Saltatio Mortis-4Wer tanzt stirbt nicht! So lautet das Motto der Spielmänner von Saltatio Mortis schon seit einigen Jahren. Dies gilt auch immer noch für das aktuelle Album „Zirkus Zeitgeist„, mit dem die Truppe nun schon das zweite Mal auf Tour gegangen ist. Nachdem beim ersten Tourblock die Frankfurter Kombo Nachtgeschrei die Menge auf die Saltaten einstimmen durften, übernahm dieses Mal den Part des Supports Mr. Irish Bastard aus Münster. Dies galt auch für die Show in Oberhausen, die an diesem Abend sogar schon im Vorfeld restlos ausverkauft war, obwohl das Konzert in Bochum erst wenige Monate zurücklag. Die Turbinenhalle wurde nun also am Abend des 09. April von einer alten Bergbauhalle zu einer Zirkusmanege umfunktioniert, wenn auch dies nur gedanklich und im Bühnenbild passierte und nicht in der Halle selbst.

Als Mr. Irish Bastard pünktlich mit Sack und Pack die Bühne eroberten, war es in der Halle schon recht voll geworden. Das Bier schmeckte dem ein oder anderen sichtlich gut und die Temperatur stieg stetig an, sodass man sich schnell wie in einem Hochhofen fühlte. Die Münsteraner überraschten mit einer scheinbar wechselnden Aufstellung an den Instrumenten. Wer sich an die Konzerte am Wochenende zuvor erinnerte, hätte beispielsweise Mr. Irish Bastard-3am Akkordeon noch jemand ganz anderen erwartet. Da das laut der Band Abwechslung schaffe, ließen sich weder Fans noch Musiker ob der neuen Konstellation beirren und legten ordentlichen Schwung auf das Parkett. Ihr rasanter und lustiger Folk-Punk riss das Gros der Menge mit. Songs wie „Workshy Man“ oder Drink Another Day“ machten Stimmung in der Halle, auch wenn ausschweifende Bewegungen, wie man es bei Fiddler’s Green oder den Dropkick Murphys beobachten kann, ausblieben. Nachdem sie mit dem Publikum ein Foto gemacht hatten und sich mit „Let go“ würdig verabschiedeten, wurde die Vorfreude auf Saltatio Mortis noch größer. Die Fotos des Supports findet ihr in der Galerie (-> hier).

Die Spannung im Saal war beinahe greifbar, als die Spielleute mit etwas Verzögerung die Bühne betraten. Der Dong – ähnlich wie bei einem Theater oder einem tatsächlichen Zirkus – bat die Gäste schließlich auf die Plätze, doch das dann eingespielte „Thriller“ von Michael Jackson reichte bei manchen dann schon aus, um völlig abzudrehen. Ein wahrer Klassiker, der leider nur teilweise gewürdigt wurde. Aber wer könnte dies dem Oberhausener Publikum wirklich ankreiden, wenn man doch Saltatio Mortis heiß erwartete?
Den Anfang des Sets machten die Karlsruher mit „Wo sind die Clowns“ geradezu perfekt, denn die Menge vor der Bühne ging buchstäblich von 0 auf 100 und grölte jede Zeile des Songs mit. Auch wenn es zeitlich und thematisch nicht so ganz passte, folgte dann sogleich „Willkommen in der Weihnachtszeit“, denn man darf ja nicht vergessen, dass schon in gut acht Monaten das Fest der Liebe schon wieder vor der Tür steht. Die Show wurde durch den ein oder anderen Gag unter den Musikern aufgelockert. Luzi zum Beispiel wurde aufs Korn genommen und nachdem er darauf aufmerksam machte, dass heute doch seine Mutter anwesend sei, wurde noch eine Schippe Witz oben drauf gelegt. Die Mutter eines Spielmannes wird also nicht verschont und der Sohn erst recht nicht. Dafür ernteten die anderen Bandmitglieder Lacher aus dem Publikum und Luzi die ein oder andere Mitleidsbekundung.
Die Setliste enthielt eine gute Mischung aus alten und neuen Songs. Auf der Bühne herrschte zu Songs wie „Des Bänkers neue Kleider“ und „Prometheus“ eine ausgelassene Stimmung, die sich schnellstens auf das gesamte Publikum übertrug, sogar bis hinauf auf den Rang, wo es doch eher rSaltatio Mortis-3uhiger zuging. Aleas Ansage zu „Geradeaus“ gestaltete sich etwas rebellisch, indem er einige Kritiker ‚zitierte‘, auf die der Song ohnehin schon abzielt. Doppelt gemoppelt hält eben einfach besser. Gefühlvolle Momente durften in der textlichen und musikalischen Rebellion aber auch nicht fehlen. Ob bei „Augen zu“ oder „Nachts weinen die Soldaten“ – mindestens zu diesen Liedern gab es bei Vielen Gänsehaut und vielleicht sogar ein paar Tränen. Der „Rattenfänger“ und „Eulenspiegel“ vertrieben dann die melancholischen Gedanken und ließen das Gelächter wieder lauter werden. Spaß und
Freude sind bei Saltatio Mortis eben immer Programm. Der „Spielmannsschwur“ beendete das Konzert in Oberhausen traditionell und geleitete die Fans in die laue Frühlingsnacht. Die Fotos dazu gibt es in unserer Galerie (-> hier).

Fazit: Das Konzert der Spielmänner war mitreißend, emotional und voller Freude. Die Performance auf der Bühne war so grandios, wie man es von Saltatio Mortis einfach gewohnt ist. Einige Abläufe scheinen mittlerweile aber so automatisiert zu sein, dass man sich bald auf neue Choreographien, Witze und eine neue Show freut. Ihren Charme haben die Spielleute allerdings so schnell nicht verloren und für wahre Fans könnten sie wohl auch jeden Tag das gleiche auf der Bühne tun, besonders weil es immer mal wieder neue Anekdötchen und Späßchen zwischen den Musikern gibt. Musikalisch gab es eine wundervolle Mischung aus alten und neuen Songs, auch wenn sich ältere Fans vielleicht sogar noch mehr ‚Klassiker‘ gewünscht hätten. Vielleicht gibt es im Rahmen der Best-of, die dieses Jahr noch kommen soll, eine neue Show mit dem Besten vom Besten. Klanglich haben die Songs leider zwischenzeitlich etwas gelitten, was aber bei der Location schon des Öfteren kritisiert wurde. Wenn es also einmal etwas blechern klang, dann hatten Saltatio Mortis mit den gleichen Hallen-Krankheiten zu kämpfen, wie beispielsweise ASP im vergangenen Jahr (-> wir berichteten). Auffällig war allerdings, dass sich viele Fans nicht so bewegungsfreudig zeigten, wie es auf anderen Konzerten der Fall war. Ob es an dem Klang der Halle oder der Menge an Menschen gelegen hat, kann wohl niemand beantworten, wir freuen uns allerdings jetzt schon auf die diesjährige MPS-Saison, wenn man sich zu den mittelalterlichen Klängen wieder am Lagerfeuer wiegen kann.