Faey-8Einmal im Jahr pilgert die österreichische Mittelalterszene nach St. Pölten, um dort mit den angesagtesten Rock- und Folkbands des Genres eine Riesenparty zu feiern. Am 7. November 2015 war es nun wieder so weit, das MASP (Kurzform für Mittelalterspektakel) stand in den Startlöchern. Im Veranstaltungszentrum (VAZ) der niederösterreichischen Landeshauptstadt fanden sich am Samstag Saltatio Mortis, Haggard, Fiddler’s Green, Nachtgeschrei, Faey und die Schandgesellen ein und heizten hunderten Fans ordentlich ein. Einlass war um 17:30 Uhr, da blieb nicht viel Zeit, um über den Indoor-Mittelaltermarkt zu schlendern, denn um Punkt sechs Uhr begann schon das musikalische Hauptprogramm.

Recht pünktlich begannen Faey ihren Auftritt als erste Band auf dem diesjährigen Spektakulum. Die Gruppe zählt als Newcomer, doch ihre Mitglieder sind keine Unbekannten. Die einstmalige Faun-Sängerin Sandra Elflein hat vier weitere Musiker um sich geschart, die die aktuelle Band formen. Klanglich bildete das einen Folkrock-Sound mit markanter weiblicher Leadstimme, etwas erinnerte die Musik an die englische Gruppierung Blackmore’s Night. Vielseitig waren nicht nur die verwendeten Instrumente wie Geige, Drehleier, Akustikgitarre, E-Bass, diverse Flöten und Trommeln, sondern auch die dargebotenen Texte. Traditionals, deutsche und englischsprachige Songs, sowie ein paar bekannte Gedichte wurden vertont und live wiedergegeben. Alles in allem lässt sich sagen, das Quintett verstand es, ruhige bis romantische Klänge mit schnelleren und rockigen Passagen zu verbinden. Die Fotos von Faey findet ihr in unserer Galerie (-> hier).

Nach einer kurzen Umbaupause und einer kleinen Verzögerung traten nun Nachtgeschrei ans Werk. „Staub und Schatten“ heißt das neue Album der Frankfurter, mit dem sie nach ihrer aktuellen Tour als Support von Saltatio Mortis, im Frühjahr noch eine eigene Deutschland-Tour machen werden. Schon der zweite Song war die Single „Monster“, die nicht zuletzt durch eine Musikvideoproduktion als ein aktueller Szene-Hit der Band zu verbuchen ist. Wem Folk-Metal mit ausschließlich
deutschen Texten gefällt, der kam beim ersten Österreich-Konzert der Hessen auf jeden Fall auf seinen Geschmack. Natürlich spielten Nachtgeschrei nicht nur ihre neuesten Lieder, auch ein paar ältere Kaliber wie „Niob“, „An mein Ende“ oder „Windstill“ wurden aufgefahren und konnten das Publikum überzeugen. Nachdem die lauten Zugaberufe nach „Der letzte Tag“ aufgrund des engen Zeitplans leider nicht erwidert werden konnten, versprach Sänger Martin seinen österreichischen Fans: „Wir kommen wieder!“ Alle Bilder ihrer Show gibt es in unserer Galerie (-> hier).Fiddlers Green-8

20:30 Uhr: Fiddler’s Green waren am Start. Die Bayern spielten bereits zum zweiten Mal auf dem jungen MASP, doch diesmal war einiges anders. Sitzend, bärtig und rein akustisch gaben sich die sechs Herren diesmal die Ehre, ganz im Gegensatz zu ihrer Rock-Show 2013. Die beliebten „Speed-Folker“  befinden sich nämlich auf Unplugged-Tournee, den Fans auch bekannt als „Acoustic Pub Crawl“, wobei natürlich nicht nur die Irish Pubs im deutschsprachigen Raum bespielt werden. Nichtsdestotrotz bleiben die Fiddlers ihrem Sound treu, nur im Pit blieb wie gewohnt kein Stein auf dem anderen. Während Geiger Tobi auf Töpfe und Pfannen einschlug und die ganze Halle alte Shantys grölte, war kein Platz mehr für schlechte Laune oder Bewegungshemmungen. Abgesehen von Eigenkompositionen lieferten Albi und Co. erfrischende Neuinterpretationen von bekannten Traditionals der irischen und schottischen Folkmusik. Ganz nebenbei bemerkte der Sänger auch, dass die eben am 23. Oktober erschienene CD/DVD-Kombination „25 Blarney Roses – Live in Cologne“ mit im Gepäck und am Merch-Stand zu erwerben sei. Schließlich wurde noch eine Videobotschaft an Subway To Sally aufgenommen anlässlich der Ankündigung des gemeinsamen Bestreitens der „Eisheiligen Nächte 2015“ im Dezember. Die Fotos der Fiddler’s gibt es in unserer Galerie (-> hier).

