Amphi Festival 2018
Das Amphi Festival 2018 lockte Fans der Schwarzen Szene am 28. und 29. Juli in den Tanzbrunnen Köln. Auch dank der Hitze versprach das beliebte Festival am Rhein, ein voller Erfolg zu werden. Das heiße Wetter hatte allerdings erneut zur Folge, dass die Orbit Stage, die sich wieder auf der MS RheinEnergie befand, verlegt werden musste. Das Schiff, das seit der Schließung des Staatenhauses Heim der dritten Bühne ist, konnte nicht am Kennedy-Ufer ankern und musste deshalb auf der anderen Rheinseite anlegen. Es wurde zwar ein Shuttle eingerichtet, der wirklich gut organisiert war, allerdings verpasste man durch die Verlegung die ein oder andere Band, die man sich andernfalls vielleicht angesehen hätte. An beiden Festivalmorgen öffneten sich bei strahlendem Sonnenschein gegen 10.00 Uhr die Tore des Tanzbrunnens. Bereits zu diesem Zeitpunkt strömten die Schwarzgekleideten auf das Gelände und vor die Hauptbühne. Trotz des Wetters ließen es sich die Anwesenden nicht nehmen, sich in schwarze Gewänder zu hüllen, obwohl einige doch zur leichten Kleidungsvariante griffen oder gleich so gut wie nackt erschienen. Das Amphi 2018 hatte es auf alle Fälle ordentlich in sich. Sowohl die Bands rockten den Tanzbrunnen ordentlich als auch das grandiose Wetter trug dazu bei, dass das Festival ein voller Erfolg war.
Tag 1 - Samstag, 28.07.2018
Der erste Tag des Amphi Festivals 2018 begann mit Intent:Outtake, einer Dark Electro Band aus Leipzig, die großen Zuspruch fand. Auch wenn das Projekt vielen Anwesenden unbekannt war, bot die Kombo doch einen würdigen Auftakt für das Festival. Während man sich im Theater in erfrischender Kühle ebenfalls auf die erste Band vorbereitete, rockten auf der Mainstage The Creepshow bereits mit guter Laune und einer kurios-grandiosen Mischung aus Rockabilly, Punk und Rock´n´Roll. Nachdem die letzten Klänge der Kanadier verklungen waren und man auf der Hauptbühne für die Dauerbrenner von [x]-RX umräumte, begann im Theater der Tag mit Future lied to us. Die neue Kombination, bestehend aus Frozen Plasma, SITD und Rotersand, begeisterte ab der ersten Minute.
Im dunklen Theater fand man an diesem Samstag durchaus einige Bands, die den Gruppen auf der Mainstage die Show stahlen. Vor dem Auftritt von Centhron beispielsweise kam es bereits zum Einlassstopp ins Theater. Wegen Feierwütiger Meute und Überfüllung geschlossen! Dies passierte über das Wochenende noch häufiger und führte oft zu langen Gesichtern. Hier galt: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Sonnenschein und Gothicparty
Wer meint, dass Gothics nur im Schatten hocken, wurde auf dem Amphi Festival 2018 eines Besseren belehrt. Natürlich drängten sich die meisten Menschen unter die Überdachungen vor der Mainstage oder spannten die kurzfristig erlaubten Regenschirme über sich auf. Allerdings wurde auch in der Sonne ausgelassen getanzt. Bei der Unzucht, die ihr neues Album Akephalos im Gepäck hatten, oder auch bei Aesthetic Perfection gab es kein Halten mehr. Songs wie „Antibody“ sorgten für die totale Eskalation vor der Mainstage während es sich im Theater bei [SITD] und Funker Vogt andrangsmäßig wieder etwas beruhigte.
Die ersten Highlights des Tages reichten sich am frühen Abend auf den drei Bühnen die Klinke in die Hand. Während auf der Orbitstage Lebanon Hanover in klimatisierter Atmosphäre loslegten, erklommen die Veteranen von OMD die Mainstage. Im Theater tropfte derweil bei Suicide Commando im Theater der Schweiß von der Decke. Obwohl es zwischenzeitlich geregnet hatte, hatte es sich auf dem Festivalgelände nicht abgekühlt. Der Regen war vielmehr wie der Tropfen auf den heißen Stein gewesen und verdampft. Allerdings hatten die kurzen, heftigen Regenschauern, bei denen so mancher Händler auf der Shopping-Meile schnell die Stände sicherte, dafür gesorgt, dass sich der Tanzbrunnen in eine riesige Sauna verwandelt hatte. Dies hielt die feiernde Menge aber nicht davon ab, den Headlinern entgegenzufiebern und die Bereiche vor den Bühnen bis auf den letzten Mann zu füllen, sodass kaum mehr ein Durchkommen war.
Die Headliner der drei Bühnen waren am Amphi-Samstag bestens besetzt. Auf dem Schiff ließen She Past Away das Festival mit türkischem Darkwave ausklingen, während im Theater Midge Ure nach langer Zeit nochmal vor Gothic-Publikum stand. Seit einigen Jahren ist er wieder im Business und lässt seine Zeit als Rockmusiker aus den 80er und 90er Jahren wieder aufleben. Ein fester Programmpunkt für all diejenigen, die nicht vor der Mainstage sehnsüchtig auf ASP warteten.
