Amphi Festival 2019

Das Amphi Festival feierte in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Das Line-Up versprach großartige Stunden im Tanzbrunnen Köln mit beliebten Bands wie BlutengelNitzer Ebb oder auch Das Ich und Nachtmahr. Die Bandverteilung auf die drei Bühnen versprach bereits im Vorfeld, dass sich einige Fans umgewöhnen mussten. Hatte beispielsweise die Unzucht all die Jahre zuvor auf der Mainstage tagsüber gespielt, sollten sie nun das Theater als Headliner füllen. Andere Bands hingegen wurden praktisch auf das Schiff „verbannt“. Doch weder die Fans noch die Künstler sahen dies als Verbannung an. Vielmehr freute man sich auf ein exklusives Feeling auf der MS RheinEnergie, die regelmäßig gut gefüllt war.

 

 

 

Tag 1 - Samstag, 20.07.2019

Der erste Tag des Amphi Festivals begann im Tanzbrunnen bei bestem Wetter. Dass für den Laufe des Tages Unwetter angekündigt waren, trübte die Stimmung keineswegs. Nach der großen Party auf dem Call the Ship to Port und dem Disco-Abend im Theater hatten sich bereits einige Menschen pünktlich um 11 Uhr am Samstagmorgen vor der Mainstage versammelt, um den Klängen von Seelennacht zu lauschen. Bedeutend voller und heißer wurde es dann bei Erdling, die eine souveräne Show ablegten. Zwar wurde der Sound der Band nicht so ganz gerecht, aber den Tanzenden in der prallen Sonne war das offensichtlich gleichgültig.

Zwischen Hitze und Regen

Das Moderatoren-Trio verkündete zwischenzeitlich, dass die amtlichen Unwetterwarnungen auch für den Raum Köln gelten würden, man aber noch nicht daran denke, das Festival zu unterbrechen. Wem es zu viel vom Himmel blitze, solle bei RTL Zuflucht suchen. Da das schlimme Gewitter jedoch tagsüber ganz knapp am Tanzbrunnen vorbeizog, war eine Unterbrechung gar nicht nötig.
Tatsächlich setzte zwischenzeitlich zunächst leichter Regen ein. Die Tanzenden drängten sich einfach ein wenig enger unter die Schirme, was zu noch mehr Hitze führte. Fans von Chrom, Samsas Traum und Hocico störten sich daran allerdings herzlich wenig. Tanzbare elektrische Beats wechselten sich mit alten Titeln aus der Feder des Herrn Kaschte ab. Neben neuen Songs wurden auch alte Klassiker wie „Stromausfall im Herzspital“ präsentiert.

Unterdessen hatten Logic and Olivia das Theater eröffnet. Ein harter Kern aus Fans bevölkerte die ersten Reihen, jedoch waren die meisten Menschen eher gekommen, um sich abzukühlen. Einigen der dunklen Gestalten machte die Sonne dann doch zu schaffen. Bei Massive Ego machte sich dann aber auch im Theater die Hitze breit. Diese stammte zwar weniger von der Sonne, jedoch heizten die Briten ordentlich ein.
Auch bei The Cassandra Complex zeigte sich das Theater als eine Mischung aus Ort zum Feiern und Zuflucht vor der Hitze. Die Lüftung des Gebäudes erwies sich als funktionstüchtig, denn zu keiner Zeit des Tages wurde es so stickig wie man es von den Jahren zuvor gewohnt war. Auch kam es zu keinen Einlass-Stopps. Das Schiff war dafür teilweise um so besser besucht. 

Nahezu pünktlich zu Lord of the Lost begann das prophezeite Unwetter in der Ferne. Der Tanzbrunnen bekam nur eine volle Ladung Sturmböen und einen heftigen Regenschauer ab. Die Shoppingmeile musste kurze Zeit die Schotten dicht machen, damit keine Aufsteller und Waren wegflogen. Die Band um Chris Harms ließ sich davon jedoch nicht beirren. Die Fans drängten sich unter die Schirme oder tanzten einfach im Regen weiter. Sowohl das Theater als auch das große Händlerzelt waren zu dieser Zeit gut besucht. Kurz nach dem Sturzbach-Regen kam die Sonne wieder raus, sodass man dem Boden und den Menschen praktisch beim Trocknen zugucken konnte.
Als die ersten Töne von Blutengel auf der Mainstage erklangen, zeigte sich das Wetter wieder von seiner goldenen Seite. Die Technik und die gute Laune hatten das Unwetter überlebt und die Vorfreude auf die Headliner des Tages stieg.

Der erste Festivaltag wurde auf der Mainstage von Nitzer Ebb beendet. Traditioneller und handgemachter EBM ließ den Platz vor der Bühne erzittern, während die freundliche Unzucht aus der Nachbarschaft das Theater eroberte. Im Jahr zuvor hatte die Band noch mitten am Tag auf der großen Bühne gespielt. Nun eroberten sie als Headliner die Boots and Braces Stage und begeisterten ihre Fans. Mit scheinbar neu gewonnener Power und einer sichtlichen Spielfreude rockten Sänger Daniel Schulz und Co über die Bretter. In seiner Lederjacke wurde es Schulz zwar schnell zu heiß, doch brachte ihn das nicht davon ab, sich zeitweise in die Menge zu stürzen und weiter zu rocken als gäbe es kein Morgen mehr. 

Für die Feierwütigen war nach den Headlinern das Ende des ersten Tages auch noch lange nicht gekommen. Im Theater wurde schnell aufgeräumt und Platz gemacht, nachdem die letzten Töne der Unzucht verklungen waren. Die Aftershowparty mit mehreren szenenbekannten DJs rockte noch bis tief in die Nacht.

