Mit neuem Album und 220 Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel kehrten Coppelius auf ihrer Jubiläumstour am vorletzten Tourwochenende in Oberhausen und Nürnberg ein. Mit einem Zwischenstopp in Kaiserslautern legten die Herren samt Diener und Support-Band Aeronautica über 500km für ihre Fans zurück. Die Konzerte im Kulttempel Oberhausen und im Hirsch in Nürnberg hatten beide ihren Charme und bestachen mit ganz eigenen Highlights.
In Oberhausen startete der Abend eine Stunde später als an anderen Orten. Dementsprechend versammelten sich einige Fans zuvor noch in den umliegenden Schnellimbissen, drängten bei Einlass dann aber schnell in den Tempel, um dem einsetzenden Schnee zu entkommen. Drinnen heizte Aeronautica schließlich ordentlich ein und bei beiden Konzerten füllte sich der Zuschauerraum merklich. Auch in Nürnberg durfte genau wie in Oberhausen der neue Song „Wir fliegen wieder“ nicht fehlen. Highlight in Oberhausen war allerdings ungeschlagen das Cover vom Lummerlandlied, das die Menge begeistert mitsang.
Aufwärts ist das neue abwärts
Mit diesem Spruch führten Coppelius in Oberhausen und im über 400km entfernten Nürnberg durch den Abend. In jeder Location war die Setlist ein bisschen anders aufgebaut, weil es einen Hut-Song gab. Hierbei durfte ein Fan aus einem Zylinder einen Zettel ziehen, um einen Song zu bestimmen. Für Oberhausen und Nürnberg wurde „Gedicht“ aus dem Hut gezaubert. Während es in Oberhausen zuvor einen kleinen Eklat ob einer missglückten Ansage gab (oder war das vielleicht sogar exakt so inszeniert?), verlief das Konzert in Nürnberg reibungslos.
Coppelius stellten nicht nur Songs wie „Kryptoxenoarcheologie“ und „Mein Grab“ (hier verstreute Comte Caspar Blumen im Publikum, die ihm Fans zuvor mitgebracht hatten) vor, sondern nahmen Oberhausen und Nürnberg mit auf eine Zeitreise durch 220 Jahre Coppelius. Songs wie „Diener 5er Herren“ oder das System of a Down Cover „Chop Suey“ begeisterten die Meuten genauso wie ein Drum- und ein Bass-Solo. Coppelius-eigener Humor und Titel, die man schon lange nicht live gehört hatte – wie beispielsweise „Urinstinkt“ vom Album Time/Zeit, machten beide Abende zu etwas ganz Besonderem. Highlights für anwesende Mitwirkende von „Klein Zaches genannt Zinober“ waren darüber hinaus auch die letzte Zugabe „Dark Ice“.
Wie viele schon im voraus gelesen haben werden, verlässt Graf Lindorf die Kapelle. Dies veranlasste Diener Bastille zu herzzerreißenden Ansagen und Spendenaufrufen, um den Grafen zum Bleiben zu bewegen. Das Publikum stimmte ihm eindeutig zu und feierte jeden einzelnen Song des Grafen frenetisch. Er wird eine große Lücke hinterlassen und es war für Fans in der ganzen Republik ein innerliches Blumenpflücken bei dieser Jubiläumstour dabei sein zu dürfen. Ob im Kulttempel, im Hirsch oder anderswo.