melecheshenkicover_638Black Metal mit orientalischer Couleur? Das mutet einfach falsch an. Noch dazu aus der Wiege der jüdischen und christlichen Religion Jerusalem? Das muss ein schlechter Scherz sein. Die Unruhestifter Melechesh ziehen aus diesem Umstand eine geradezu subversive Freude, die Blasphemie in die Geburtsstätte heutiger Konfessionen zu tragen, das betont das Trüppchen immer wieder. Selbst keine Israelis, sondern assyrisch-armenischen Hintergrunds ist die Band -neben Frontmann Melechesh Ashmedi unter stetem Besetzungswechsel leidend- seit einigen Jahren unter Vertrag beim namhaften Label Nuclear Blast. Nach unzähligen Diskussionen und Wortgefechten mit religiösen Vertretern ihrer Heimat Israel verlegten die spirituellen Exilgänger ihren Standort allerdings schon Ende der 90er in die Niederlande. Nach 2010er Platte „The Epigenesis“ folgt Ende Februar mit „Enki“ das lang ersehnte Folgewerk. Hier wird auch das Konzept der künstlerisch anspruchsvollen Musik von Melechesh deutlich: es geht nicht einfach bloß um Satanismus – die Band thematisiert Mythologie und Geschichte Mesopotamiens und lehrt ihre Hörer längst vergessene, alte Sprachen und Kulturen wie die der Sumerer oder der Babylonier. Passend ist Enki auch als Gott der Handwerkskunst, Schöpfung und Weisheit bekannt – und was für eine ein Sandsturm da auf uns zubraust, dafür haben die Herrschaften erst kürzlich weiteres Zeugnis geliefert. Nach dem ersten Vorgeschmack „Multiple Truths“ folgt jetzt der wuchtvolle und das Chaos geradezu schlürfende Song „Lost Tribes“, seit kurzem als Lyric-Video bei Youtube zu sehen. Die Ankunft Enkis wird pompös eingeläutet – melodischer Black Metal-Klang, versetzt mit treibenden Thrash Metal-Riffs und stark gewürzt mit orientalischen und generell antiken Instrumenten wie Bendir-Trommeln oder einer Bouzouki-Laute. Diese gehen keineswegs unter im sonst so wilden Sound der extremen Metal-Sparte.

Reinhören könnt ihr hier:

Melechesh2014b-e1418399010507Der Melechesh-Kult (im Übrigen „Meh-lek-esh“ gesprochen, hebr. „König des Feuers“) hat sich auch gleich einige Größen der Metal-Musik ins Boot geholt: bei „Lost Tribes“ schenkt niemand Geringeres als Max Cavalera (ex-Sepultura, The Cavalera Conspiracy) seine Kehle, während zudem noch Anthrax-Gitarrist Rob Caggiano und Rotting Christ-Kopf Sakis Tolis auf „Enki“ vertreten sind.  Melechesh Ashmedis Band polarisiert bereits seit nicht weniger als 22 Jahren – Mystik und Okkultismus, sowie Israel- und allgemein religionsfeindliche Aussagen brachten dem Musiker vielfach schon Schwierigkeiten aller Art in seiner Heimat ein, aber das hat die Band niemals unterkriegen können.  Die vielen Nationalitäten unter den Mitgliedern sieht die Band ohnehin als offene, metaphorische Rebellion gegen jede Form vom Rassismus und vom Menschen kreierte virtuelle Grenzen. Freigeistig. Stark. Unaufhaltsam. Lasset die „Creatio ex nihilo“ beginnen!

„Enki“ erscheint am 27. Februar bei Nuclear Blast Records – neben einer Handvoll Festivals in Europa steht allerdings zunächst eine ausgedehnte Nordamerika-Tour an.