Ein ordentliches Kontrastprogramm boten im Anschluss Haggard dar: laut und basslastig war ein Dröhnen bis nach draußen vor dem VAZ zu hören, da wurde einem gewar, das muss von der härteren Metal-Fraktion stammen. Mit einem Dutzend Mitgliedern war Haggard – bekannt für Auftritte in Bandgrößen bis zu einem mittleren Symphonieorchester – relativ bescheiden vertreten. Das änderte nichts daran, dass man sich vorher während des Soundchecks etwas länger gedulden musste, denn es mussten erst zahlreiche Instrumente für die Berufsmusiker korrekt eingestellt werden. Dem durchwegs heterogenen Publikum schien das aber nichts auszumachen, wer Haggard kennt, weiß, das kann manchmal halt länger dauern. Dafür begeisterte der Auftritt des Münchener Metal-Ensembles die Fans umso mehr, die Gruppe spielte einige ihrer beliebtesten Songs, welche teilweise noch zusätzlich durch einen klassisch ausgebildeten Sänger und eine Sängerin unterstützt wurden. Besonders auffällig waren wie stets bei Haggard die harmonischen Übergänge von ruhigeren Saltatio Mortis-5zu schnelleren und metal-lastigeren Parts. Die Fotos des Auftrittes gibt es vollständig in der Galerie (-> hier).
Nach diesen Szene-Größen traten als Headliner noch Saltatio Mortis ins Rampenlicht. In den neuen Tag hinein, stellten die Mannheimer ihr neues Album, „Zirkus Zeitgeist“, vor, das im Sommer erschienen war. Mit der CD kamen offensichtlich auch neue Bühnen-Outfits und eine überarbeitete Show mit, zumindest gleichte nichts mehr den Auftritten des vergangenen Festivalsommers. Die Stürmer der deutschen Charts verstanden es auch im Nachbarland, eine gelungene Performance hinzulegen. Es wurden selbstverständlich viele neue Songs gespielt, wie beispielsweise „Nachts weinen die Soldaten“ oder „Wo sind die Clowns?“. Viel Bewegung herrschte wie bei den Spielleuten üblich, man kann einfach nicht ruhig stehen, wenn man regelmäßig von Frontmann Alea zum Mitmachen angetrieben wird. Zum Schluss hin brachte man noch mit einigen SaMo-Klassikern die Menge zur endgültigen Ekstase. Nur die politischen Aussagen der Band waren etwas zurückhaltender als in ihrer Heimat. Auch die Bilder der Spielmänner gibt es in der Galerie (-> hier).

So endete das Mittelalterspektakel auch schon vergleichsweise früh, ein After-Show-Programm gab es diesmal nicht. Auch wer über den kleinen Mittelaltermarkt mit ein paar Händlern, Tavernen, Handwerkern und einer Bäckerei schlendern wollte, tat dies besser zwischen den Konzerten, da der Abbau des Marktes schon vor Mitternacht begann und man somit nach Programmende kaum mehr etwas ergattern konnte. Zur Unterhaltung in den Konzertpausen trugen ebenfalls auf dem Marktgelände Die Schandgesellen bei. Alles in allem war es ein großartiger Konzertabend, nur wäre es wünschenswert, wenn man bei der nächsten Auflage davon wieder die Gelegenheit bekäme, den Abend etwas ausklingen zu lassen, bevor man nach Hause fährt.