Festival-Mediaval 2023
Bereits zum 14. Mal wurde der Goldberg in Selb vom 7. bis 10. September 2023 mit viel Hingabe in ein Areal voll spektakulärer Attraktionen und magischem Ambiente verwandelt. Das Festival-Mediaval ist weit mehr als nur ein Musikfestival, denn neben den großen Bühnen gibt es hier auch allerhand Kleinkunst, Markthändler, Lagergruppen, Workshops zum Teilnehmen und stillere Orte der Begegnung. In diesem Jahr stand das Festival unter dem Motto „Folk of the World” und brachte neben einigen bekannten Folkbands auch viele neue Eindrücke aus aller Welt auf die Bühnen. Und sogar der Spätsommer war in Feierlaune und brachte an allen vier Festivaltagen strahlenden Sonnenschein nach Selb.
Tag 1: Donnerstag, 07. September 2023
Eröffnet wurde das Festival-Mediaval XIV durch Veranstalter Bläcky und den Bürgermeister der Stadt Selb auf der Burgbühne. Die Wiener Folk-Rock-Band Narrengold bot trotz fehlender Dudelsackspielerin einen würdigen Auftakt und stimmte mit viel Spaß in ein folkiges Wochenende ein. Direkt im Anschluss ließ die tschechische Band Bran auf der Schlossbühne mit Bretonian-Folk rhythmische Klänge über das Gelände ertönen. Simultan zog Tommy Krappweis die Besucher ins Hafenviertel, wo er musikalische Klassiker zum Besten gab, die mit Begeisterung zum Mitsingen und Tanzen einluden. Gleich danach gab es dort die lustig bunte Truppe Reikas Tanz, die auf der Piratenbühne auf ihr Dasein als Walking Act beim diesjährigen Festival-Mediaval einstimmte. Weiter ging es mit der international aufgestellten Band Violons Barbares, die mit ihrem wilden Mix aus Balkan-Volksmusik, Mongolen-Rock und Jazz-Impro die Burgbühne unsicher machten.
Und dann war es auch schon so weit und der Headliner des ersten Abends betrat die große Bühne: Carminho, die dem Publikum den portugiesischen Fado näherbrachte, der laut eigener Aussage sonst eher in kleinen Pubs präsentiert wird. Ihr eindrucksvoller Gesang über den Weltschmerz fing das Publikum ein, welches erneut bewies, dass Musik die Menschen stilübergreifend zusammenbringt. Damit die Festival-Besucher nicht schwermütig an die Theken oder in ihr Nachtlager gehen mussten, gab es noch eine Überraschung: Hinter dem „geheimen Nachtkonzert” verbarg sich niemand Geringeres als die Kapeiken. Die Kapelle zog massig Leute ins Hafenviertel, wo sie den ersten Abend mit einer Mega-Stimmung ausklingen ließen. Der Auftritt war zudem ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage, in denen die Band noch als Walking Act auf dem Gelände zu finden war.
Tag 2: Freitag, 08. September 2023
Den musikalischen Startschuss in den zweiten Festival-Tag durften Herzgespann setzen: Mit traditionellem Liedgut, das von den fünf Musikern neu interpretiert wurde. Dass auch die Musiker sehr vielschichtig sind, zeigte ein Teil der Band in der Formation Oro, die ebenfalls auf der Burgbühne auftreten durfte und dort mit Balkan-Folk und orientalischem Tanz das Publikum zum Mittanzen animierte. Doch dazwischen fand der Auftritt von Thundercrow auf der Schlossbühne statt, deren Sound sich durch Didgeridoo, Bassklarinette und elektronische Beats auszeichnet. Die Jungs holten sich für ihren Auftritt beim Festival-Mediaval Unterstützung von zwei Sängerinnen sowie von Kelvin Kalvus, der einen Song mit seiner preisgekrönten Kontaktjonglage begleitete. Beim Auftritt von AOK am Nachmittag konnten die Teilnehmer des Bretagne-Tanzworkshops das Erlernte direkt anwenden und trugen so zum Gesamtbild des französisch-bretonischen Konzertes bei.
Sunfire sorgten mit ihrem Western-Folk sowohl auf als auch vor der Bühne für unvergleichliche Stimmung und zogen das Publikum regelrecht in ihren Bann, sodass kaum einer die Füße stillhalten konnte. Nachdem Jim von Ye Banished Privateers bei einem Song gastieren durfte, ließen es sich auch seine Kollegen nicht nehmen und stürmten zum Finale des Auftrittes die Bühne. Mit Nebala folgte nordischer Folk, der die Gäste in ihre ganz eigene Traumwelt entführte. Die Show war wahrhaft magisch und versprühte durch eine Mischung aus spirituellem Gesang und traditionellen Instrumenten eine ganz besondere Energie – auch dank Gastmusiker Zachary Bainter von Thundercrow und seinem Didgeridoo. Etwas wilder ging es bei der folgenden Piratenband zu: Ye Banished Privateers aus Schweden hätten thematisch zwar auch gut ins Hafenviertel gepasst, doch waren Band und Publikum definitiv einer Burgbühne würdig. Sie performten auf dem Goldberg ihren neuen Song zum 15-jährigen Bandjubiläum und wurden für einen Tanz sogleich von Sunfire gegengekapert.
Mit Faun hatte der Freitag einen namhaften Headliner, der im Laufe des Abends eine gelungene Mischung an Songs aus den über 20 Jahren Bandgeschichte darbot. Der deutsche Pagan-Folk füllte das Gelände vor der Schlossbühne im Nu und das Publikum wurde nicht müde, fleißig mitzusingen und zu tanzen. Faun bot außerdem einem kurzfristig angekündigten Special Guest eine Bühne: Irdorath konnte nach zweijähriger Gefangenschaft in Belarus endlich wieder auf einer Bühne stehen. Sie performten ihren neuen Song „Zorami” – wahrhaft einer der emotionalsten Momente des Festival-Mediaval XIV. Mit den Artisten des preisgekrönten Schattentheaters Moving Shadows konnte man anschließend den Abend ausklingen lassen.
