Eine Prise Mittelalter, einen Messbecher Humor, eine Schippe Sex, drei Mal umrühren und schon erhält man Feuerschwanz. Die Formatio um Hauptmann Feuerschwanz und Prinz Hodenherz melden sich nach zwei Jahren voller Konzerte, Feierlichkeiten und Met mit einem neuen Album zurück. Nachdem sie 2014 das Leben in vollen Zügen mit „Auf’s Leben“ (-> wir berichteten) zelebrierten, setzen sie nun mit dem neuen Silberling nicht nur einen neuen Meilenstein sondern gleichzeitig ein dickes fettes Statement. Heute, am 19.08.2016 erscheint das Werk, das den glorreichen Namen „Sex ist Muss“ trägt, via F.A.M.E. Recordings. Schon im Vorfeld war das Video zum Titelsong veröffentlicht worden und machte das Thema der Platte deutlich. Im vergangenen Jahr sah sich Feuerschwanz, mit einer harten Seximus-Diskussion konfrontiert, die für eingefleischte Fans der Band unfassbar und gleichzeitig albern war. Auch die Band nahm öffentlich Stellung zu den Vorwürfen, die eine feministisch geprägte Gruppe in den Raum geworfen hatten. Wer Feuerschwanz kennt, der weiß aber, dass die Songs zwar tatsächlich humorvoll sexistisch sind, aber keinesfalls frauenfeindlich. Hier bekommt jeder sein Fett weg und dank des neuen Albums nun auch gezielt alle „Hardcore-Feministinnen“.

Das Album beginnt mit „Ketzerei“, das bereits auf einigen Konzerten wie beispielsweise dem MPS Dortmund (-> wir berichteten) gespielt wurde. Wie eine Rockoper anmutend erzählt der Song von einem tugendhaften und ehrbaren Mann, der durch eine rothaarige Frau zu allerlei Ketzerischem verführt wurde. Ketzerei, Blasphemie und Schwarze Magie: eine wundervolle Einleitung für ein Statement gegen die übertriebene Political Correctness, die immer weiter um sich greift. Der zweite Song weicht von dieser Thematik dann erst einmal ab, denn „Krieger des Mets“ orientiert sich eher wieder an Met, Gelage und dem Retter jeder Party. Hier wird nun das Weibsvolk durch den heroischen Krieger betört. Der Spieß wird also umgedreht, denn jeder kann Verführer sein. Daraufhin folgt auch gleich schon der Titelsong „Sex is Muss“, der von Bienchen und Blümchen erzählt. Eine Ode an die (körperliche) Liebe, die zugegebenermaßen in der menschlichen Natur liegt. Warum also prüde um den heißen Brei herum reden? Das amüsante Musikvideo dazu seht ihr hier:

Der vierte von leider nur 12 Songs trägt den Titel „Ein Schelm wer Böses dabei denkt“ und zählt viele alte Lieder auf, in denen man Sexismus und Frauenfeindlichkeit sehen könnte. Humorvoll und musikalisch auf Feuerschwanz-Manier umgesetzt bleibt der Song im Ohr hängen. Hier beweist Feuerschwanz erneut, dass sie auch ernstere Themen in beschwingte Musik packen können, denn warum denken die Leute denn so „böse“ über ihre Songs? Ganz einfach: Weil sie es denken wollen! Aber davon lassen sich die Erlanger nicht abhalten und gehen ihren Weg weiter. Hut ab dafür!
Beinahe jeder Musiker der Truppe hat in der Vergangenheit bereits ein eigenes Lied bekommen und nun ist auch endlich „Taugenix“ dran, denn auch ein Bassist möchte gewürdigt werden. Musikalisch mutet der Track etwas orientalisch an und lockert das Album auf.

So richtig was zum Lachen gibt es dann schon im Into von „Hexenjagd“, zumindest wenn man „Die nackte Kanone“ mit Leslie Nielsen kennt. Es passt jedenfalls wunderbar zu dem recht rockigen Track, der eine Hexenjagd zwar nicht verherrlicht, aber genau aufzeigt, wie schnell es zu so einer kommen kann. Sich einen Sündenbock zu suchen, ist auch heute noch unglaublich leicht und keineswegs ein Thema der Vergangenheit. Der Song zeigt die menschliche Scheinheiligkeit in seiner ganzen Pracht.FEUERSCHWANZ_Presse_mit Logo_2©flownmary
Im folgenden Track „Ringelpietz“ bekommen weder Männlein noch Weiblein etwas ab, sondern verschiedene Subkulturen, unter anderem die Gothic-Kultur. Mindestens der Refrain bleibt sofort im Ohr hängen, während die Strophen nichts mit mittelalterlichen Klängen gemein haben. Dieser Mix macht es aber besonders hörenswert, denn die Botschaft wird deutlich: Egal, was für Musik wir hören, wir tanzen doch eh alle den Ringelpietz!

Eine ruhige und besinnliche Ballade gibt es dann mit „Nachtlied“, das zum Träumen einlädt. Sanfte Gitarrenklänge begleiten des Hauptmanns halbgesprochenen Gesang. Man möchte sich einfach ans Lagerfeuer setzen und ihm zuhören. Ein bisschen Einsamkeit trifft auf Kindheitsängste und das Erwachsenwerden in der Obhut des Drachen. Doch genug Trübsal geblasen. Mit „Moralisch (höchst verwerflich)“ geht es dann wieder steil bergauf zu den Themen, die die Welt heutzutage so
beschäftigt. Im tanzbaren Klanggewand wird Kritik an allem geübt, das man im Leben am besten tun oder lassen soll. Alles, was gesund ist macht keinen Spaß und wenn etwas moralisch eventuell verwerflich ist, dann werden alle guten Ratschläge über Bord geworfen, so lange man sich seine Lebensfreude erhält. Auch wenn in uns der „Teufel“ wohnen sollte, können wir doch immer noch sagen: das hat sich gelohnt!

Mit „Es wollt ein Bauer früh aufstehen“ liegt dann ein rockiger Track vor, der gesanglich an ein altes Volkslied erinnert. Textlich zum Schreien komisch, wird man schnell zum Mitsingen animiert. In den Interludien kommt dann der Dudelsack etwas mehr zum Einsatz und man fühlt sich an Saor Patrol erinnert. Insgesamt passt das aber wunderbar zusammen. Der letzte Song „Ruderboot“ ist zwar musikalisch auch wieder besinnlich und etwas traurig, aber die Message ist eindeutig: Selbst wenn man nichts hat, kann man immer noch Lachen und Tanzen und sich schon gar nicht die Freude am Leben nehmen lassen.

Fazit: „Sex is Muss“ hat alle Erwartungen übertroffen und wer hätte gedacht, dass sich „Auf’s Leben“ noch toppen lässt? Ich persönlich bin vollends begeistert und bekomme von diesem Album nie genug. Besonders „Hexenjagd“, „Moralisch (höchst verwerflich)“ und „Ringelpietz“ sind für mich persönlich absolute Ohrwürmer. Wie sich das ganze live präsentieren lässt, werden die Erlanger auf ihrer Tour im Herbst unter Beweis stellen und darauf bin ich schon sehr gespannt. Für alle Fans der Band ist das Album aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Und alle, die sich dadurch schon wieder angegriffen fühlen, sei in Feuerschwanz-Manier gesagt: heult leise!