 

 

 

 

 

Tag 2 - Sonntag, 21.07.2019

Nach dieser langen Party am Festivaltag sah man am Sonntagmorgen vereinzelt doch recht müde Gesichter. Dennoch war die Stimmung bereits um Punkt 11.00 Uhr bei Hell Boulevard äußerst gut. Man verabschiedete sich mit der Ankündigung, dass man Gitarrist Von Marengo an diesem Tag nochmal sehen wird. Während dann erst einmal Ostfront die Mainstage übernahmen, wurde um kurz vor 13 Uhr die Theaterbühne erneut eröffnet. Seadrake aus Stockholm hatten die Amphi-Fans zuvor mit der Absage des Festivals geschockt. Das Facebook-Missverständnis konnte durch Band und Veranstalter aber natürlich vorher aus der Welt geräumt werden. Dennoch konnte man sich einen kleinen Seitenhieb in der Anmoderation nicht verkneifen. Bei dem schwedischen, seichten Synthpop tanzten sich einige Anwesende warm, um dann später bei Schattenmann so richtig zu eskalieren.

Das Unwetter vom Vortag war längst vergessen, als Bands wie The Beauty of Gemina und Faderhead die Mainstage betraten und auf ihre Art und Weise die Fans begeisterten. Eines zog sich jedoch durch das Wochenende wie ein roter Faden: Die elektronischen Bands wurden fast alle zum Publikumsmagnet, während Bands wie White Lies eher zur Shopping-Pause einluden. Zuvor begeisterten Welle:Erdball mit Schaufensterpuppen, alten und neuen Songs. Die Puppen wurden an diesem Tag für einen guten Zweck versteigert und waren während des Auftritts mehr als nur ein Eyecatcher auf der Bühne.

Hatte man sich zuvor bereits über die Bandverteilung gewundert, merkte man, dass Feuerschwanz auf der Theaterbühne definitiv fehl am Platze war. So wenig Menschen wie bei White Lies vor der Bühne standen, so viele wollten die Musiker um Hauptmann Feuerschwanz sehen. Im Theater kam es sogar zum Einlass-Stopp, was man aus den Jahren zuvor eher von beliebten EBM-Bands kannte. Songs wie „Metnotstand im Märchenland“ und „Schubsetanz“ luden zum Feiern ein und man fragte sich die ganze Zeit, warum die Band nicht in den Genuss der Mainstage gekommen war. Zu Janus im Anschluss leerte sich das Theater sichtlich, sodass Platz für alteingesessene Fans wurde und sich die Luft wieder etwas besserte.
Nach ihrem Auftritt 2014, im damals noch bestuhlten Theater, erwarteten die Fans nun Großes. Mit neuer Live-Band und viel Nebel zeigte sich Janus vergleichsweise gelassen. Musikalisch wurde der Auftritt der Band leider nicht gerecht, was gesanglich von Rig ausgeglichen wurde. Und das trotz eines Texthängers, den auch die treuen Fans nicht überbrücken konnten oder wollten.

Währenddessen ärgerten sich Project Pitchfork mit der Technik herum. Bis zum Hauptact des Abends konnten diese Fehler jedoch wieder behoben werden. Auf dem Schiff hatten sich den ganzen Tag über größere und kleinere Künstler die Mikros in die Hand gegeben. Das Ich wartete unterdessen darauf, den Abend auf der MS RheinEnergie zu beenden. Auch diese Besetzung verwunderte irgendwie, weil die Gruppe um Stefan Ackermann zwei Jahre zuvor noch auf der Mainstage begeistert hatte. Statt einer großen Menge gab es beim 15. Jubiläum nun eben ein recht exklusives Konzert auf dem Rhein.
Im Tanzbrunnen feuerten schlussendlich In Extremo im wahrsten Sinne des Wortes ihre Show ab. Pyrotechnik untermalten beliebte Songs wie „Störtebeker“ und „Vollmond“. Mit den letzten Tönen von „Sternhagelvoll“ endete schließlich das Amphi Festival 2019 und die tanzfesten Fans wankten aus dem Tanzbrunnen. 

 

 

Fazit

Das diesjährige Amphi tauchte den Tanzbrunnen Köln wieder in ein wohliges Schwarz. Nachdem mehrere Jahre hintereinander das Schiff nicht direkt am Kennedy-Ufer ankern konnte, hatten die drei Bühnen zum 15-jährigen Jubiläum wieder zueinander gefunden. Und das, obwohl es zuvor wenig geregnet hatte. Den größten Regenschauer dieses Sommers gab es dann wohl pünktlich zum Amphi Festival, der es aber nicht schaffte, das Event zum Abbruch zu bewegen. Viele weitere Festivals in der Zeit mussten abgesagt oder unterbrochen werden. Wiedereinmal zeigte sich der Standort des Amphis als äußerst vorteilhaft.

So ein richtiges Jubliäums-Gefühl kam zwar irgendwie nicht so recht auf, doch konnten viele Bands mit ihren Auftritten begeistern. Gruppen, die seit Jahren aus der Szene nicht mehr wegzudenken sind, teilten sich die Bühnen mit Bands, die man Jahre lang auf deutschen Bühnen vermisst hatte. Der Andrang auf die unterschiedlichen Künstler zeigte, dass die Verteilung vielleicht doch anders hätte gewählt werden sollen. Jedoch kamen wohl die Fans aller Genres an diesem Wochenende auf ihre Kosten.

Man darf gespannt sein, was es im nächsten Jahr zu sehen und zu hören gibt, wenn es zum 16. Mal heißt: alles wird Amphi!
Das Festival findet am 25. und 26. Juli 2020 im Tanzbrunnen Köln statt. Der Vorverkauf hat bereits begonnen und die Early Bird Tickets sind schon ausverkauft! Sichert euch schnell eure Karten!