Im Januar feiern sie ihren zweiten Geburtstag und da war es höchste Zeit, einen Silberling auf den Markt zu bringen. Daher haben Haggefugg am 12.11. diesen Jahres im Kölner MTC ihr Debütalbum „Metgefühl“ vorgestellt. Nach der berauschenden Party ist es an der Zeit, das Album einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei stolpert man zunächst über den Titel des Albums, denn was ist eigentlich dieses Metgefühl? Es ist ein Gefühl der tiefsten Verbundenheit und der Geselligkeit mit den allerliebsten Saufkumpanen oder der Lieblingsband oder beides. Dieses Feeling soll das Album der Kölner nun auch in die Wohnzimmer der Republik tragen. Die sechsköpfige Band bedient sich dabei einer Mischung aus Mittelalter-Rock, Metal und Traditionals.

Das Intro des Albums, das auch gleich den selben Titel trägt, mutet zunächst etwas merkwürdig an. Grölen, etwas disharmonische Flötenklänge und wildes Durcheinander-Gerede begrüßt den Hörer in der Haggefuggschen Lieblingstaverne. Man fühlt sich allerdings gleich in ihrer Mitte willkommen geheißen, doch leider scheint ihnen der Met ausgegangen zu sein. Zumindest erzählt der sehr rockige Track „Met, Wirt, Bestellt“ davon. Sobald der Wirt neuen Met bestellt hat, kann die Sause weiter gehen. Mit Dudelsäcken und jaulenden Gitarren, die sich im Wechselspiel ergänzen.
„Trinkt aus!“ beginnt mit der schnellen Anweisung: „Schlag das Fass an!“ und könnte daher als die Fortsetzung des vorherigen Songs gesehen werden. Musikalisch schlägt auch dieser Song eher die Metal-Richtung ein und die Dudelsäcke begleiten nur in kurzen Interludien und vor allem im Refrain. Der Wechsel zwischen bösem, kratzigem Gesang in den Strophen und melodischem, mehrstimmigem Gesang in den längeren Refrains wirkt teilweise etwas holprig. Es fällt aber sehr leicht sich schnell in die Reihen der singenden Männer (und Frauen) zu stellen, denn der Refrain wirkt geradezu wie ein Schlachtgesang.haggefugg_pressefoto

Mit „Krähenweise“ wird es dann zunächst einmal etwas ruhiger. Im Intro haben die verschiedensten mittelalterlichen Instrumente und die Dudelsäcke die Chance, sich endlich mal ordentlich zu beweisen. Nach der ersten Strophe mischt sich dann aber wieder die harte E-Gitarre ein, was allerdings gut zur Songentwicklung passt. Die „Spielmannssünden“ werden dann in düsterem, aber doch fröhlichem Ambiente präsentiert. Die Strophen werden sehr rau gesungen und von eingängigen Gitarrenriffs begleitet. In den Refrain mischt sich dann der Dudelsack wieder ein und gibt dem rau-düsterem Feeling einen fröhlichen Anstrich.
Die Dudelsäcke geleiten den Hörer dann sogleich „In die Schänke“. Zumindest die Melodie wird den meisten Fans des Mittelalter-Rocks bekannt vorkommen, aber den Text haben Haggefugg passend auf den alten Song geschneidert. Traditional trifft moderne Interpretation! Bevor es mit den Traditionals „A visit lo lop“ und „Villemann og Magnhild“ weiter geht, deren Versionen mit denen von Saltatio Mortis und In Extremo durchaus mithalten können, gibt es noch den Song „Tapferes Herz“. Der Track besingt die Gesellschaft, ungeschönt und rau, um einem dann in Erinnerung zu rufen, dass man doch eigentlich etwas ganz anderes will, nämlich Freiheit.

Mit „Danse du ventre“ geht es in orientalisch-rockigem Stil dem Ende des Albums entgegen. Ob man allerdings auf die rockigen Klänge einen Bauchtanz anständig hinbekommt, muss noch getestet werden. Die Botschaft ist allerdings eindeutig: Wo Wein, Weib und Gesang ist, ist auch Musik und Tanz. Da kann es auch schon mal ein bisschen verruchter zugehen. Aber ist es nicht das, was wir eigentlich alle wollen? Ein bisschen zügellos dem Wein und der Lust frönen?
Wem das nicht zusagt, der kann zu guter Letzt noch dem „Seemannsgarn“ lauschen, der einen mit Möwengekreisch und Summen an eine entlegene Küste entführt. Da sowohl Dudselsäcke als auch Gitarren und Gesang eher ruhige Klänge anstoßen, könnte der Track beinahe schon als Ballade durchgehen.
Mit „Plattgekontert“ befindet man sich dann wieder in der Szenerie des Intros. Die beiden Tracks bieten dem Album also einen Rahmen, der am Anfang zwar gewöhnungsbedürftig erscheint, aber im Nachhinein betrachtet sehr gut zur Botschaft des Albums passt. Zudem gibt es noch einen kleinen Track, dessen Inhalt ’saufen‘ ist, also alles irgendwie nochmal zusammenfasst.

Fazit: Das Debütalbum „Metgefühl“ von der jungen Band Haggefugg zeigt durchaus deren Potential. Gerade die Traditionals beweisen, dass sich die sechs Jungs hinter keiner Band verstecken müssen. Musikalisch wirkt der Silberling durchaus ausgereift, aber gesanglich könnte noch etwas mehr Ruhe und Beständigkeit in die Tracks gesteckt werden. Durch den rauen Gesang wirken einige Song doch recht chaotisch. Das ist aber vermutlich Geschmackssache.
Insgesamt kann man dem Album ein klares „Daumen hoch“ geben und sich auf die nächste Sause außerhalb des Wohnzimmers freuen. Die Freude und die Geselligkeit kommt durch einige Songs tatsächlich auch zu Hause an. Das Ziel wurde also verfolgt und erreicht.