücken in den Reihen taten der Stimmung keinen Abbruch. Ein Stilbruch jedoch stellte zu Rauhbein schließlich dArtagnan dar, die mit ihrem Musketier-Folk so richtige Partystimmung verbreiteten. Die Band hatte sichtlich Spaß und das Feuer übertrug sich auf die Feiernden. Die fulminante Show beendeten die Musketiere schließlich mit Konfetti-Schüssen aus Gewehren, ganz im Stil ihrer Zeit natürlich.
Zwischen Piratenfolk und Metal
So schnell konnte man kaum gucken, war auch schon Halbzeit auf dem Folkfield Festival 2022. Zeit, wieder die Gefilde zu wechseln und mit Mr. Hurley und die Pulveraffen eine piratige Richtung einzuschlagen. Dass die Fans nicht primär für die Piraten aus Osnabrück angereist waren, zeigte sich zu Beginn vor der Bühne. Schlussendlich füllte sich der Platz im Amphitheater jedoch wieder, es wurde getanzt, gefeiert und gelacht – eben ganz traditionell bis zum Untergang.
Feuerschwanz als Co-Headliner zogen schließlich noch mehr der Anwesenden von ihren Plätzen auf den Stufen, auf denen man auch zu fortgeschrittener Stunde noch ordentlich gebacken wurde. Mit neuen Songs wie „Untot im Drachenboot“ begeisterten sie musikalisch und mit Showeinlagen genauso wie mit älteren Stücken, um den „Methämmer“ zu ehren. Der einzige Wehrmutstropfen des Tages: Johanna von der Vögelweide war aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei und so musste auf Geige und Drehleier verzichtet werden. Die Töne aus dem Off zu hören, schien die meisten jedoch nicht zu stören. Nach zwei Jahren der Abstinenz genießt man wohl alles, was man kriegen kann.
Den großen Abschluss nach Sonnenuntergang feierten dann schlussendlich die Gastgeber von Schandmaul, die erst einen Tag zuvor ihr neues Album „Knüppel aus dem Sack“ veröffentlicht hatten. Natürlich gab es von diesem Album auch ein paar Stücke zu hören. Ehrlicherweise muss man sich an den Metaleinschlag in manchem Song erst noch gewöhnen. Dass die alten Songs von Schandmaul jedoch vollkommen begeistern konnten, stand ganz außer Frage. So gruben sie tief in der Mottenkiste und spielten einiges, was schon sehr lange nicht mehr gehört worden war. Von der „Königsgarde“ über „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ war für jeden was dabei. Nur das Ende wirkte mit „Talisman“ irgendwie ziemlich abrupt.
Bis zum nächsten Jahr
Das erste Folkfield Festival im Jahre 2022 war für die Anwesenden ein großer Spaß und auch die Bands wirkten als strotzen sie nur so vor Energie. Ob das Amphitheater nun ausverkauft war oder ein paar weniger Menschen da waren: Die Feierlaune war ungebrochen und so feierte man einfach für zehn.
Zudem wirft das Folkfield Festival 2023 schon seine Schatten voraus. Da Schandmaul im kommenden Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert, laden sie wieder Gäste ein – dieses Mal sogar an zwei Tagen. Dann kehren wir zurück ins Amphitheater Gelsenkirchen und feiern, bis der Morgen kommt.