Die Gruppe um Mastermind ASP hatte dem Amphi Festival bereits seit einigen Jahren keinen Besuch mehr abgestattet. Um so größer war die Freude der Fans und auch der Band sah man Spielfreude und Kraft sichtlich an. Mit mitreißender Feuershow und einer Setliste, die praktisch alle Klassiker der ASP-Geschichte enthielt, begeisterte die Band eine Vielzahl an Amphi Besuchern. Natürlich durfte auch der Publikumsliebling „Ich will brennen“ nicht fehlen. Der ein oder andere Seitenhieb gegen Schlager-Kollegen oder ein Flachwitz mit Kölner Stadtteilen sorgte für Gelächter und Augenrollen. Kurz vor 22 Uhr verabschiedeten sich ASP von der Mainstage, um für eine kurze Zugabe zurückzukehren. Mit „Denn ich bin dein Meister“ verabschiedeten sie sich vom Amphi Festival 2018 und leiteten zugleich zu ihrer „Krabat“-Tour im Herbst über. Der erste Festivaltag ging aufgeheizt und euphorisch zu Ende. Wer dann noch Luft zum atmen hatte, begab sich auf das Schiff oder ins Theater, um bei der Aftershowparty ordentlich abzugehen. Für alle anderen ging es nach Hause oder ins Hotel, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
Tag 2 - Sonntag, 29.07.2018
Der zweite Tag des Amphi Festivals 2018 begann ähnlich heiß wie der Samstag geendet hatte. Nur das Wetter war nicht mehr ganz so drückend, die Sonne brannte aber bereits am frühen Vormittag erbarmungslos vom Himmel. Entweder war es auch der Sonne zu verdanken oder es lag an der überzeugenden Performance von ES23, dass es bereits um 11.00 Uhr unter den Schirmen des Tanzbrunnens erstaunlich voll war. Spätestens bei der zweiten Band auf der Mainstage gab es für viele Besucher kein Halten mehr. Heldmaschine begeisterten ihre Fans, wenn auch einige in den ersten Reihen sichtlich auf andere Bands warteten. Als Heldmaschine die Gitarren einpackte, startete im Theater das Programm mit Synthattack und Priest, bei denen es noch erstaunlich leer war. Trotz der Belüftung des Theaters hatte es nur wenige Menschen ins Innere gezogen. Möglicherweise lag dies daran, dass zeitlich etwas versetzt auf der Mainstage Neuroticfish mit Keyboard-Ersatz zum Tanz einluden. Auf dem Schiff standen derweil Rroyce in den Startlöchern.
Ein Festival mit ordentlich Wumms
Dass das Amphi Festival nicht nur melodische Klänge verträgt, wie es Qntal mit alten und grandiosen neuen Songs bewiesen, sondern dass auch besonders die harten, elektronischen Töne äußerst beliebt sind, zeigte sich spätestens bei Solar Fake und Agonoize auf der Mainstage, während im Theater Girls under glass ihr einziges Deutschlandkonzert spielten. Bei Agonoize war der ‚Wumms‘ wohl an diesem Tag am deutlichsten zu spüren. Dies lag nicht etwa nur an der Musikrichtung, die man mal mit Aggrotech betitelt hat. Auch das Auftreten von Sänger Chris war mit Karacho gesegnet. Ob ihn etwas auf der Bühne störte oder der Umstand, dass er bei diesem Auftritt kein Blut verspritzen durfte: ‚Aggro‘ war hier Programm. Doch auch ohne großes Blutgespritze lieferte die Gruppe mit Flex und wenigstens ein wenig Kunstblut eine eindrucksvolle Show.
Währenddessen versammelte sich die Meute auf dem Schiff, um Grausame Töchter zu sehen. Ein hartes Kontrastprogramm zu Joachim Witt, der das Festival auf der MS RheinEnergie beenden sollte. Derweil versammelten sich buchstäblich die Massen vor der Mainstage, wo es zunächst mit OOMPH! nochmal ordentlich rockig zuging und Songs wie „Der neue Gott“ und „Gott ist ein Popstar“ zum singen und tanzen animierten. Als Headliner des Abends mischte And One die Menge zu guter Letzt auf und wiedereinmal wurde nicht mit unverschämten Sprüchen gegeizt. Im Theater sorgten Goethes Erben für einen würdigen, aber ruhigeren Abschluss des Festivals. Allerdings konnte man dann nach dem düster-melancholischen Auftritt zu diversen DJs im Theater nochmal das Tanzbein schwingen.
Fazit
Das Amphi Festival 2018 bot für die unterschiedlichsten Fans der Schwarzen Szene erneut ein breitgefächertes Angebot. Ob man es rockig, gediegen oder elektronisch mochte, für jeden Geschmack war etwas dabei, wobei die Elektro-Bands durchaus überwogen. Dass Bands wie Aesthetic Perfection allerdings wahrlich auf die Mainstage gehören und nicht mehr in ein kleines, vernebeltes Theater, konnte an diesem heißen Wochenende bewiesen werden. Phantastisch war auch der Dauerbrenner ASP, der nach so langer Zeit endlich einmal wieder auf dem Amphi zu Gast war. Für die ‚Begründer‘ der Szene wird der Auftritt von OMD jedoch das Highlight des Wochenendes gewesen sein, da nun auch mal die jüngeren Szeneanhänger hören und sehen konnten, wo der Darkwave eigentlich herkommt.
Auch Wetter technisch war das Amphi Festival perfekt, obwohl es zeitweise etwas zu heiß war. Dafür gab es aber an der Cocktailbar und den anderen Ständen Abkühlung und eine kostenlose Trinkwasserstelle. Das hat man nicht auf jedem Festival!
Ein Wochenende, das in Erinnerung bleibt und einem Vorfreude auf weitere Festivals bereitet. Für das nächste Jahr wurde nun bereits Nitzer Ebb angekündigt und die 1000 Early Bird Tickets sind schon ausverkauft. Das Amphi Festival 2019 findet am 20. und 21. Juli im Tanzbrunnen Köln statt. Save the Date!