Tag 3: Samstag, 09. September 2023
Den Samstag durften die beiden Teilnehmer des Spielmann-Awards eröffnen: Sorion und Bernstein & Ebenholz, von denen letztere den goldenen Zwerg gewannen und 2024 dann auf der großen Bühne auftreten dürfen. Direkt im Anschluss spielte der Awardgewinner vom letzten Jahr: Vera Lux drehten bei ihrem Konzert gemeinsam mit dem Publikum sogar ein Musikvideo. Die beiden Schwestern von PurPur waren im Anschluss mit ihren gesungenen Geschichten auf der Schlossbühne zu finden. Ein Piratenschauspiel im Hafenviertel stimmte auf die BlackBeers ein, bei denen es wie immer ziemlich wüst zuging und das Publikum zur saufenden Piratencrew wurde.
Mit Hijos del Tercer Acorde folgte fetziger Folk-Rock, der mit seiner Energie die Bühne zum Beben brachte. Neben rockigen Nummern hatten die Spanier auch ein paar ruhigere Songs mit dabei. Entspannt wurde es auch bei Dandelion Wine, einer australischen Electro-Folk-Band, die die Besucher in eine sagenhafte Welt mitnahm. Mit Kehlkopfgesang und Pferdekopfgeige begeisterte Sedaa aus der Mongolei das Publikum, das sich bei den exotischen Klängen regelrecht wegträumte. Des Teufels Lockvögel traten mit mittelalterlichen Volksliedern auf und holten sich ganz im Zeichen des Festival-Mottos „Folk of the World” einige Gastmusiker der anderen Bands auf die Bühne, um gemeinsam das Palästinalied zu performen.
In den Abend führte Garmarna aus Schweden, deren Geschichten Neues und Altes in ihrem eigenen Stil vereinen. Mit einigen Nordic-Folk-Klassikern brachten sie das Publikum zum Tanzen und entführten es in eine längst vergangene Zeit. Der World-Folk von Poeta Magica wirkte besonders in den mehrstimmigen Gesangsparts mit der Schwedin Saga Björling spektakulär. Headliner und vielfach genannter Favorit des ganzen Festivals war Afro Celt Sound System. Das europäisch-afrikanische Kollektiv aus internationalen Künstlern lieferte auch in Selb eine mitreißende Show mit Eindrücken von African-Celtic-Folk. Der sehr spezielle Musikstil kam beim Publikum so gut an, dass zwei Stunden lang durchgetanzt und gefeiert wurde. Zum Abschluss begleiteten die mystischen Klänge des Dark-Ambient-Folk von Nemuer in die Nacht.
Tag 4: Sonntag, 10. September 2023
Den vierten und letzten Tag des Festival-Mediaval 2023 durften erneut Teilnehmer eines Awards eröffnen – in der Kategorie Mittelalter-Rock. Angetreten sind Sky Tale, Foggy Dude und Schwarz & Schwärzer. Den Gewinner Foggy Dude sehen wir 2024 wieder! Das große Bühnenprogramm startete an diesem Sonntag mit Fojgl, deren „Flying Klezmer Musik” ein guter Mix aus schnellen und ruhigeren Songs war. Zum Entspannen an Schattenplätzen lud das Bel-Bachir Trio ein, das mit gediegenen Songs marokkanische Klänge auf das Festival brachte. Hotel Palindrone aus Österreich boten eine große Vielfalt an Instrumenten und musikalischen Eindrücken. Ob vier Maultrommeln auf einmal, Beatbox-Sounds oder Jodeln – gefühlt war hier alles dabei. Anschließend rockten die Punkpiraten von JollyRoger die Burgbühne, die im Vorjahr den Mittelalter-Rock-Award gewannen. Bei Totus Gaudeo blieb ebenfalls kaum ein Bein still und vor der vollen Schlossbühne wurde fleißig getanzt.
Richtung Abend wurde es mit Fiddler’s Green auf der Burgbühne irisch. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Sänger Albi durch Alea von Saltatio Mortis vertreten, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Er gestaltete das Konzert interaktiv und verteilte nicht nur Met in den ersten Reihen, sondern ließ sich auch mit einem Schlauchboot über das Publikum reichen, von dem aus er Bier an die durstigen Konzertbesucher ausschenkte. Den Abschluss des Festival-Mediaval 2023 bildete ein ganz besonderes Konzert: Estampie/Qntal & Friends – ein Doppelkonzert mit mehreren Gastmusikern des diesjährigen Festivals. Mit einer Vielzahl an Instrumenten wie verschiedenen Trommeln, Flöten, Zupf- und Tasteninstrumenten wurde dieser Auftritt zu einem echten Spektakel. Das Zusammenspiel bildete einen gelungenen Festival-Abschluss, bei dem sowohl getanzt, als auch geträumt werden konnte.
Fazit und Ausblick
Das diesjährige Festival mit dem Thema „Folk of the World” brachte nicht nur Musikbegeisterte zusammen, sondern lud mehrmals zu Gastmusikern auf den Bühnen ein, sodass miteinander statt nur nacheinander musiziert wurde. Die Planungen für das nächste Jahr laufen bereits auf Hochtouren: vom 06. bis 08. September 2024 wird es unter dem Motto „15 Jahre Festival-Mediaval” hochkarätig in Selb. Einige Top-Bands wie In Extremo, Schandmaul und Versengold wurden bereits bekannt gegeben. Infos und Tickets gibt es auf der Website des Festival-Mediaval.