Das berüchtigte Konglomerat von Exzentrikern des progressiven Black Metals A Forest Of Stars begab sich in diesem Oktober auf kurze Konzertreise durch Europa auf ihrer „Against Bleak Skylines“-Tour. Mit dem Helvete Oberhausen (wie sollte es auch anders sein im extravaganten Black Metal? Ist halt der „Place to be“ im Black Metal-Pool) gab es nur einen einzigen Deutschlandtermin – vergangenen Donnerstag, 22.10.2015, mischten die Briten den Club ordentlich auf. Zwischen lyrischen Motiven von Edgar Allan Poe und Oscar Wilde und einem über allem schwebenden Folk-Glitter sind die Dame und die Herren schon länger eine Klasse für sich im schwarzen Metal-Genre. Hier lest ihr, wie der Abend verlief.
Nach den Gästen Infesting Swarm aus Dortmund/Paderborn und den Österreichern Harakiri For The Sky, beide beim Label Art of Propaganda unter Vertrag, während derer wir uns zum umfangreichen Interviewgespräch (in Kürze hier zu lesen) mit Mr. Rick Blakelock, aka The Gentleman, und Mr. Curse himself im Backstage einfanden, legten die Engländer mit ihrer atmosphärisch hochwertigen Show los. Nach kurzem Instrumental starteten die Absinth-getränkten Nostalgiker mit dem Mammut-Song „Proboscis Master Versus The Powdered Seraphs“ vom aktuellen Album „Beware The Sword You Cannot See“, welches im Februar diesen Jahres beim hochkarätigen Label Prophecy Productions erschien. Stilistisch ist der chaotisch anmutende Psychedelic-Duktus der Songs auch live eine Wucht, die immer wieder durch die Gesangsstimme von Katheryne, Queen of the Ghosts, und ihrem Violinenspiel garniert wird. Diese Aspekte stehen gerade beim „Opportunistic Thieves Of Spring“-Stück „Summertide’s Approach“ im Fokus. Mit sieben Musikern war die Bühne schon sehr voll, trotzdem ließen es AFOS sich nicht nehmen, ihre Songs auch mit den stimmigen Projektionen im Background zu untermalen, die alle in der Optik der Musikvideos und des Artworks der Alben gehalten waren. Nach dem sechsteiligen, etwas gekürzten „Pawn On The Universal Chessboard“, gab es genau diese Stücke zu bewundern, die Labelvater Prophecy Productions auf Youtube gestellt hat: „Gatherer of the Pure“ und das schließende „Drawing Down The Rain“ mit dem inhärenten Wahnsinn in der Stimme von Mr. Curse im Schlagabtausch mit dem stimmigen „All our ears are open / all our eyes are smiling, gracelessly receiving empty threats of heaven“-Refrain der Sängerin auf wunderschönen Punktsöckchen ergaben ein erhebendes Grand Finale.
Fazit: Ein Konzert von A Forest Of Stars ist eine mannigfaltige, malerisch hypnotische Odyssee voll von schauerlichen und gespenstischen Passagen, die alle den Geist des viktorianischen Zeitalters über den Durst geschlürft haben. Mit ihren Outfits und dem Ölgemälde ihrer unzeitgemäßen Thematiken zwischen Jack The Ripper, anti-methodistischem Gehabe und der Metaphorik vom „Alice im Wunderland“-Autor Lewis Carroll, sitzen die verfemten A Forest Of Stars nicht nur zwischen den Stühlen des Black Metal, sondern scheinen gar eine ganz andere Reise nach Jerusalem zu spielen, als alle anderen Bands im Genre. Mentaler, auditiver Kollaps. Ganz groß. Das Vorprogramm muss großartig eingeheizt haben; skurrilerweise bedankten sich zwischendurch die Jungs von Harakiri For The Sky bei den Engländern, indem sie zwischen den Songs einmal kurz zu merkwürdigen Songeinspielern die Bühne enterten und sich für die gemeinsame Tour bedankten. Auch wenn die Band seltener live auftritt, sind zukünftige Termine definitiv rot im Kalender anzustreichen!