Wir schreiben das Jahr 1490 als Hans Sturm dem Chronisten Etterlin in einer düsteren Spelunke seine Geschichte erzählt. Etterlin ist zwar lediglich an der recht tragischen Geschichte des besten Freundes Frischhans Teilling interessiert, aber Hans holt weit aus, um alle Facetten des Berichtes herauszustellen. Seine Erzählung beginnt im Jahre 1478, als Hans am eigenen Leib erfahren muss, wie es ist vor Gericht zu stehen und um sein Leben zu zittern. Teilling steht ihm in jeder Sekunde bei und gemeinsam versuchen sie den wahren Schuldigen zu überführen. Dies gelingt ihnen nach einem harten Weg über den Sancti Gutardi (heute St. Gotthard) glücklicherweise auch und so wird die Weste des Reisläufers (Schweizer Söldner im späten Mittelalter) wieder rein. Bei diesem ersten Unternehmen lernen die Freunde die schöne Italienerin Maria kennen. Einige Jahre später treffen sie sie erneut, nun aber unter ganz neuen Bedingungen: eine Schlacht steht bevor. Eine Schlacht im tiefsten Winter.

Teillings Geschick und Taktik macht ihn selbst und den Erzähler Hans Sturm, auf Grund seines Namens und Tatendrangs genannt Sturmhans, zu Helden der Schlacht bei Yrnis (heute Giornico) im Dezember 1478. Die Winterhelden! Die beiden jungen Männer sind aber nicht nur auf dem Schlachtfeld wahre Helden, Hans Sturm beweist auch seine Ehre, indem er seine große Liebe dem besten Freund überlässt. Die Geschichte führt darüber hinaus weiter bis in das Jahr 1489 und gelangt schlussendlich in die Gegenwart 1490 zurück. Der Chronist schreibt derweil eifrig das Gesagte nieder und entlohnt Hans mit Bier und einer warmen Mahlzeit pro Abend.

Dessen Erzählung ist in vier Teile gegliedert, führt den Leser und den Chronisten durch verschiedene Jahre und Schlachten und wird immer wieder durch Etterlin selbst unterbrochen. Man erhält einen ehrlichen Eindruck der Geschehnisse, die Sturmhans berichtet, man lernt seine Gefühle und Beweggründe kennen und wird somit an seine Geschichte gefesselt. Die Unterbrechungen des Chronisten, die manchmal sehr abrupt wirken, stören zu Beginn den Rede- bzw. Lesefluss von Hans‘ Geschichte. Insgesamt ist „Winterhelden“ aber ein durchaus spannender und mitreißender historischer Roman. Sofern sprachliche Barrieren vorliegen und der Leser sich ein Bild über die Authentizität des Romans machen möchte, kann er alles Hilfreiche, sowie Literatur im Anhang nachlesen.

Natürlich ist der Sturmhans eine fiktive Person, aber auch die lose Anknüpfung an den historischen Wildhans, den es laut Anmerkung tatsächlich gegeben haben soll, ist sehr gelungen. Insgesamt liest sich „Winterhelden“ wunderbar. Die Liebesgeschichte beinhaltet mehr Humor und Tragik, als Kitsch und die Schlachten sind nicht zu übertrieben oder zu blutig dargestellt. Liebhaber des historischen Romans werden an diesem Buch ihre Freude finden. Auch wenn Thomas Vauchers „Winterhelden“ ‚nur‘ knapp 200 Seiten umfasst, beinhaltet es eine runde Geschichte, die mehr Ausschmückung nicht bedarf. Daumen hoch für dieses tolle Buch.

Ihr wollt das Buch selbst einmal lesen und in euren Regalen wissen? Dann bestellt gleich hier: Thomas Vaucher, Winterhelden: Historischer Roman