Wie so viele andere Bands hatten auch ASP ihre dunkelromantischen Winter- und Herbstnächte mehrfach verschieben müssen. Vor zwei Wochen konnten zahlreiche Fans nun endlich ihre Karten einlösen und erhielten ein leicht verspätetes Nikolausgeschenk. Die dunkelromantischen Herbstnächte 2022 unter dem Namen Kreatour konnten in der Historischen Stadthalle Wuppertal stattfinden und schon frühzeitig harrten die Fans in der Kälte vor dem historischen Bauwerk aus – gut, dass sich zumindest die Türen des Voyers etwas früher öffneten. So blieb kaum Zeit zum Frieren. Stattdessen konnten sich die Menschen schon mit Getränken und Merchandise eindecken, bis es dann pünktlich in der Stadthalle mit dem Programm des Abends los ging.
Von Einhörnern und anderen Kreaturen
Ohne Vorband legte ASP direkt los und eroberte mit akustisch-harmonischem Klang die Herzen. Zwar hatte man schon oft bei den Von Zaubererbrüdern-Touren ASP in anderen Gewändern kennenlernen können, doch hatte dieses Konzert doch nochmal etwas ganz Besonderes. ASP führte mal lachend, mal ernst durch den Abend, stellte zahlreiche Figuren aus seiner Geschichte vor und erlaubte sich sogar den einen oder anderen Spaß. Während es mit „20.000 Meilen“ in die Untiefen der See ging, in der „Bernsteinmeerengel“ und „Tintakel“ auf einen warten, machte das Publikum auch einen Abstecher ins Hotel Astoria und schloss sich dem „Kollektiv“ an.
ASP wagte auch die eine oder andere Reise außerhalb seines eigenen Universums und performte einen Song von Spielbann, das er für die Gruppe geschrieben hatte, die sich leider aufgelöst hat. Doch jedes Ende hat auch etwas Gutes in sich, so Sänger Alexander Spreng, da sonst Bassist Lias vielleicht nicht im letzten Jahr zu ASP gefunden hätte.
Ein Konzert mit Höhen und Tiefen
So kleine Anekdoten und Witzelein über Einhörner, die das Konzert ganz ganz bestimmt um mehrere hundert Prozent erfolgreicher gemacht hatten, lockerten den Abend immer wieder auf. Zeit für traurige Worte blieb nicht. Für Lacher sorgte auch die Message, dass wenn das Publikum bei „Tintakel“ richtig gut mitmachen würde, Sänger ASP sein allererstes Tattoo bekommen würde. Die Fans strengten sich an, doch am Ende musste es wohl doch das Publikum in Saarbrücken am nächsten Tag entscheiden. Zwischenrufe im Anschluss ebbten erst dann ab, als ASP etwas unwirsch einen Anwesenden fragte, ob er ihn vielleicht nach draußen begleiten solle. Das mag hart gewirkt haben, war im Rahmen des Konzerts allerdings durchaus nicht unangemessen – war es doch eine verträumte, schöne und besinnliche Atmosphäre, die keinen Raum für unnötig lange Diskussionen bot.
Aus dem ASP-Repertoire wurden weitere Highlights hervorgezaubert, die sich in akustischem Gewand komplett anders anhörten, als man es von den Alben kennt. Das war eine schöne Abwechslung. Gänsehautmomente sorgte nicht nur ASP mit seiner Band, die von Dudelsack, Flöten, Cello und Geige ergänzt wurde, sondern auch das Publikum selbst. Als sich die Band verabschiedete erklangen keine „Zugabe“-Rufe, stattdessen wurde das ASP-typische „Eeeeo“ angestimmt, das in der Akustik der Historischen Stadthalle wohl dem einen oder anderen Gast einen Schauer über den Rücken jagte. Auch wenn für den persönlichen Geschmack vielleicht der eine oder andere Song gefehlt hatte, fühlte sich die Rückkehr in die kalte Realität entlang der „Wolfsspuren“ irgendwie erfüllend an. Auf dass das nächste dunkelromantische Erlebnis nicht so lang auf sich warten lassen möge.