Bei bestem Wetter setzten sich am Samstag, den 26. August, die dunkel gekleideten Menschen in Bewegung, um die Waldbühne Hardt in Wuppertal zu stürmen. Es wartete das 18. Feuertal Festival auf sie – auch in diesem Jahr leider nur an einem Tag. Das tat der Stimmung vor und während des Events keinen Abbruch. Man freute sich um so mehr auf die Bands des Tages.
Schon gegen 13:00 Uhr begann der Einlass und die Schlange vor den Toren schlängelte sich den Hang hinab. Auf dem Gelände verteilte sich die Meute ein wenig, doch die ersten Reihen vor der Bühne waren schnell besetzt. So manch einer schaute sich noch den kleinen Mittelaltermarkt an, der auch in diesem Jahr wieder mit Speis, Trank und kleinen Kostbarkeiten aufwartete. Sogar ein Schmied zeigte live vor Ort seine Kunst. Schade drum, dass das Angebot Jahr um Jahr zu schrumpfen scheint – bleibt zu hoffen, dass sich das Ganze mit der größeren Entfernung zur Pandemie weiter erholt und im kommenden Jahr wieder mehr Stände zum Verweilen anlocken.
Von merkwürdigen Zeiten und fulminanten Auftritten
Wie beim Feuertal Festival üblich, war auch 2023 eines klar: Die Stagetime der Bands war so krumm und schief, wie man es sich nur vorstellen kann. Die Moderation übernahm in diesem Jahr Der Schulz, denn – wie er sagte – war er ja eh mit seiner Band Unzucht da und Eric Fish war mit Subway to Sally anderswo unterwegs. Der Schulz kündigte das diesjährige Line-Up an und verlor nur wenige Worte. Dann ging es mit Fuchsteufelswild auch schon los – einige Minuten zu früh. Eine halbe Stunde lang, gab die Band rund um Bastian Brenner alles und ihre Fans feierten jede Sekunde. Für viele war es vermutlich keine Überraschung, dass Coppelius-Drummer Linus Haering am Schlagzeug unterstützte, für manch einen, war das jedoch ein „Huch, den kenn ich doch“-Moment. Wie ein eingespieltes Team führten Fuchsteufelswild durchs Set und die Fans verziehen ihnen auch den ein oder anderen Patzer. Für die kommenden Bands war das anwesende Publikum auf jeden Fall aufgewärmt.
Noch ein bisschen rasanter und lauter – immerhin warteten sie mit zwei Dudelsäcken auf – wurde es bei Haggefugg. Auf die Frage: „Wir sind Haggefugg und ihr seid?“ antworteten die Feuertaler natürlich wahrheitsgemäß: „Haggevoll!“ – und bei vielen stimmte dies wohl auch schon zu der frühen Stunde. Auf und vor der Bühne entbrannte eine feucht-fröhliche Party im strahlenden Sonnenschein. Die Kölner Band sorgte für ordentlich Stimmung und legte in jede Minute ihres Sets volle Power. Und für alle, die es noch nicht wussten, wurde gleich mal erwähnt, Fidus am Dudelsack sei „einer von euch“, da er aus Wuppertal stamme. Der Seitenwechsel schien ihm zu gefallen und vom Publikum wurde er von tosendem Applaus begrüßt. So rasant Haggefugg die Bühne eroberte, ging das Konzert leider auch schon viel zu schnell vorbei.
Als die Umbaupause für Unzucht vorbei war, verlor der Schulz keine Worte. Stattdessen sagte Gitarrist Daniel De Clercq schlicht: „Wir kündigen uns dann einfach mal selbst an“ und schon ging es mit den ersten harten Gitarrenriffs los. Diese kurzen Moderationszeiten führten dazu, dass sich die Stagetime jeder einzelnen Band verschob. Da das Gelände recht klein ist, wird das nicht unbedingt gestört haben. Nur, wer sich zum Entspannen in die neue Chill Out Area begeben hat, könnte den einen oder anderen Konzertbeginn verpasst haben. Das Publikum bei der Unzucht ließ sich allerdings keine Enttäuschung anmerken und feierte, was das Zeug hielt. Zu Songs wie Todsünde 8 und weiteren Publikumslieblingen wurde ausgiebig getanzt und geheadbangt. Was auf dem Feuertal schon immer recht schwierig war, zeigte sich auch für Sänger Daniel Schulz als nicht so einfach: ein Bad in der Menge. Das Crowdsurfing ließ er sich nicht nehmen, wenn sein Ausflug auch nur kurz war.
Als vierte Band stand Letzte Instanz in den Startlöchern. Sie hatten zuvor eine 25 Jahre Jubiläumsshow angekündigt, die sie gut gelaunt begannen. Ihre Energie und Spiellaune schwappte auf das Publikum über – wenn auch sie mit technischen Problemen zu kämpfen hatten. So hörte man beispielsweise an manchen Stellen der Hardt nicht durchgängig den Gesang. Schade für eine Band, die sonst immer ordentlich Feierlaune verspricht. Natürlich wurde dann auch wieder der Feuertanz zum Feuertal und ein kleines Duett mit Daniel Schulz von der Unzucht durfte ebenfalls nicht fehlen.
Crowdsurfing vor der Waldbühne
Der Co-Headliner machte sich am späten Nachmittag bereit. Die Apokalyptischen Reiter waren schon einige Jahre nicht mehr auf der Waldbühne zu Gast gewesen und schienen überwältigt von der Stimmung. Das Feuertal Festival 2023 war ausverkauft, was sich schon früh an den immer enger werdenden Wegen über dem Gelände zeigte und doch verliert das Event nicht seinen familiären Charme. Die Reiter gaben ordentlich Gas – so war es auch die letzte Show von Drummer Sir G., der seit 1999 fester Bestandteil der Reiter war. Beliebte Songs wie Auf und Nieder und Reitermania durften nicht fehlen. Gezündete Bengalos, hochfahrende Podeste und Klettereinlagen gehörten genauso zur Show wie zahlreiche Crowdsurfer. Die Security kam mit dem herauspflücken der Surfer kaum noch hinterher – auch, weil sie jeden Einzelnen fest am Arm gepackt wegführten. Das wirkte arg übertrieben, waren die Feiernden doch weitestgehend friedlich und noch nicht arg betrunken.
Nach dieser völligen Eskalation, deren Energie noch in der Umbaupause zum Greifen nah war, fragte man sich: können Feuerschwanz das noch toppen? Kurz nach Beginn ihres Sets, wurde klar: ja, das können sie. Ihre Show wurde begleitet von ständigen Feuerkaskaden, sie trieben ihre Songs über die Bühne in die Menge, dass es kein Halten mehr gab. Songs von ihrem Platz 1 Album Fegefeuer bahnten sich wie der Albumname schon sagt eine Schneise durch die Ohren. Lacher und gute Feierlaune verschaffte sich die Band aber auch mit Covern wie Ding und Dragostea Din Tei. Diese Interpretationen stehen ihren eigenen Songs wie Metfest oder Knochenkarussell in nichts nach. Mit der Zugabe Die Hörner hoch verabschiedeten sich Feuerschwanz vom Wuppertaler Publikum. DAS war ein Erlebnis in einem so kleinen Rahmen, von dem man noch lange zehren wird.
Im nächsten Jahr wird das Feuertal Festival wieder steigen. Markier dir das Datum am besten jetzt schonmal im Kalender: 24. August 2024 unter anderem mit Lord of the Lost! Das sollte man nicht verpassen!