Am vergangenen Mittwoch boten Apocalyptica im fast ausverkauften Kölner E-Werk einen fulminanten Abend zwischen Klassik und Metal, zwischen melancholischem Tiefgang und explosiver Ekstase.
Zunächst enterten die drei Australier von Tracer die Bühne, die mit ihrem kompromisslosen (Hard-)rock den Abend würdig eröffneten. Obgleich das Publikum bunt aus allen (!) Altersgruppen zusammengewürfelt war, überzeugten sie die Menge insbesondere durch ihr punktgenaues, druckvolles Spiel. Im Gegensatz zum Ridebecken des Schlagzeugers wusste dieses der Urgewalt des Sounds durchaus wohlwollend standzuhalten. Ein gelungener Auftakt und wirkungsvoller Kontrast zum experimentelleren Hauptact des Abends! Alle Fotos von Tracer gibt es in der Galerie (-> hier).
Um Punkt 21 Uhr betraten vier der fünf Weltuntergängler die Bühne und eröffneten den Abend mit „Reign of Fear“, einem eher progressivem Track des jüngst erschienenen Albums „Shadowmaker
“. Obgleich sich auf Anfrage des
Gründungsmitgliedes Eicca Toppinen später zeigte, dass das Publikum mit dem neuen Album noch unvertraut war, zündete der Opener. Vollständig zeigte sich die Band erst zum dritten Song, „I’m Not Jesus“, zu dem der erst kürzlich als festes Mitglied hinzugekommene US-Amerikanische Sänger Frankie Perez auf der Bühne erschien. Generell zeichnete sich der Abend neben einigen Stücken mit Gesang auch durch seinen hohen Grad an Instrumentalstücken aus, die auch die alteingesessenen Apocalypticafans auf ihre Kosten kommen ließen. Einen ersten Höhepunkt des Abends stellten das Metallicacover „Enter Sandman“ und die sich anschließende „Inquisition Symphony“ dar, welche die Menge vollends in den Ausnahmezustand versetzten. Da kam es gerade recht, dass sich in unmittelbarer Folge mit einer Instrumentalversion des Klassikers „Bittersweet“ ein ruhiger Track zur Erholung darbot, der als kontrastive Ruhe nach dem Sturm einen emotionalen Höhepunkt darstellte.
Die Band spielte an diesem Abend auch weiterhin stark mit Gegensätzen, so begeisterte sie zum Ende der Show mit Metallicas „Seek and Destroy“. Auffallend war, dass das Publikum besonders bei den Instrumentalsongs mitfieberte, was jedoch nicht an der durchweg starken Gesangsleistung Frankie Perez gelegen haben mag. Während an den Celli in gewohnter Manier schier unmenschliches geleistet wurde, verdient auch das Schlagzeugsolo Mikko Siréns eine besondere Hervorhebung. Alle Bilder von Apocalyptica gibt es in unserer Galerie (-> hier).
Fazit: Apocalyptica lieferten am diesem Abend ein facettenreiches Set, bei dem sie musikalisch bis auf ihre Anfänge zurückgriffen. So kamen auch die Freunde Instrumentaler Apocalypticasongs auf ihre Kosten. Technisch bewegt sich die Band auch mit neuem Album und festem Sänger auf ausgesprochen hohem Niveau, es wird jedoch die Zeit zeigen müssen, wie langfristig mit den als Stilbruch wahrgenommenen Umstellungen seitens der Fans umgegangen werden wird. Eicca Toppinen resümierte zum Ende des Konzertes treffend, dass er in eine Gruppe voller lächelnder Gesichter blicke. Damit sollte er Recht behalten. Ein überaus gelungenes Konzert, das ungeachtet der gegenwärtigen Tour auch einige alte Perlen zu Tage förderte, die die Menge besonders in Wallung brachten. Einziger Kritikpunkt: Bei einem Eintrittspreis von 30€ (zzgl. Gebühren) und einer Spielzeit des Hauptacts von 1:50h wäre durchaus noch Platz für weitere Klassiker wie „Nothing Else Matters“ oder „Path“ gewesen.